So klingt die Adventszeit in Coburg
Autor: Jochen Berger
Coburg, Mittwoch, 11. Dezember 2013
Wie der Melchior-Franck-Kreis Coburg mit Musik aus alten Notenbüchern viele Zuhörer in die St.-Nikolaus-Kapelle am Coburger Rosengarten lockt.
Draußen rauscht eilig der Berufsverkehr vorbei. Die Schweinwerfer der vorbeifahrenden Autos beleuchten immer wieder für Momente von außen die schmalen Fenster im Chorraum der St.-Nikolaus-Kapelle. Drinnen aber hält die Zeit scheinbar inne.
Historische Wandgemälde
Für eine vorweihnachtliche Stunde regiert hier vor den his torischen Wandmalereien nicht die Hektik der Gegenwart mit ihrer Gier nach hastigen Einkäufen. Stattdessen zaubern historische Instrumente Klänge längst vergangener Jahrhunderte herbei: Gemshörner und Blockflöten, Gambe und Laute, dazu die zarte Renaissance-Harfe und die durchdringenden Krummhörner mit ihrem schnarrenden Gesang.
"Ihr lieben Hirten"
"Davon ich singen und sagen will" - unter diesem Motto präsentiert der Melchior-Franck-Kreis unter Leitung von Knut
Kunstvoll verwobenes Programm
Sie alle erleben ein Programm, in dem Knut Gramß wieder einmal sein Geschick beweist, aus Vokal- und Instrumentalstücken dicht verwobene Klangteppiche zu knüpfen, die inhaltlich beziehungsreich verwoben sind. Dabei weiß Gramß ganz genau, wie wichtig es ist, immer wieder auch kontrastierende Akzente zu setzen.
Und so folgen auf freudig bewegte Stücke wie beispielsweise einen Satz aus Andreas Hammerschmidts Kantate "Ihr lieben Hirten" von 1655 die zarten Klänge einer Pavane von Johann Hermann Schein, die Gramß auf Flöten, Gambe, Laute und Harfe musizieren lässt.
Auch das gehört ganz entscheidend zu den Konzerten des Melchior-Franck-Kreises - das besondere Geschick von Knut Gramß, selbst schlichte Sätze immer wieder durch geschickt abwechselnde Wahl der Instrumente und Stimmen in farbige Klanggewänder zu hüllen.
Huldigung an den Namenspatron
Auch in diesem Jahr hat der Melchior-Franck-Kreis Musik seines Namenspatrons, des einstigen Coburger Hofkapellmeisters, im Programm. In diesem Fall "Nun komm, der Heiden Heiland" aus dem Jahr 1631 und "Hosanne dem Sohne Davids" aus dem Jahr 1623 - beides Werke, die in Coburg veröffentlicht wurden.
Zwischen Melchior Franck und Michael Praetorius, Johann Hermann Schein und Johann Schop bleibt aber auch Raum für zeitgenössische Akzente, die reizvolle in der Schwebe gehalten sind zwischen Gegenwart und Vergangenheit.
Das gilt für kurze, zarte, apart instrumentierte Sätze von Carl Orff und für John Rutters Komposition "Of a Rose, al lovely Rose" nach Texten aus dem 15. Jahrhundert.
Nach ausdauerndem Beifall erhält das Publikum dann noch eine Zugabe: "Vom Himmel hoch".
Kultur-Tipp
Weihnachtliche Musik Das Konzert des Melchior-Franck-Kreises wird am Donnerstag (12. Dezember, 19 Uhr) in der St. Johanniskirche in Oeslau wiederholt. - Eintritt frei, Spenden erbeten.