Selbst Platz 2 rückt jetzt für den HSC 2000 Coburg in weite Ferne
Autor: Ralph Bilek
Coburg, Sonntag, 10. März 2013
Der HSC Coburg zeigt erneut eine schwache Auswärtsleistung und bekommt in der Buchmessestadt nach der Pause die Leviten gelesen: 27:32-Pleite in Leipzig.
Vielleicht lag es an den Sonntagsklößen auf welche die Spieler des HSC 2000 Coburg zum zweiten Mal innerhalb von 14 Tagen verzichten mussten? Oder an der ungewohnt frühen Abfahrtszeit aufgrund des Spielbeginns um 14 Uhr in Leipzig? Nein, der HSC 2000 Coburg hatte einfach wieder einen schwarzen Auswärtstag erwischt - wie so oft in dieser unbefriedigenden Saison!
Geschenke hatte die SG LVB Leipzig am 13. Geburtstag des HSC 2000 auf jeden Fall nicht zu verteilen - im Gegenteil. Den Halbzeit-Rückstand von drei Toren drehten die Leipziger mit einer kampfstarken zweiten Halbzeit verdient in einen klaren 32:27-Erfolg um. Die Coburger brachen also nach der Pause völlig ein, kassierten acht Treffer mehr als der verdiente Sieger.
HSC-Spielführer Ronny Göhl brachte den Grund für die Niederlage auf den Punkt: "Vor der Pause haben wir gemeinsam gespielt, nach dem Wechsel jeder für sich alleine."
Zu Hause Hui, auswärts pfui - das große Manko Auswärtsspiele zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Auch wenn man diesmal auf einen topeingestellten und über 60 Minuten nie nachlassenden Gegner traf.
Als beim HSC die Quote nach unten ging, weil die Chancen zu selten herausgearbeitet wurden, schlugen die Gastgeber mit dem zu, was sie stark macht - ihrem Konterspiel.
SG LVB Leipzig gegen
HSC 2000 Coburg 32:27 (12:15)
Eine Viertelstunde vor dem Anpfiff schaute sich SG-Trainer Torsten Löther an der Mittellinie stehend seinen Gegner beim Warmwerfen noch einmal ganz genau an, unterhielt sich zwischendurch auch mit dem immer noch gesperrten HSC-Spieler Mirza Cehajic. Der wurde auf dem Spielformular durch Anton Lakisa ersetzt, dafür bekam Johan Andersson das "C" für den dritten Offiziellen auf der Bank.
"Johan wird erst in vier Wochen wieder spielen", stellte Horvat noch einmal klar, dass er bei seinem Linkshänder, der am Samstag aber in der zweiten Mannschaft wieder erste Spielpraxis sammelte, kein Risiko eingehen wird.
"Dafür sind die Spiele heute und gegen Rimpar zu hart." Der HSC konnte aber Dominic Kelm nach dessen Bänderverletzung aufbieten, der zu Beginn auch gleich auf dem Spielfeld stand. Für dessen Hauptgegner am SG-Kreis, Oliver Wendlandt und Tommi Sillanpää gab es von Löther dann wohl noch einige Hinweise wegen des Einsatzes des etatmäßigen HSC-Kreisläufers.
Abstimmungsbedarf in der Coburger Deckung
Die ersten Akzente aber setzte mit Oliver Wendlandt der Kreisläufer auf der anderen Seite. Mit seinen zwei Metern erst einmal angespielt, gab es kein Halten mehr. Vier der ersten fünf Leipziger Treffer gingen auf sein Konto, da bestand Abstimmungsbedarf in der Coburger Deckung.
Dafür war der HSC im Angriff sehr effektiv, agierte mit viel Übersicht und nutzte seine erste Überzahl sehr konsequent aus. Daraus resultierte die 7:5-Führung. Trotz der Rückkehr von Dominic Kelm offenbarte die HSC-Abwehr gegen die lauffreudigen Leipziger oft Lücken.
Wäre Oliver Krechel nicht gewesen, der vier freie Bälle parierte, hätte diese Führung nicht lange Bestand gehabt. Denn immer wenn Coburg nicht konsequent abschloss, nutzten die Gastgeber dies um schnelle Vorstöße zu starten. Genau davor hatte Horvat seine Spieler aber gewarnt.
Überhaupt legten beide Teams ein hohes Tempo vor, die Coburger beruhigten das Ganze aber immer mal wieder, denn oft waren gerade auf Leipziger Seite die Gedanken schneller als die Mitspieler. Ohne Fehler waren die HSCler aber beileibe nicht, aber trotzdem bauten sie die Führung auf drei Treffer aus.
Auszeit
Das rief SG-Coach Löther mit einer Auszeit auf den Plan, auf Coburger Seite brachte Horvat Lakisa, der sich gleich mit dem Treffer zum 14:10 (26.) einführte. Bis zum Seitenwechsel machten es die Coburger dann den Leipzigern nach, verloren ein paar Bälle, trafen das Tor nicht und gingen "nur" mit einer Drei-Tore-Führung in die Pause. Auffälig war in den ersten 30 Minuten, dass die Coburger keinen Konter aufs Tor bringen konnten, was noch einmal die Stärke der pfeilschnellen Leipziger, auch in der Rückwärtsbewegung zeigte.
Die Führung für die Coburger war aber schnell dahin - vorne zwei Mal nicht getroffen, hinten nicht aufgepasst und wäre da nicht die Wurfschwäche der Gastgeber gewesen, mehr als das 15:15 hätte den Coburgern geblüht. Denn auch Oliver Wendlandt hatte man jetzt wieder nicht im Griff.
"Der ist ja schon wieder glockenfrei"
Zwei Mal tauchte der SG-Kreisläufer (O-Ton eines HSC-Fans: "Der ist ja schon wieder glockenfrei") unbedrängt vor Krechel auf und ließ sich die Chance nicht entgehen. Trotzdem verstanden es die Coburger immer wieder sich zunächst Luft zu verschaffen und die Führung zu behaupten.
Keine Genauigkeit im Angriff
Dem HSC fehlte dann aber im Angriff die Genauigkeit, die Geduld und auch oft die zündenden Ideen gegen eine weiter sehr aktive Leipziger Abwehr.
Anschlusstreffer durch Kelm
So wie beim 23:24-Anschluss durch Kelm, der am Kreis freigespielt wurde, hätte sich Horvat alle Aktionen gewünscht. Aber so legte Leipzig mit der konsequenten Arbeit in der Deckung auch den Grundstein zur ersten eigenen Führung seit der Anfangsphase beim 24:22 (48.) und die Coburger brachen jetzt völlig ein. Wegen eines technischen Problems war die Partie dann nach 51 Minuten fast fünf Minuten unterbrochen und danach nahm das Schicksal zur siebten Auswärtsniederlage für Coburg seinen Lauf. Teilweise völlig kopflos rannte man gegen die Leipziger Abwehr an, die nun leichtes Spiel hatte sich weiter abzusetzen. Da half es auch nichts, dass Martinsen zwischenzeitlich einen Strafwurf samt Nachwurf parierte.
Die Leviten gelesen
So bekamen die Coburger vier Tage vor Eröffnung der Leipziger Buchmesse von der SG LVB gehörig die Leviten gelesen. Denn der 2. Durchgang, der mit 20:12 für Leipzig endete, ist eines Aufstiegsaspiranten zur 2. Liga nicht würdig. Denn wie sagte es ein einheimischer Berichterstatter: "Ihr habt lange nur von unseren Fehlern gelebt. Für jemanden, der nach oben will ist das viel zu wenig, da fehlt Euch noch einiges."