So arbeitet die "Blitzgruppe" der Coburger Verkehrspolizei
Autor: Berthold Köhler
LKR Coburg, Freitag, 27. Januar 2017
Drei Fahrzeuge für drei Landkreise: Die "Blitzgruppe" der Coburger Verkehrspolizei sucht ihre Kontrollstellen genau aus.
Die Rahmenbedingungen sind ausgezeichnet. Trockene Straße, gute Sicht - da drücken die Raser schon mal aufs Gaspedal. Und nur auf die Raser, das betont Polizeihauptkommissar Volker Fiedler, hat es die Coburger Verkehrspolizei bei ihren Geschwindigkeitskontrollen abgesehen. Aber heute herrscht im Itzgrund Gelassenheit auf der B 4, Gabi Schreier registriert im mit moderner Messtechnik vollgestopften VW-Bus nur wenig Ausreißer nach oben. Aber Raser kann man eben nur schwer berechnen. Es kann immer einer kommen.
Der Rekord der jüngsten Vergangenheit steht bei 204. Über doppelt so schnell wie erlaubt war ein Autofahrer am 5. August 2015 im Itzgrund unterwegs, als er von einer mobilen Kontrollstation geblitzt wurde. 1200 Euro Geldstrafe und ein Vierteljahr Fahrverbot erwarten einen Verkehrsteilnehmer, der derart rücksichtlos ist. Mitleid mit solchen Autofahrern hat Volker Fiedler kein bisschen: "Wenn man so schnell unterwegs ist, dann ist das Vorsatz."
Das Team "technische Verkehrsüberwachung" bei der Verkehrspolizei weiß genau, wo in den Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels gerast wird. Die Messpunkte werden immer wieder nach Rücksprache mit den örtlichen Inspektionen festgelegt, wobei die Beanstandungsquote - also die Gesamtzahl der Verkehrsteilnehmer, die erwischt werden - nicht der ausschlaggebende Faktor für eine Kontrolle ist. Es sind die deutlichen Geschwindigkeitsübertretungen, die die Verkehrspolizei hellhörig machen. Und da steht der Raser mit 204 "Sachen" auf der B 4 nicht alleine. Volker Fiedler muss in seiner Liste nur acht Wochen weiter zurückblättern: Da war einer mit 191 Kilometer pro Stunde von Kaltenbrunn in Richtung Coburg unterwegs.
Wenn die Gesichter jünger werden
Immer und überall sein - das geht für Fiedlers Mannschaft natürlich nicht. Drei Messgeräte und ein Videofahrzeug stehen der Coburger "Blitzgruppe" für den Einsatz in drei Landkreisen zur Verfügung. Immerhin: "Sieben Tage die Woche", erklärt der Polizeihauptkommissar. Dennoch muss man da auswählen. So finden seit einigen Jahren tagsüber kaum mehr Kontrollen auf der Bundesstraße 173 östlich von Lichtenfels statt. Das war früher mal anders, erzählt Fiedler. Aber inzwischen ist dort an Werktagen der Lkw-Verkehr derart stark, dass Raser gar nicht zum Zuge kommen.Abends und am Wochenende schaut es anders aus, berichtet der Leiter der Verfügungsgruppe, wie Fiedlers offizieller Titel ist. Die B 173 ist nämlich eine wichtige Route im Diskotheken-Verkehr. Und den hat die Polizei traditionell freitags und samstags im Auge. Dass junge Verkehrsteilnehmer schneller unterwegs sind als die vergleichbare Altersgruppe vor 20 Jahren, will Volker Fiedler nicht pauschal bestätigen. Aber er sagt: "Am Wochenende sehen wir mehr junge Gesichter auf unseren Fotos." Die werden in Coburg seit 2010 ausschließlich digital gespeichert, Filme entwickeln lassen und Bilder abziehen müssen die Polizeibeamten und Angestellten der "Blitzgruppe" seitdem nicht mehr.
Klar hat sich in den vergangenen sechs Jahrzehnten die Technik der Geschwindigkeitskontrollen in allen Bereichen weiterentwickelt. Die drei Geräte der Coburger Verkehrspolizei nennen sich Einseiten-Sensoren und messen mit fünf Fotozellen die Geschwindigkeit über die Lichtveränderung, die fahrende Autos auslösen. Klingt kompliziert, ist kompliziert - "funktioniert aber perfekt", versichert Volker Fiedler. Bis eine Kontrollstelle aufgebaut ist, dauert seine Zeit. "Es kann schon eine dreiviertel Stunde werden", sagt Gabi Schreier, die als Angestellte die Anlage bedient. Damit sich der Aufwand auch lohnt, steht die Messtechnik meist zwischen drei und sechs Stunden an Ort und Stelle. Wenigstens frieren muss Gabi Schreier dabei nicht, denn der VW-Bus ist mit einer Standheizung ausgestattet.
Im Sommer kommt bei der Verkehrspolizei noch eine weitere "Kundengruppe" dazu: die Motorradfahrer. Auf den Ausfallstrecken Richtung Fränkische Schweiz, Rennsteig und Thüringer Wald gibt es dann jede Menge zu tun. "Mit Anhaltung", erklärt Volker Fiedler, finden die Kontrollen der Motorradfahrer oft statt, um das Gespräch mit den Bikern zu suchen. Und was sagt ein Motorradfahrer, der mit 189 von Weismain Richtung "Fränkische" erwischt wird? Fiedler: "Wenig. Erst sind sie perplex. Dann ahnen sie, dass jetzt jede Menge Ärger auf sie zukommt." Gleiches gilt auch für die Autofahrer, die bei Geschwindigkeitskontrollen entlang von Schulwegen ertappt werden. Auch die sind für die Polizei "Saisongeschäft", erklärt Fiedler: "Da kontrollieren wir konzentriert zu Schuljahresbeginn oder bei Schulbeginn nach längeren Ferien."