Singverein Niederfüllbach erinnert an Franz Möckl
Autor: Jochen Berger
Niederfüllbach, Montag, 01. Dezember 2014
Mit einem Adventskonzert in der Schlosskirche würdigte der Singverein Niederfüllbach seinen langjährigen früheren Chorleiter, der als Komponist weit über die Region hinaus Aufmerksamkeit fand. Im Zentrum steht dessen Weihnachtskantate "Gottes Sohn ist Mensch geboren".
"In memoriam" prangt in großen schwarzen Lettern auf dem Programmzettel. Das Adventskonzert des Singvereins Niederfüllbach steht in diesem Jahr unter besonderen Vorzeichen. Es erinnert an den Anfang des Jahres verstorbenen Komponisten Franz Möckl. "Gottes Sohn ist Mensch geboren" - der Titel von Franz Möckls Weihnachtskantate dient als Motto dieses Konzertabends in der Schlosskirche Niederfüllbach.
Franz Möckl einst die Adventskonzerte des Singvereins zu Höhepunkten im vorweihnachtlichen Konzertkalender der Region gemacht. Dass sich die Tradition dieser Adventskonzerte nicht nur als verklärte Erinnerung bewahren, sondern klangvoll und lebendig in die Gegenwart tragen lässt, beweist dieser Abend unter der künstlerischen Gesamtleitung von Carolin Heckel.
Kann ein ganzes Komponistenleben in ein einziges Konzertprogramm passen? Natürlich nicht - vor allem dann nicht, wenn das Schaffen eines Komponisten so
"Zünd an das Licht"
Als Komponist war Franz Möckl immer ein Mann der Praxis - ein Tonsetzer, der zugleich als erfahrener Interpret wusste, worauf es ankommt, um seine Werke klingen zu lassen. Stets hatte Möckl Interpreten wie Zuhörer gleichermaßen im Blick.
Seine Musik, die bewusst auf dem Boden der Tonalität blieb, verweigerte sich nie dem spontanen Verständnis des neugierigen Zuhörers und begnügte sich dennoch nicht mit der bloßen Wiederholung des längst Bekannten.
Was aber ist das Geheimnis von Franz Möckls Musik? Sie verbindet den Rückgriff auf überlieferte Formen und Melodien mit den Möglichkeiten einer behutsam erweiterten Tonalität. Vor allem aber setzt sie auf ungekünstelt schlichten, gerade dadurch aber oft sehr intensiven Ausdruck. Dies alles lässt das klug konzipierte Programm in der Schlosskirche hörbar werden - hier, wo gar manches Werk aus Möckls Feder seine Uraufführung erlebt hat.
Klanglich reicht das Spektrum vom einleitenden Männerchor ("Zünd an das Licht") über einen reinen Frauenchorsatz ("Maria ging in jenen Tagen") bis zur Weihnachtskantate für Sprecher, Frauen-, Männer- und gemischte Stimmen mit Orgel und Streichern. Unterstützt wird der Singverein durch den Frauenchor "Ton ab".
Lebendiger Chorklang
Seit Jahren wird über die bundesweite Krise des Chorgesangs geredet und geklagt. Und tatsächlich leidet gar mancher traditionsreiche Gesangsverein unter Überalterung und Nachwuchsmangel. Dass ambitioniertes Laienchorwesen sehr wohl Zukunft haben kann, beweist jedoch der Singverein Niederfüllbach. Denn als gemischter Chor mit rund drei Dutzend Sängerinnen und Sängern beeindruckt der Singverein durch seinen stets lebendigen, frischen und ausgewogenen Klang, der in allen Lagen tragfähig ist. Sehr aufmerksam und konzentriert folgt der Singverein den gestalterischen Impulsen seiner Leiterin. Carolin Heckel achtet ebenso auf präzise Artikulation und Verständlichkeit des Textes wie auf eine gut differenzierte dynamische Ausformung. Dahinter steckt offenkundig sorgsame und zielstrebige Probenarbeit, die freilich lebendigen Gesang nicht durch Drill ersticken will.
Als routinierter, einfühlsam registrierender Organist bewährt sich Möckls Komponisten-Kollege Gerhard Deutschmann vielfach als aufmerksamer Begleiter, aber auch als stilsicherer Solist in Bachs Choralbearbeitung "Nun komm der Heiden Heiland". Dazu bilden Beatrix Seidlitz, Frederike Wilm (Violinen), Neli Lancherva (Viola) und Gabriele Seidlitz-Oster (Violoncello) ein klanglich bestens harmonierendes Streichquartett. Sie überzeugen mit ihrer Interpretation von Johann Sebastian Bachs "Air" aus der 3. Orchestersuite ebenso wie bei der kammermusikalischen Deutung von Franz Möckls dreisätziger "Sinfonia facile".
Mit seiner Weihnachtskantate "Gottes Sohn ist Mensch geboren" aus dem Jahr 1988 ist Franz Möckl eine einprägsame Version von Christi Geburt gelungen. Das Werk basiert mit seinen meist kurzen 22 Sätzen auf fränkischer Überlieferung und lässt das biblische Geschehen sehr anschaulich klanglich Gestalt annehmen.
Begeisterter Beifall
Unter Leitung von Carolin Heckel gelingt allen Interpreten eine ausdrucksvolle, stets lebendige Deutung des knapp dreiviertelstündigen Werkes. Nicht nur dafür, sondern für ein rundum gelungenes Gedächtniskonzert gibt es am Ende begeistert ausdauernden Beifall der zahlreichen Zuhörer. Ein Abend, der die frohe Botschaft von Christi Geburt mit klangvollem Gedenken verbindet.