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Ski-Weltmeister in der Coburgstraße


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Mittwoch, 06. Februar 2013

Bei der alpinen Ski-WM in Schladming werden Besucher wie Athleten täglich ans Coburger Herzogshaus erinnert.
Auf diesem Foto war noch Sommer in der "Coburgstraße" in Schladming - aber auf dem Skihang im Hintergrund wurde die "Ski-WM 2013" bereits groß angekündigt. Inzwischen ist alles weiß, und die Sportwelt schaut auf diese markante Stelle in der Steiermark. Foto: Oliver Schmidt


Wintersport-Fans aus aller Welt schauen seit Anfang dieser Woche nach Österreich. Oder, genauer gesagt, in die Steiermark, ins Ennstal, nach Schladming. Und noch genauer gesagt: in die "Coburgstraße"! Dort befindet sich nämlich das große Stadion, das rund um den Zieleinlauf der Planai-Pisten gebaut worden ist. Coburgstraße? Wie kommt's denn dazu?

Nun, zu verdanken hat die Vestestadt diese Werbung dem einstigen Prinzen Ludwig August von Sachsen-Coburg und Gotha, der in und um Schladming viele Spuren hinterlassen hat (siehe dazu auch Hintergrund am Textende: "Als in Schladming für den Coburger Prinzen die Tafelmusik erklang"). Ludwig August, geboren 1845 und gestorben 1907, war ein Sohn von Prinz August von Sachsen-Coburg und Gotha (1818 bis 1881); dieser wiede rum war zum Beispiel Namenspatron der 1860 geweihten Kirche St. Augustin. Hintergrund: August entstammte der katholische Seitenlinie des Coburger Herzogshauses, "Koháry" genannt.

Zugleich war er ein Cousin von Prinz Albert.

Brasilianerin geheiratet

Aber zurück zu Augusts Sohn Ludwig August. Im Zuge der geschickten Heiratspolitik des Coburger Herzogshauses war er einst nach Brasilien geschickt worden, um eine Tochter des dortigen Kaisers Peter zu heiraten. Das klappte auch: Prinzessin Leopoldina von Brasilien wurde 1864 seine Frau. Ludwig August stieg zum Admiral der brasilianischen Flotte auf und nahm unter anderem 1865 am Krieg Brasiliens gegen Paraguay teil. Im Deutschen Krieg hielt sich August mit seiner Familie in Ungarn auf, um hier seine Interessen zu wahren. Der Zweig Koháry war in Ungarn einer der größten Grundbesitzer.

Nachdem Leopoldina bereits 1871 verstorben war, hielt sich Ludwig August fortan wieder vermehrt in Europa auf. Hier widmete er sich vor allem seiner großer Leidenschaft, der Jagd. Besonders angetan hatte es ihm die Gegend um Schladming im Ennstal. Er nannte bald ein Jagdrevier sein Eigen und begann auch damit, in verschiedenen Seitentälern Jagdhäuser zu errichten.

1884 schließlich setzte sich Ludwig August in Schladming ein bis heute sichtbares Denkmal: Das Jagdschloss, das er bauen ließ, dient der Gemeinde heute als Rathaus. Die Straße, in der sich das repräsentative Gebäude befindet, erhielt später den zum Prinzen passenden Namen: "Coburgstraße".

Treffpunkt des Hochadels

Auf der Internetseite www.ennstalwiki.at, die von Geschichtsinteressierten aus dem Raum Schladming betrieben wird, ist außerdem diese Anekdote zu lesen: "Mit Prinz Ludwig August kamen sehr oft auch seine Söhne nach Schladming. Meist kamen sie aber nicht alleine, sondern in Begleitung Verwandter oder Freunde, sodass während der Sommermonate Schladming nicht selten der Treffpunkt des Hochadels war, was sich natürlich äußerst vorteilhaft auf den Fremdenverkehr auswirkte. Prinz Ludwig August unterstützte aber auch mit guten Ratschlägen das Schladminger Verschönerungs-Comité und ließ ihm manch größere Geldspende zur Realisierung verschiedener Vorhaben zufließen." In dankbarer Anerkennung dieser Mithilfe habe man den Coburger Prinzen zum Protektor und später zum Ehrenmitglied des Verschönerungs-Comités ernannt.

Ludwig August ist zusammen mit seiner Frau Leopoldina in der Koháry-Gruft von St. Augustin in Coburg bestattet.


HINTERGRUND: Als in Schladming für den Coburger Prinzen die Tafelmusik erklang


Nachruf Als der Prinz August 1907 starb, veröffentlichte das "Grazer Volksblatt" einen Nachruf. Darin heißt es unter anderem wörtlich: "Als die Nachricht vom Ableben des Prinzen August von Sachsen-Coburg und Gotha in Schladming eintraf, erweckte sie überall aufrichtige Trauer. Der Verblichene stand mit Schladming in inniger Beziehung. Hier hielt er sich auch gerne im Laufe des Jahres einige Male mit seinen Familienmitgliedern in dem von ihm 1884 erbauten herrlichen Jagdschloße auf, um dem Weidwerk nachzugehen. (...) Für die Bedürfnisse der Gemeinde wie auch der Kirche hatte der Prinz stets eine offene Hand."

Würdigung Auch schon zu Lebzeiten berichtete das "Grazer Volksblatt" regelmäßig über den adeligen Gast - hier ein Auszug von 1882: "Ein neuer Schladminger Bürger. Seine Hoheit Prinz August, Herzog zu Sachsen-Coburg und Gotha (von der katholischen Linie dieses Fürstenhauses), hat in diesem Frühjahr das sogenannte Kürschner-Anwesen im Markte Schladming angekauft und beabsichtiget, darauf eine Villa für sich und eine Wohnung für sein Jagd- und Forstpersonale zu erbauen. Derselbe ist nämlich seit ein paar Jahren Besitzer von sehr ausgedehnten Waldungen bei Schladming und in den drei Sölken bei Gröbming." 1984 wurde dann im "Grazer Volksblatt" folgendes vermeldet: "Heute bezog Prinz August von Coburg-Gotha sein neu erbautes Jagdschloß und gab in dem reizenden Heim ein Diner, bei welchem die bewährte Schladminger Musikkapelle unter Leitung des Kapellmeisters Herrn Franz Tuller die Tafelmusik besorgte." Quelle: Ennstalwiki