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Seßlacher Stadtrat feilscht um Fichten


Autor: Simone Bastian

Seßlach, Mittwoch, 18. November 2015

Die Frage stand zwar nicht auf der Tagesordnung, ergab aber am Dienstag eine rege Diskussion im Stadtrat: Wer stellt in Zukunft in den Seßlacher Stadtteilen im Advent die Weihnachtsbäume auf?
In DIetrsdorf wurde eigens einen Baum gepflanzt, der, wenn er groß ist, als Dorfchristbaum dienen kann. Bis es soweit ist, stellt dort die Feuerwehr den Baum auf, verspricht Kommandant Wolfgang Brasch. Foto: S. Bastian


Der Bauhof soll nicht mehr automatisch dafür zuständig sein. Das hatte Bürgermeister Martin Mittag (CSU) schon in mehreren Bürgerversammlungen so verkündet. Die Dorfgemeinschaften selbst sollten den Baum zumindest organisieren. Gegen seinen Vorschlag, dass die Dorfgemeinschaften sich selbst darum kümmern sollen, dass ein Baum aufgestellt wird, habe es in den Bürgerversammlungen keinen Widerstand gegeben, sagte Mittag am Dienstagabend im Stadtrat.

Die Fraktionen von Freien Wählern/Bürgerblock und SPD sahen das anders: Die Bekanntgabe sei sehr kurzfristig erfolgt, die Stadtratsmitglieder hätten im Vorfeld auch nichts erfahren, kritisierte Carsten Höllen (SPD). Der Bauhof solle zumindest helfen, wenn es Probleme dabei gebe, die fraglichen Bäume zu fällen, zu transportieren oder aufzurichten.

Er habe bewusst die Bürgerversammlungen genutzt, um zu diesem Thema Rede und Antwort zu stehen. Und: Es könne doch kein Problem sein, in den Dörfern jeweils einen Baum zu finden, der kostenlos zur Verfügung gestellt werde. "Einen Baum bekomm ich noch her, aber ich kann ihn nicht aus dem Wald raustragen", erwiderte Maximilian Neeb (FW/BB), der in Oberelldorf wohnt.

In einigen Dörfern wie Autenhausen, Dietersdorf, Hattersdorf, Rothenberg und Krumbach hat der Bauhof bereits Fichten gesetzt, die in einigen Jahren als Lichterbaum dienen können. Jetzt sind sie noch zu klein, die in Hattersdorf ist nicht mehr auffindbar. Der Antrag von FW/BB und SPD sah vor, dass Dorfgemeinschaften, die sich selbst um einen Baum bemühen, unterstützt werden und dass der Baum bezahlt wird. Dort, wo das die Bürger nicht selbst tun, sollen die Stadträte und Ortssprecher beantragen können, dass die Stadt einen Baum aufstellt. Wenn das aber in einem Fall gewährt würde, dann wecke das Begehrlichkeiten, sagte Mittag "Mich stört diese Regelungswut!", kommentierte Zweiter Bürgermeister Wolfgang Pfister (CSU). "Dann brauchen wir im nächsten Jahr eine Christbaumbeschaffungssatzung."

Am Ende zogen Freie Wähler und SPD ihren Antrag zurück: Martin Mittag hatte zugesagt, dass überall da, wo die Dorfgemeinschaft einen Baum zur Verfügung hat, der Bauhof bei allen weiteren Dingen hilft. Wie und wo die Bäume im Advent 2016 leuchten werden, wird sich dann voraussichtlich im Sommer 2016 entscheiden: Dann will Mittag das Thema wieder aufgreifen.


Stadtentwicklung und Bauen im Dorf

Die Altstadtsanierung in Seßlach soll und wird weitergehen. Doch zuvor braucht die Stadt ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept, kurz Isek. Das ist heute Voraussetzung, um Städtebaufördermittel zu erhalten. Das Isek befasst sich nicht nur mit der Bausubstanz, sondern auch mit der Funktion und den Entwicklungszielen für die unterschiedlichen Stadtbereiche. Der Stadtrat beschloss, dass im nächsten Jahr ein solches Isek erarbeitet werden soll. I Für die Kosten (rund 60 000 Euro) kann es Zuschüsse aus Städtebaufördermitteln geben.
Derzeit stehen Seßlach noch 400 000 Euro an Fördermitteln zu, die aber noch nicht abgerufen werden konnten. Grund: Die Projekte, für die das Geld fließt, sind noch gar nicht umgesetzt. Auf der Liste steht vieles: Abbruch und Neugestaltung der Anwesen vor der östlichen und südlichen Stadtmauer, weitere Parkplätze, um die Altstadt zu entlasten, ein kleines Fachmarktzentrum zwischen Baywa und Edeka.
Auch mit dem Flächennutzungsplan und den Baumöglichkeiten in den Stadtteilen will sich der Stadtrat in diesem Jahr befassen. In diesem Jahr hat der Stadtrat alle Anfragen abgelehnt, wenn es um Neubauten außerhalb der im Flächennutzungsplan verzeichneten Baugebiete ging. Auch am Dienstag: Manuel Höhn will in Merlach bauen, doch der Platz, den er gewählt hat, liegt außerhalb des Baugebiets.
"Die Grenze verläuft mitten durchs Grundstück", kommentierte Ortssprecher Dieter Weikard. In Merlach gebe es ohnehin kaum noch Möglichkeiten, zu bauen. Bürgermeister Mittag wollte trotzdem nicht von der bisherigen Linie abweichen. Zum einen könne der Bauwerber sein Einfamilienhaus auch dort errichten, wo Baurecht auf dem Grundstück bestehe, zum anderen "will dann jeder da ein Bebauungsgebiet, wo er so ein Grundstück hat."
Carsten Höllein (SPD) schlug deshalb vor, den Flächennutzungsplan generell zu überprüfen; ob es Bauwünsche in den Stadtteilen gebe, könne ja in den Bürgerversammlungen abgefragt werden, ergänzte Rolf Deschner (SPD). "Wir müssen schauen, dass wir die Leute auf den Dörfern halten", sagte auch Hartmut Bohl (CSU). Bei drei Gegenstimmen wurde die Bauvoranfrage abgelehnt.