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So nimmt Eros Ramazotti Abschied von Coburg


Autor: Jochen Berger

Coburg, Sonntag, 12. Mai 2019

Wie die letzte Folge der Reihe "Selfies einer Utopie" das Publikum in der Coburger Reithalle unterhält.
"Eros Ramazotti hat Angst vor der Arbeit": Die letzte Folge der Theaterserie "Selfies einer Utopie" feierte am Samstag Premiere in der Coburger Reithalle (von links: Kerstin Hänel, Frederik Leberle und Friedrike Pasch.Foto: Jochen Berger


In einer Welt, die längst völlig aus den Fugen geraten scheint: Wie fiktiv sind die kühnsten, verrücktesten Ideen, die Theater sich ausdenken kann?

Bezogen auf das Landestheater Coburg: Sind die "Selfies einer Utopie" tatsächlich nur eine anarchische Experimentier-Plattform für den Autor und Regisseur Nicola Bremer?

Eros Ramazotti

Oder ist das scheinbar völlig freie szenische Improvisieren über einen hemmungslos anspielungsreichen Text vielleicht doch näher an der Wirklichkeit, als dem amüsiert applaudierenden Publikum recht sein kann? Nicola Bremer jedenfalls hat für die fünfte und zugleich letzte Folge seiner Theaterserie wieder einen Cocktail aus zunächst scheinbar gar nicht zusammen passenden Zutaten angerührt. Unter dem Etikett "Eros Ramazotti hat Angst vor der Arbeit" mischt Bremer große Politik und Anspielungen auf Coburgs gastronomische Szene ungeniert miteinander.

Royales Baby

Viele tagesaktuelle Anspielungen finden sich in Bremers Text-Collage - von Bodo Ramelows kontrovers diskutierten Überlegungen zu einer neuen Nationalhymne bis zur Angst des royalen Babies, mit einem blöden Namen hinaus ins Leben geschickt zu werden.

SPD und Homöopathie

Dreht der längst unaufhaltsam Richtung Rentenalter marschierende Schmusebarde Eros Ramazotti Katzenvideos für Instagram? Würde Eros Ramazotti in Deutschland zum AfD-Wähler mutieren? Kann ein unheimlicher Algorithmus gar ausrechnen, wer die am 26. Mai anstehende Europawahl gewinnt? Wer könnte 2020 in den Wahlkampf ziehen gegen US-Präsident Donald Trump? Und was haben die SPD und Homöopathie gemeinsam?

Regie-Anweisungen

Fragen über Fragen, auf die das Schauspieler-Trio Friedrike Pasch, Kerstin Hänel und Frederik Leberle auch keine konkreten Antworten parat haben. Schauspielerische Antworten aber haben sie auf die Regie-Anweisungen, die Nicola Bremer mit Hilfe von in die Höhe gehaltenen Tafeln erteilt.

Begeisterter Applaus

Auf ihnen stehen lapidare Anweisungen, auf die die Darsteller sofort reagieren müssen. Das Trio auf der Bühne macht daraus mit großem Einsatz und großer Spielfreude einen turbulenten, mitreißenden Theaterabend. Begeisterter Applaus in der Reithalle.

Ausblick

"Selfies einer Utopie" Folge 5 "Eros Ramazzotti hat Angst vor der Arbeit - Donnerstag, 16. Mai, 20 Uhr, Theater in der Reithalle Tickets im Vorverkauf in der Tageblatt-Geschäftsstelle und an der Theaterkasse