So helfen Coburger im Kongo
Autor: Gabi Arnold
Coburg, Mittwoch, 08. Oktober 2014
Der Notarzt Martin Lücke sorgt sich um die Zustände in Afrika und kümmert sich um Hospitanten, die am Klinikum Erfahrung sammeln können.
In diesen Tagen ist wieder eine kleine Delegation der "Coburger Initiative für Ärzte im Kongo" nach Afrika gereist. Das Ziel ist es, die medizinische Versorgung in einem der ärmsten Länder der Welt zu verbessern.
Der Vorsitzende ist der Coburger Notarzt und Anästhesist Martin Lücke, der Mediziner begibt seit einigen Jahren allein oder in der Gruppe in das Land, dass auf der Rankingliste der ärmsten Länder an letzter Stelle steht. Die Coburger haben sich bei den Reisen immer wieder Gedanken gemacht, wie sie als kleiner Verein die ärztliche Versorgung am sinnvollsten unterstützen können.
Dies geschieht zum Beispiel in der Weiterbildung von kongolesischen Ärzten durch Hospitationen im Klinikum Coburg, aber auch ein Urwald- Krankenhauses in Kangu, in der armen Region Mayumbe in der Provinz Bas-Congo, steht im Fokus der Coburger Initiative.
Das für die Region wichtige Krankenhaus Kangu hat in den vergangenen Jahren aus vielen Gründen einen Niedergang erlebt. Im Kongo gibt es keine Krankenversicherung, das heißt die Menschen müssen die Rechnung für Ärzte oder stationäre Aufenthalte selbst aufbringen. Außerhalb des Krankenhauses bieten zwar Sanitätsstationen und niedergelassene Ärzte medizinische Hilfe an, aber viele Patienten wenden sich in ihrer Notlage an traditionelle Heiler, "Apotheker" oder selbsternannte Fachleute.
"Leider behandeln diese die Menschen mit gut gemeinten Rat oft solange, bis sie in einem sehr schlechten Zustand schließlich ins Krankenhaus kommen," weiß Lücke. Sollte die Behandlung erfolglos verlaufen, dann werde dies dem Krankenhaus angelastet. Dank der finanziellen Unterstützung der Coburger hat sich die Situation bereits Schritt für Schritt verbessert, so ist wieder eine fachärztliche chirurgische Versorgung gewährleistet.
Ein Krankenhaus für Oberfranken
Das reicht aber bei Weitem nicht, um das Krankenhaus, das ein Gebiet von der Größe Oberfranken versorgt, langfristig am Leben zu erhalten: Deshalb hat Lückes Vorgänger Klaus Rückert in einem weiteren Schritt den Senior Experten Service SES aus Bonn kontaktiert und Hilfe erhalten. Ein Wirtschaftsexperte war in diesem Jahr für drei Wochen nach Kangu gereist, um die Situation vor Ort zu beleuchten. "Er hat die Schwächen analysiert und Vorschläge erarbeitet, wie sich das Krankenhaus weiterentwickeln kann", erklärt Lücke.
18 Monate Erfahrung sammeln
Im gleichen Zug sind am Coburger Klinikum im Moment drei kongolesische Hospitanten tätig, zwei Ärzte und eine Krankenschwester. Sie bleiben insgesamt 18 Monate in Coburg, um die Arbeit hier kennenzulernen und um sich fortzubilden. Der Arzt Innocent Kiluiba vertieft seine Fähigkeiten in der Geburtshilfe und in der Mammachirurgie. Arlette Nzau-Nzau ist eine Ärztin in Ausbildung zur Fachärztin für Kinderheilkunde, ebenso bildet sich die Krankenschwester Carine Ngoy in der Kinderabteilung weiter. Obwohl im Kongo fast die Hälfte der Bevölkerung jünger als 15 Jahre sind, erklärt Lücke, gebe es kaum Fachärzte. Lücke: "Auf 40 Millionen Kinder kommen 90 Fachärzte, das entspricht einer Zahl von 1 zu 500 000."
Das liege daran, sagt Lücke, dass eine" Facharztausbildung in diesem ärmsten Land der Welt noch nicht verbreitet sei. "Wir sind dankbar, dass das Klinikum Coburg die Hospitation ermöglicht." Auch die Gründung einer Partnerschaft zwischen dem Klinikum und dem Krankenhaus Kangu stehe bevor.
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