So tanzt der Tod in Coburg durch die Jahrhunderte
Autor: Jochen Berger
Coburg, Mittwoch, 24. Oktober 2018
Wie die Kunstsammlungen und der Hospizverein Coburg einen ungewöhnlichen Abend auf der Veste gestalteten.
Wie weit ist der Weg von der mahnenden Erinnerung an die eigene Vergänglichkeit bis zum blanken Halloween-Kommerz? Wie nahe liegen Todesfurcht und Lebenslust beieinander? Gedanken, die ein ungewöhnlicher Abend in der Großen Hofstube der Veste aufwarf.
Zusammenarbeit mit dem Hospizverein
"Zum Sterben schön" - unter diesem Motto präsentierten die Kunstsammlungen erstmals in Zusammenarbeit mit dem Hospizverein Coburg einen Abend mit Kunst und Musik zum Thema Vergänglichkeit.
Vermarktung von Todessymbolen
Wieviel aber hat sich tatsächlich verändert seit dem auf eine Friedhofsmauer gemalten Basler Totentanz aus dem 15. Jahrhundert und der heutigen Vermarktung von Todessymbolen bis hin zu Plastikskeletten.
Als Leiterin des Kupferstichkabinetts beleuchtete Stefanie Knöll Todesdarstellungen in der Kunst - mit durchaus ambivalenten Erkenntnissen und manchen überraschenden Einsichten.
Baseler Totentanz
Denn schon der berühmte, 60 Meter lange, 1805 zerstörte Baseler Totentanz, sei bereits früh nicht nur eindringliche Mahnung, sondern eben auch touristische Attraktion gewesen. Und Hans Holbein d.J. bewies mit seinen Bildern des Todes schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, dass sich mit der eindringlichen Darstellung der Vergänglichkeit Geschäfte machen ließen. Sein Totentanz erlebte zahlreiche originale Auflagen und ebenso zahlreiche Auflagen von Raubkopien.
Von Holbein bis Grieshaber
Dass die Darstellung des Todes die Künstler nicht nur in früheren Jahrhunderten, sondern bis in die Gegenwart beschäftigt, inspiriert und herausgefordert hat, bewies Stefanie Knöll dann mit Beispielen von HAP Grieshaber mit seiner Version des Totentanzes von Basel sowie mit Markus Lüpertz.
Angst und Lebensgier
Und wie könnten musikalische Totentänze vergangener Zeiten geklungen haben? Dass Fröhlichkeit und Furcht, Angst und Lebensgier nahe beieinander liegen können, ließen die ausgewählten musikalischen Beispiele hörbar werden.