So cool isst Franken - worauf's beim Wintergrillen ankommt (mit Rezepten)
Autor: Natalie Schalk
Bad Rodach, Montag, 05. Februar 2018
Schneelandschaft, klare Luft - und Grillduft! Warmduscher warten auf den Frühling, für echte Grillfans wie Oliver Kopp ist immer Frischluftsaison.
Es hat im Winter begonnen: Vor drei Jahren bekam Oliver Kopp einen Barbecue-Grill zu Weihnachten. Seitdem gibt's im Hause Kopp nicht nur BBQ, sondern Grillvariationen aller Art. Inzwischen hat er auch einen Kugelgrill und einen Smoker, den er selbst aus dem ausrangierten Kessel einer Kompressorenanlage gebaut hat. Er schaut regelmäßig, was die Grillkanäle auf der Internetplattform Youtube Neues bringen, er liest Grillbücher und hat einen Kurs an einer Grillakademie besucht. Seine Frau hat mit der Essenszubereitung nichts zu tun. "Freitags machen wir immer Knoblauchspaghetti", erzählt der 41-Jährige, während er in seinem Garten in Bad Rodach im Kreis Coburg die Grillkohle vorbereitet. "Also wird höchstens an sechs Tagen pro Woche gegrillt."
"Wenn ich Bundeskanzler wär', ..."
Heute gibt's gegrillten Käs' und gegrillten Salat, denn wenn's knackig kalt ist, sind warme Beilagen einfach besser. Außerdem eine Lende, Kotelett und Hackbällchen mit Chili-Käse-Füllung. Nur ein paar einfache Sachen habe er rausgesucht. Zum Nachmachen. Oliver Kopp will Lust aufs Wintergrillen machen und versteht überhaupt nicht, warum Leute ihre Grills monatelang einmotten. "Und dann Angrillen", er schnaubt leise, "wenn ich Bundeskanzler wär', würde ich das verbieten: Angrillen, allein das Wort! Gegrillt wird ganzjährig." Das ist ein Trend, der sich bundesweit langsam durchsetzt: Statista zufolge grillen mittlerweile 40 Prozent der Deutschen auch mal im Winter - doppelt so viele, wie vor ein paar Jahren.
Direktes und indirektes Grillen
Bei Oliver Kopp ist das nichts Besonderes. Hier ist immer Grillsaison. "Es gibt kein schlechtes Wetter. Es gibt nur den falschen Grill." Der Rodacher ist auch kein Fan des "Flachgrillens", der Standard-Variante, bei der die Hitze von unten kommt, direkt darüber auf dem Rost Steaks und Bratwürste liegen und nach 20 Minuten alles vorbei ist. "Wenn ich Bock auf eine Bratwurst hab', kauf ich mir eine an der Bude."
Der Hobbygriller bevorzugt Gerichte, die im geschlossenen Grill zubereitet werden. "Low and slow", also langsam bei geringer Temperatur, zelebriert er das Grillen. Mit einem Anzündkamin hat er für die richtige Glut zum indirekten Grillen gesorgt. Das Essen kommt nicht direkt über die starke Hitze der Glut, sondern wird von der Wärme langsam umschmeichelt und indirekt gegart. "In einem Kugelgrill kannst du die Temperatur gut steuern." Sie wird an einem Thermometer angezeigt und lässt sich über die Luftzufuhr regeln. "Aber kauf dir keinen Kugelgrill als Lifestyleprodukt, wenn du nur Steaks und Bratwürste machst. Dann ist's Quatsch."
Im Winter besser den Deckel drauf
Ein Grill mit Deckel ist im Winter schon allein deshalb sinnvoll, weil's in einem offenen Grill schwer ist, eine ordentliche Glut hinzubekommen. Außerdem pustet der Wind eher mal in die Asche. "Wenn du Zugwind hast, musst du dir eine Ecke suchen, wo kein Wind weht. Sonst hast du immer ein Problem." Das ist eine der Widrigkeiten des Winters. "Und es darf nicht auf den Grill schneien oder regnen. Auch wenn er einen Deckel drauf hat, kühlt er dann aus." Im Zweifel wird ein Pavillon aufgebaut.
Die perfekte Grill-Unterhose
Der Griller selbst ist wetterfest ausgerüstet. "Ich fahr ja kein Ski, aber, ...", Kopp lacht, "Skisocken und lange Skiunterhosen hab' ich heute auch an." Außerdem trägt er spezielle Grillhandschuhe. Die schützen laut Herstellerangabe bei einer Hitze von bis zu 500 Grad vor Verbrennungen. Und beim Wintergrillen bewahren sie vor kalten Fingern.
"Zeitaufwändig ist's - und Geld muss es kosten", Kopp holt ein Eimerchen mit eingeweichten Kirschholzchips, "ein richtiges Männerhobby." Er zelebriert es: Das Fleisch kauft er bei Direktvermarktern. Und natürlich den Bacon, den er fast überall ranmacht. "Bacon ist geil." Dazu gibt's eine Kostprobe der beliebten Disziplin des Klopfens cooler Sprüche, die zum Männerhobby gehört: "Mit Bacon schmeckt alles besser. Sogar Bacon schmeckt mit Bacon besser."
Bei Gewürzen steht der Franke unter anderem auf Mischungen, die er vom Youtubekanal "Klaus grillt" kennt. "Kein Rieselmittel, keine Zusatzstoffe und der Klaus verrät auch alle Rezepte. Du kannst das also bestellen oder selbst mischen." Heute verwendet er die Mischung "Frecher Feta" und die "O.F.A" (one for all - eine für alle).
Kopp nimmt auch nicht irgendwelche Briketts. "Die billigen bröseln und halten nicht so lang. Gute können vier Stunden im Einsatz sein. Und es gibt auch Naturprodukte, zum Beispiel aus Kokosschalen, das ist auch gut für die Umwelt." Wichtig ist auch hier Geduld: "Immer gut durchglühen lassen, da sind ja Bindemittel drin. Das möchte ich nicht in meinem Essen haben."
Faszination des Langsamen
Die Faszination Grillen hat mit dem guten Essen zu tun, mit dem Feuer, aber auch mit der Langsamkeit. "Es ist ein Hobby, das Spaß macht. Es entspannt mich." Da macht es auch nichts, dass die Garzeiten im Winter etwa 15 bis 20 Prozent länger sind. "Ich erzeug mal ein wenig Rauch", sagt Kopp und gibt mit der Hand ein paar eingeweichte Kirschholzchips auf die Glut. Es dampft und qualmt - die Lende, die er vorbereitet hat, nimmt dann Kirsch- und Raucharomen an. Der Griller auch, wenn er nicht ein wenig beiseite geht. Und da, einen Schritt neben dem Grill, ist sie wieder: die Kälte. Winter. Eigentlich Glühweinwetter - ein kühles Bierchen, das für viele Franken traditionell zum Grillen gehört ist im Winter keine angenehme Vorstellung.
Heißgetränke und der nächste Gang
"Ich trinke beim Grillen sowieso nichts", erzählt der 41-Jährige. "Wenn das ewig dauert, biste ja irgendwann total voll!" Diesmal lacht er laut: "Hatten wir auch schon. Dann stellst du halt das Bier an die Abluftöffnung des Grills, dort wo die warme Luft vorbeizieht." Und bei einer Grillparty im Winter gibt's wirklich Heißgetränke, da kann auch mal ein Glühwein serviert werden. Kopp grillt für die Familie und für Freunde - zu Weihnachten und zum Geburtstag bekommt er fast nur noch Grillsachen oder Lebensmittel. So wie das gute Kernöl, das er für den gegrillten Salat braucht. Die Beilage. Jetzt geht's rein zum Vorbereiten - und ein bisschen Aufwärmen. Beim langsamen Grillen ist dafür ja genug Zeit.
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