Seßlacher Kinder pirschen mit Räuber Hotzenplotz durch die Stadt
Autor: Bettina Knauth
Seßlach, Mittwoch, 30. August 2017
Kinder der Seßlacher Kindertagesstätte begaben sich auf die Spuren von "Räuber Hotzenplotz" in Seßlach. Sie nahmen an einer Themenführung teil.
"Räuber Hotzenplotz! Räuber Hotzenplotz!", rufen Jungen und Mädchen der Seßlacher Kindertagesstätte "Struwwelpeter". Sie sind sich sicher, den ungehobelten Bösewicht gleich zu Gesicht zu bekommen. Schließlich hatten sie sich bei der Stadt für eine entsprechende Themenführung angemeldet.
2005 wurde Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker, der gerade seinen 55. Geburtstag feierte, zu großen Teilen in Seßlach neu verfilmt. Unvergleichlich verkörperte Armin Rohde den Räuber. Im Bayern 1-Interview erinnerte sich der Mime am 1. August, dem Erscheinungstag des Buches, an die heißen Drehtage in Seßlach. Stunde um Stunde musste Rohde jedes Mal vor Drehbeginn in der Maske verbringen, um sich in den Hotzenplotz zu verwandeln. "Es kam mir vor, als hätte man mir ein feuchtes Marmeladenbrot ins Gesicht geklatscht", schilderte der beliebte Schauspieler. Das Interview nahm Seßlachs Tourismus-Chefin Carolin Franz zum Anlass, den Bayerischen Rundfunk auf die Themenführungen hinzuweisen, mit denen einige Stadtführer die Schauplätze und Handlung des Films regelmäßig wieder aufleben lassen.
"Habt ihr denn keine Angst?"
Und so warten an diesem Freitag nicht nur die baldigen Schulanfänger gespannt auf das Erscheinen des Räubers, sondern auch BR-Reporter Christian Limpert mit seiner Kamera. "Habt ihr denn gar keine Angst?", fragte der Coburger die Kinder. Die meisten schütteln den Kopf. Ob sie denn wüssten, was der Hotzenplotz überhaupt verbrochen hat, möchte Limpert weiter wissen. Das wissen fast alle: "Er hat der Großmutter die Kaffeemühle gestohlen", ruft Luna Kretschmer am lautesten. Für die Aufnahme dürfen es alle nochmals wiederholen: "Er hat die Kaffeemühle geklaut!", erklingt es im Chor. Den Unhold Räuber Hotzenplotz mimte Heinz Winkelmann.Nun animiert der "Räuber" die Kinder, sich mit ihm auf die Suche nach der verschwundenen Kaffeemühle zu machen. Vom Kindergarten laufen alle gemeinsam an der Stadtmauer entlang und durch die Pforte am ehemaligen Kornschüttboden in die historische Altstadt. Immer wieder sollen die Jungen und Mädchen nach Großmutters Kaffeemühle Ausschau halten. Zwischendurch erzählt ihnen Winkelmann etwas über die historischen Gebäude, etwa über die Alte Schule. "Hier hat man mir den Popo versohlt", berichtet er, die Kinder lachen.
Aufregend wird es an der alten Rodachbrücke: Der Stadtführer holt ein Seil aus seinem Sack, an dem sich alle festhalten sollen, als sie unter dem Brückenbogen hindurchgehen. Simon Böhm, der das Schild "Seppel" umgehängt bekommen hat, geht voran, Melina Wagner alias "Kasperl" bildet mit Betreuerin Eva Ehret die Nachhut. Doch auch hier gibt es keine Spur von der Kaffeemühle. Weiter geht es auf die Brücke, über die der alte Nepomuk wacht. Winkelmann erklärt, warum der Brückenheilige den Finger auf die Lippen legt. Die Mädchen sollen es ihm nachmachen. Dann dürfen die Kinder kleine Bälle und Luftballons in die Rodach werfen, schnell zur anderen Seite rennen, um zu sehen, wo sie wieder auftauchen.
Ein Hilfeschrei vom Turm
Nächste Station ist die alte Schmiede, in der sonst Schmiedemeister Georg Eideloth seinem Handwerk nachgeht. Da der Hausherr nicht zugegen ist, erklärt Eva Ehret den Kindern, wie ein Hufeisen entsteht. Sebastian Erfurt darf den Hammer schwingen. Ja, Hufeisen, die wurden zu Räuber Hotzenplotz' Zeiten noch mehr gebraucht als heute. Apropos: Wo ist der Räuber eigentlich hin? "Hilfe!", ertönt es auf dem Rothenberger Torturm. Kasperl und Seppel dürfen den dort vom Hotzenplotz erneut eingeschlossenen Wachtmeister (Christian Winkelmann) befreien. Plötzlich taucht auch der Bösewicht wieder auf, ebenso wie die Kaffeemühle! Simon Prediger hat sie auf dem Türsims des Torwächterhäuschens entdeckt. Im allgemeinen Durcheinander gelingt es dem Polizisten den Dieb schnell wieder in Gewahrsam zu nehmen. Zum Abschluss gibt es vom Räuber Walnüsse und von der Fee Amaryllis Äpfel zur Belohnung. Noch besser: Die Kinder dürfen den festgesetzten Hotzenplotz fesseln. "Das war für sie der Höhepunkt der Führung", berichtet Ehret später. Die Handlung habe die Kinder so sehr fasziniert, dass sie die Kamera gar nicht wahrgenommen hätten. Limpert zeigt sich ebenfalls zufrieden mit dem Dreh, bevor er sich auf die Suche nach weiteren pittoresken Motiven in Seßlach machte. Wann genau der Beitrag in der Abendschau des BR zu sehen sein wird, konnte der Reporter und Videojournalist noch nicht sagen. "Vielleicht schon in der nächsten Woche", so Limpert.
Auch außerhalb der Ferien veranstaltet die Stadt Seßlach regelmäßig Führungen zu "Räuber Hotzenplotz", bei der neben dem Unhold selbst die Fee Amaryllis oder auch die Großmutter die Kinder durch Seßlach leiten. Anmeldungen nimmt Carolin Franz unter 09569/9225-40 entgegen.