Sinnliche Klänge einer Musikerehe verzaubern Coburger Publikum

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Bestens harmonierendes Duo: Gergana Gergova und Alban Gerhardt begeisterten bei ihrem Coburg-Gastspiel.Foto: Jochen Berger
Bestens harmonierendes Duo: Gergana Gergova und Alban Gerhardt begeisterten bei ihrem Coburg-Gastspiel.Foto: Jochen Berger
Arm in Arm beim Applaus: Gergana Gergova und Alban Gerhardt.Foto: Jochen Berger
Arm in Arm beim Applaus: Gergana Gergova und Alban Gerhardt.Foto: Jochen Berger
 
 
 
 
 
 
 
 
Intensiver musikalischer Dialog: Gergana Gergova und Alban Gerhardt.Foto: Josef Schaschek
Intensiver musikalischer Dialog: Gergana Gergova und Alban Gerhardt.Foto: Josef Schaschek
 
Alban GerhardtFoto: Josef Schaschek
Alban GerhardtFoto: Josef Schaschek
 
Die Geigerin Gergana Gergova begeisterte bei ihrem Coburg-Debüt.Foto: Josef Schaschek
Die Geigerin Gergana Gergova begeisterte bei ihrem Coburg-Debüt.Foto: Josef Schaschek
 
 
 

Bei seinem Gastspiel in Coburg beweist der Cellist Alban Gerhardt gemeinsam mit der Geigerin Gergana Gergova, wie aus der Not einer Absage die Tugend eines faszinierenden Konzertabends wird.

Wie man aus der Not eine Tugend machen kann, belegte der jüngste Konzertabend der "Musikfreunde", als man wegen Erkrankung der Pianistin Olga Scheps aus dem Duo Violoncello/Klavier kurzerhand ein Duo Violine/Violoncello machte. Möglich wurde dies durch die Tatsache, dass die Frau des Cellisten Alban Gerhardt - der schon mehrfach bei den "Musikfreunden" gastierte - mit Ge rgana Gergova eine vorzügliche Geigerin als Ehefrau hat, die sich dankenswerter Weise bereit erklärte, den Abend zu retten. So kamen die Zuhörer im zweiten Konzertteil in den Genuss, selten zu hörende Spitzenwerke dieser Gattung in mustergültiger Wiedergabe zu erleben.


Überlegen gestaltet

Den ersten Teil gestaltete Alban Gerhardt temperamentvoll und souverän als "Einzelkämpfer" mit zwei anspruchsvollen Solowerken von Bach und Britten. Zunächst erklang die Suite Nr.
3 C-Dur BWV 1009 von Johann Sebastian Bach mit markigem Strich, aber differenzierter Tongebung im Prélude, lockerem, musikantischem Spiel in Allemande und Courante, einer verinnerlicht mit sauberen Doppelgriffen gestalteten Sarabande, einer tänzerisch elegant servierten Bourée und einer virtuos bewältigten Gigue als wirkungsvollem Abschluss.


Brillant musiziert


Ebenso überlegen auswendig und technisch wie musikalisch brillant gelang Alban Gerhardt die umfangreiche, aus neun ineinander übergehenden Sätzen bestehende Suite für Cello solo op. 72 von Benjamin Britten. Erstaunlich, was hier der Künstler aus seinem klangvollen Goffriller-Instrument aus dem 18. Jahrhundert herausholte: Die vier Canti intensiv in den Doppelgriffen, kapriziös in der Fuge, expressiv im Lamento, mit delikatem Pizzikato die Serenata, mit scharf punktiertem Rhythmus den Marcia. Eine interessante Klangstudie bot das Bordone, bevor das Moto perpetuo als rasender "Hummelflug" mit dem Canto cuarto verschmolz.


Nahtloses Zusammenspiel

Nach der Pause machte man dann die erfreuliche Bekanntschaft mit der Geigerin Gergana Gergova, die mit schlackenkosem Ton und Strich sowie mit leidenschaftlich-temperamentvollem Ausdruck eine ebenbürtige Partnerin ihres Mannes war. In nahtlosem Zusammenspiel und minutiöser Gestaltung erklangen zunächst die "Acht Stücke" des russischen Komponisten Reinhold Glière, sehr eingängig und charakteristisch in den einzelnen Sätzen im spätromantischen Stil komponiert und mit einer effektvollen, beinahe artistischen "Etude" endend.

Den Abschluss bildete das unbestrittene Gipfelwerk dieser Gattung, die Sonate für Violine und Cello von Maurice Ravel, die er in den Jahren 1920 bis 1922 schuf und posthum dem 1918 verstorbenen Kollegen Claude Debussy widmete. Raffinierte Stimmführung, orchestrale Klangwirkungen mit Glissandi und Flageoletts sowie Einflüsse des Jazz und der Zigeunermusik machten das Werk zu einem ausgesprochen fesselnden Hörerlebnis, nicht zuletzt durch die mitreißende, engagierte und künstlerisch hochwertige Wiedergabe durch diese beiden Interpreten.

Für den anhaltenden Applaus bedankten sie sich mit dem duftig vorgetragenen 2. Satz aus dem Duo KV 423 von Mozart und einer Reprise des Scherzos von Glière.