Seltener Einblick ins Herz der Bad Rodacher Therme
Autor: Thomas Heuchling
Bad Rodach, Mittwoch, 09. Oktober 2013
Dampfende, menschenleere Becken und ein Keller voll mit Technik, Filtern und Leitungen. Ein Blick hinter die Kulissen der Therme Natur ist nur zweimal im Jahr möglich, aber sehr interessant.
Eine Wand aus Wärme und feuchter Luft legt sich über Gesicht und Hände, kriecht langsam unter die Kleidung. Schweiß bildet sich auf der Stirn. Bevor man in Straßenkleidung die Therme Natur betreten kann und diesen "Klimaschock" erlebt, müssen blaue Folien über die Schuhe gezogen werden. "Aus hygienischen Gründen", sagt Klaus Weinhold, der technische Leiter der Bad Rodacher Therme. Gemeinsam mit Tina Neubauer, Mitarbeiterin für PR- und Marketing, führt er vor Beginn des Badebetriebs durchs Thermalbad. Zweimal im Jahr bietet das Thermen-Team diese besondere Führung an.
Den Anfang macht Neubauer im Foyer. Mit Hilfe alter Fotos zeigt die 32-Jährige die Entwicklung der Therme und erklärt die Besonderheiten des Calcium-Magnesium-Sulfat-Heilwassers.
"An einem normalen Tag kommen im Schnitt 600 bis 800 Gäste am Tag", sagt Geschäftsführer Albert Döbele, der auch kurz vorbeischaut. Aber von denen ist um kurz nach acht Uhr, noch niemand zu sehen. Dafür aber viel Personal. In allen Ecken wird geputzt und der Badebetrieb vorbereitet. Im Außenbereich, mit Solebecken und Strömungskanal, dampft das 32 bis 34 Grad warme Wasser ruhig vor sich hin. Antje Reinhardt und Tanja Hielscher rollen am Beckeneinstieg eine kleine blaue Folie zusammen.
"Die Außenbecken sind mit einer speziellen Thermofolie abgedeckt, damit möglichst wenig Energie durch Verdunstung verloren geht", erklärt Weinhold und rollt per Knopfdruck die großen Folien von der Wasserfläche. Über eine Stunde dauert die Vorbereitung im Bade- und Saunabereich. Die Reinigungsarbeiten starten täglich um fünf Uhr. 70 Mitarbeiter sorgen sich im Schichtbetrieb um das Wohlbefinden der Gäste.
Fast alles läuft automatisch
Beim Wiedereintritt in den Innenbereich beschlägt die Brille von Weinhold. Er nimmt sie ab und erklärt: "Hier war 1976 Schluss, damals war das Bad viel kleiner. Früher stand hier ein Kurbecken, das wurde bei der Erweiterung von 93 bis 96 verfüllt." Die Tour geht weiter. Vorbei am großen Rundbecken mit Whirlpool-Düsen. Plötzlich rumpelt es, Wasser schießt aus den Düsen auf die Oberfläche - es ist 8.45 Uhr, die Becken sind leer. "Das ganze Bad wird von einem zentralen Computersystem gesteuert.
Aufgrund gesetzlicher Regeln muss alles eine gewisse Zeit vor den ersten Gästen starten. Ein paar Meter weiter, in der Bademeisterkabine, zeigt Reinhold, wie er mit wenigen Mausklicks das Licht einschaltet und Unterwasserdüsen startet. "Die letzte Kontrolle über alle Systeme haben wir", sagt er. Vorbei am Dampfbad, in dem noch freie Sicht herrscht, geht es in die Sauna-Welt.
500 Jahre alte Baumstämme
Neben einer der zwei Kelo-Saunen kommt Technikliebhaber Weinhold ins Schwärmen: "Ein Blockhaus am See, das wär' noch was für mich." In der Erdhügelsauna, in der schon mollige 43 Grad herrschen, kniet Cordula Reichardt und befeuert den Kamin: "Wir holen Holz, machen die Asche der Öfen weg und bereiten alles vor."
Tina Neubauer erklärt den Namen Kelo-Sauna, der von den bis zu 500 Jahre alten Baumstämmen kommt, und führt in die nächste Block-Sauna: "Die Gäste dürfen, wo es möglich ist, mitmachen. Sie können einen Saunaaufguss machen oder bei den Therapieräumen hinter die Kulissen schauen, aber zu viel will ich nicht verraten."
Zurück im Bad kommen die ersten Gäste herein.
Weinhold und Neubauer grüßen herzlich eine ältere Dame. "Die Frau ist 93 Jahre alt und kommt seit 32 Jahren zu uns. Sie macht im Rundbecken immer Klimmzüge", sagt Weinhold sichtlich beeindruckt. Im Untergeschoss sind Wellness- und Therapiebereich. Auch hier laufen die letzten Vorbereitungen. "Jetzt geht es ins geheime Herz", sagt Neubauer. Sie meint damit den Keller, das Reich von Weinhold und seinen beiden Kollegen. Es brummt, knistert und zischt. Zwischen Rohren, Technikschränken, Heizanlagen und riesigen Filtern blüht Weinhold auf. Kilowattstunden, Ozonfilter, ph-Werte und Kubikmeter sind seine Welt.
"Das Wasser kommt zwar warm aus den Quellen, aber die Temperatur muss gehalten und das Wasser ständig gefiltert werden", erklärt er. An einem Touchscreen klickt er sich durch grüne und gelbe Rohre. Eine faszinierende Welt, von der die Badegäste nichts mitbekommen, aber dass sollen sie auch nicht.
Hinter den Kulissen
Führung Zweimal jährlich gibt es die "hinter den Kulissen Führung" in der Therme Natur, sonntags um 8 Uhr.
Die Kellerführung ist optional. Für den kommenden Sonntag sind noch wenige Plätze frei. Kontakt: Telefonnummer 09564/92320.