So schön kann Neustadt werden
Autor: Rainer Lutz
Neustadt bei Coburg, Freitag, 10. Juli 2015
Der Architektenwettbewerb ist abgeschlossen. Die Jury hat vier eingereichte Entwürfe für die künftige Gestaltung der "Guten Stube" der Stadt mit Preisen bedacht. Welcher Entwurf umgesetzt wird, entscheidet der Stadtrat.
Schön soll sie werden, die kleine Stadt am Fuß des Muppbergs. An diesem Ziel wird seit Jahren gearbeitet. Entwicklungskonzept (ISEK), Rahmenplan und jetzt ein Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des Marktplatzes sind die Instrumente, die eingesetzt werden, um Schritt für Schritt - so wie es das Budget zulässt - am Stadtbild zu arbeiten.
Die Röden in hübsch beleuchteter Neufassung oder Kulturwerkstatt am Patzschke-Areal sind Schritte gewesen. Mit dem Marktplatz steht nun ein weiterer an. Es ist ein großer. Doch zuletzt wurde der Platz vor 30 Jahren neu gestaltet, sagte Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD) am Freitag bei der Preisverleihung zum Architektenwettbewerb. Das Pflaster hält heutigen Belastungen nicht mehr Stand. Jahr für Jahr muss die Stadt rund 80.000 Euro für die Instandhaltung rechnen. "Das ist auf Dauer keine wirtschaftliche Situation", so Rebhan.
Sanierung nur mit Gestaltung
Wenn der Platz aber nun einmal saniert werden muss, dann steht für Oberbürgermeister und Stadtrat fest, dass er auch gleich neu gestaltet wird. So kam es zum Architektenwettbewerb und mit ihm zu 26 eingereichten Entwürfen, die recht unterschiedliche Ansätze zeigten. Alle waren im Foyer des Rathauses ausgestellt. Einer zog die Blicke der Besucher vor allem an: Platz vier in der Wertung der Jury. Die Architekten Tillner und Willinger aus Wien legten sich keine Fesseln an, gaben dem Marktplatz viel Wasser, viel Grün und viel Terrassen und Raum zur Begegnung. Als Vorsitzende der Jury, sagte Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin Rita Lex-Kerfers: "Da schaut man hin und sagt erstmal booah, toll!" Sie fand aber auch: "Neustadt ist eine Kleinstadt mit 15.000 Einwohnern. Dieser Entwurf spricht eine andere Sprache." Zu toll also für Neustadt? Eher wohl ein wenig zu teuer. Am Ende ging es auch um Fragen des Unterhalts und praktische Anliegen, wie die Nutzung der Wasserfläche im Winter.
Berliner Konzept überzeugte
Die Plätze drei und zwei waren da günstiger. Doch kam die Kirche nicht so zur Geltung, wie es dem Ensemble nach Ansicht der Jury besser zu Gesicht steht. Daher also die Entscheidung für den jetzt gekürten Entwurf des Büros bbzl aus Berlin, vertreten durch die Professorin und Landschaftsarchitektin Ulrike Böhm. Ob am Ende wirklich ihr Entwurf umgesetzt wird, oder einer der anderen Preisträger zum Zug kommt, und wie weit noch etwas geändert wird, muss der Stadtrat entscheiden.
Leicht fiel der Jury die Entscheidung nicht. Wie Rita Lex-Kerfers erklärte, wurden die Arbeiten in mehreren Runden begutachtet. Im Ausschlussverfahren sortierte das Gremium dann nach und nach immer mehr Entwürfe aus. "Wir haben einen ganzen Tag gebraucht, um die engere Auswahl festzulegen", sagte Lex-Kerfers.
Das war die Jury
Preisrichter waren dabei Zweite Bürgermeisterin Elke Protzmann (CSU), Dritter Bürgermeister Martin Stingl (SPD), Stadtrat Michael Weyh (FW) und Stadtrat Peter Soyer (SPD) von der Stadt. Dazu kamen Architektin Anne Beer aus München, Architekt Andreas Wolf aus Leipzig, Architekt Volker Kleinekort aus Düsseldorf, Rita Lex-Kerfers aus München und Landschaftsarchitekt Timo Herrmann aus Berlin. Diese externen Fachleute sollten den Blick ohne "Neustadt-Brille" mit in die Diskussion bringen. Berater ohne Stimmrecht waren schließlich Richard Peschel vom Baureferat der Stadt, Detlef Heerlein (Verkehrsamt), Ulrich Wolf (Hauptamt), Architekt Vinzenz Dilcher aus Weimar und Stadträtin Pia Faber (FW) als Vertreterin der Werbegemeinschaft der Stadt.
Wann der Marktplatz fertig umgestaltet sein wird, dazu konnten jetzt noch keine sicheren Pläne gemacht werden. Aber der nächste Schritt ist getan. Auf jeden weiteren werden die Neustadter gespannt sein.