Senioren spielen in Coburg: Von wegen ruhige Kugel schieben!
Autor: Helke Renner
Coburg, Mittwoch, 29. Oktober 2014
Ob Canasta, Rommé oder Boule - auch wer über 60 oder 70 Jahre alt ist, kann viel Spaß am Spielen haben und ganz nebenbei auch noch etwas für die geistige und körperliche Fitness tun. Das beweisen die Seniorinnen und Senioren im Mehrgenerationenhaus in Coburg.
"Komm, mach' das Zeug jetzt zu." "Oh, nein, jetzt hab' ich aber geschlafen." Am Tisch mit den vier munteren Frauen wird nicht lang gefackelt. Da geht es Schlag auf Schlag. Sie spielen Canasta und das schon seit 25 Jahren. Früher haben sich Christa Rößner, Inge Fuhrmann, Ute Menzke und Ingrid Kijewski immer freitags in ihren privaten vier Wänden getroffen, abwechselnd mal bei der einen, dann bei der anderen. "Wenn unserer Männer zum Stammtisch gegangen sind, haben wir Karten gespielt. Dazu gab es auch immer etwas zu essen", erzählt Inge Fuhrmann. Seit etwa fünf Jahren kommen die Canasta-Damen nun schon ins Mehrgenerationenhaus. Am Montag sitzen sie dann im Café beisammen - bei schönem Wetter auch draußen am Rande des Josiasgartens - und konzentrieren sich auf das Spiel. "Das macht Spaß, und die Hirnzellen bleiben munter", sagt Ute Menzke.
Am Nachbartisch wird Rommé gespielt. Die 89-jährige Christa Haustein ist schon seit 20 Jahren dabei und möchte das Spielen im Mehrgenerationenhaus nicht mehr missen. Ingeborg Schneider ist erst 2013 dazugekommen. "Ich habe im vergangenen Jahr meinen Mann verloren und bin in ein tiefes Loch gefallen", erzählt sie. Das Schlimmste sei das Alleinsein gewesen. "Ich bin immer mal wieder um das Mehrgenerationenhaus herumgeschlichen, habe mich aber nicht reingetraut." Dann habe Christa Haustein sie angesprochen und gefragt, ob sie nicht mitspielen wolle. Seitdem gehört Ingeborg Schneider zu der eingeschworenen Spielerinnen-Gemeinschaft.
Eine Männerrunde, die Schach und Skat spielt, gebe es auch. Aber die war aber am vergangenen Montag nicht da.
Boule - außer bei Regen
Bei fast jedem Wetter, außer bei Regen, trifft sich am Dienstag um 9.30 Uhr die Boule-Gruppe des Mehrgenerationenhauses auf dem Schlossplatz. Dort gibt es keine Trennung von Männern und Frauen. Dass die meisten schon über 70 Jahre alt sind, ist kaum zu glauben. Sie haben eine Menge Spaß an dem Spiel mit den zwischen 650 und 800 Gramm schweren Metallkugeln. Die früh ere Leiterin des Mehrgenerationenhauses, Jutta Weigand, habe sie zum Boule-Spielen angeregt, erzählt Johanna Schelhorn. "Die war in Frankreich, hat das gesehen und fand, dass das eine gute Sache für ältere Leute ist. Das kann jeder, und durch die Bewegung tut man sich auch etwas Gutes."
Werner Komolka war jahrelang im Ausland und kennt das Spiel aus dieser Zeit. "Man hat keinen Erfolgsdruck und es ist eine schöne Abwechslung", sagt er.
Und dann werden die Nummern gezogen und die Mannschaften eingeteilt. Jürgen Freigang wirft das "Schweinchen", einen kleinen roten Ball, auf den Platz. Nun müssen die Spielerinnen und Spieler der einzelnen Mannschaften versuchen, mit ihren Metallkugeln so nah an das "Schweinchen" heranzukommen. Man kann auch die gegnerische Kugel mit der eigenen woandershin schießen. Das klappt mal gut und mal nicht so gut. Durch die unebene Oberfläche des Schlossplatzes lässt sich die Bahn der Metallkugel nicht besonders gut einschätzen.
Es wird viel gelacht in der Boule-Gruppe, und in den Pausen gibt es Rotwein, Wasser und Käsegebäck. Der Spaß am Spiel steht im Vordergrund. Wer den teilen will, kann sich jederzeit im Mehrgenerationenhaus unter 09561/94415 melden.