So tickt der Coburger hinterm Steuer
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Dienstag, 04. April 2017
1,4 Millionen Fahrzeuge hat die HUK Coburg im vergangenen Jahr neu versichert und 360 000 neue Kunden gewonnen.
Für Wolfgang Weiler, den Vorstandssprecher der HUK Coburg, war die vorgezogene Bilanz-Pressekonferenz am Montag in Coburg in mehrfacher Hinsicht denkwürdig: Abgesehen davon, dass er erneut Rekordergebnisse vermelden durfte, konnte Weiler zum ersten Mal auch Erkenntnisse über den typischen Coburger Autofahrer liefern. Außerdem war es für ihn die letzte Bilanz-Pressekonferenz seines Berufslebens in der HUK. Nach fast 30 Jahren im Unternehmen wird Weiler mit Vollendung des 65. Lebensjahres zum 31. Juli seinen Ruhestand antreten.
"Laternenparker" dominieren
Der typische Coburger Autofahrer ist zwischen 50 und 60 Jahre alt, fährt im Jahr zwischen 9000 und 12 000 Kilometer und tut das besser als der deutsche Durchschnitts-Autofahrer. Diese Erkenntnisse hat die HUK aus den eigenen Schadens- und Bestandszahlen ermittelt, aber auch über eine Umfrage auf ihrer Facebook-Seite, die speziell an Coburger Autofahrer gerichtet war. Während die städtischen Haushalte mit je einem Auto im deutschen Durchschnitt liegen, haben die Haushalte im Landkreis sogar statistisch 1,5 Autos zur Verfügung. Dabei dominieren in der Stadt die "Laternenparker", im Landkreis parken die meisten Autos etwas komfortabler, in der Garage.
Was Schäden angeht, fahren die Coburger vorbildlich: Von 1000 Autofahrern verursachen nur 54 pro Jahr einen Unfall. Wenn es kracht, handelt es sich meistens um Parkunfälle, gefolgt von Auffahrunfällen und Vorfahrtsverletzungen. Auch in der Teilkaskoversicherung verursachen die Coburger weniger Schäden als der Bundesdurchschnitt. Gerade Glasschäden sind deutlich seltener, was vermutlich daran liegt, dass die Region bisher von schwerem Hagel verschont geblieben ist.
Wenn in Coburg Autos gestohlen werden, dann eher teuere Modelle. Jeder zweite sieht sein Auto als "reines Fortbewegungsmittel", jeder Fünfte aber als "besten Freund" oder sogar als "zweites Zuhause". Mehr als die Hälfte der Befragten wäscht mindestens einmal im Monat das Auto, für ein Drittel reichen ein oder zwei Wäschen im Jahr aus.
Preisanstieg bei Ersatzteilen
Mehr als 360 000 Kunden haben sich im vergangenen Jahr neu für die HUK Coburg entschieden. Damit versichert der Konzern jetzt 11,6 Millionen Menschen mit 37,2 Millionen Verträgen. Unterm Strich ist die HUK damit 2016 schneller gewachsen als der übrige Markt. Die Beitragseinnahmen stiegen um fünf Prozent auf knapp sieben Milliarden Euro, wie Weiler berichtete.Ein kleiner Wermutstropfen: In der Autoversicherung ist der Schadenaufwand deutlich gestiegen - es gab einerseits mehr Personenschäden und zweitens einen Preisanstieg bei Fahrzeugteilen. "Sichtbare Ersatzteile sind in Deutschland designgeschützt", erläuterte Weiler. "Das heißt, man kann sie nur vom Hersteller beziehen - eine klassische Monopolsituation."
Mit der Entwicklung des Neugeschäfts könne die Gruppe sehr zufrieden sein. "Wir haben unsere Ziele erreicht, teilweise sogar übertroffen", berichtete Weiler. Zum achten Mal in Folge habe das Unternehmen in der Kraftfahrtversicherung ein Neugeschäft von über einer Million Verträge (1,4 Millionen) erreicht. Ein hohes Wachstum verzeichnet die HUK auch in den Haftpflicht-, Unfall- und Sachsparten, ein Rekordgeschäft in der Rechtschutzversicherung mit über 130 000 Neuverträgen, spürbares Wachstum in der Krankenversicherung, vor allem in der Vollversicherung, und ein "erfreuliches Neugeschäft" in der Lebensversicherung. Hier ging der Bestand allerdings um 1,3 Prozent zurück. Das liege daran, dass eine relativ große Zahl von Verträgen den regulären Ablauf erreicht habe, erläuterte Weiler. "Die starken Jahrgänge laufen aus - so viele kommen nicht mehr nach."
Gleichzeitig ist die HUK in der Lebensversicherung mit neuen Produkten gestartet, etwa der selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung (bisher gab es diese nur als Zusatzversicherung) und Start-Policen für junge Leute unter 30, die Berufsanfängern bezahlbaren Versicherungsschutz ermöglichen.
Das Unternehmen erwirtschaftete einen Jahresüberschuss von 411 Millionen Euro nach Steuern - "das geht ins Eigenkapital", sagte Weiler.