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Seehofer in Coburg: Beifall für Horst, Geld für Uschi


Autor: Simone Bastian

Coburg, Freitag, 16. Oktober 2015

Die Landeskonferenz in Coburg bringt prominente Gäste in die Vestestadt: Horst Seehofer reist zufrieden von der Bundesratssitzung an, Schauspielerin Uschi Glas stellt ihren Verein vor, der Schulfrühstücke organisiert. Spontan sammeln die Delegierten 1730 Euro für den Verein.
Star- beziehungsweise Ehrengäste: Usch Glas und Horst Seehofer waren am Freitag bei der Landeskonferenz der Frauenunion in Coburg zu Gast. Foto: Nicolas Armer/dpa


Die Frauenunion hätte auch "Horst Seehofer und Uschi Glas live" plakatieren können. Der bayerische Ministerpräsident und die Schauspielerin gaben am Freitag ein Gastspiel bei der Landeskonferenz der Frauenunion (FU) im Kongresshaus. "Viele sind wegen Uschi Glas und Seehofer gekommen ", sagte die Coburger FU-Vorsitzende Annemarie Keul-Weber mit Blick auf die Galerie über dem Saal des Kongresshauses. Dort saßen die zahlenden Gäste - 15 Euro mussten sie fürs Dabeisein hinlegen, dafür waren Essen und Getränke frei.

"Jenseits der Grenzen und doch mitten unter uns" war das Treffen der CSU-nahen Organisation überschrieben - die Mitglieder der FU müssen der Partei nicht angehören. Aber die meisten tun es, und die FU versteht sich auch als Organisation, die den Frauenanteil unter den Parteifunktionären heben will. Horst Seehofer, der CSU-Vorsitzende und Ministerpräsident, bekannte sich dann auch ausdrücklich zu der Frauenquote, die die FU in der Partei durchsetzen konnte.


Asylpolitik wesentliches Thema

Doch das beherrschende Thema war die Frage, wie Europa und Deutschland das Flüchtlingsproblem bewältigen sollen. Hier erhoffte sich Annemarie Keul-Weber Antworten vom Ministerpräsidenten, "wo wir jetzt stehen und wie es weitergeht". Auch, weil sich viele Frauen in der Betreuung von Flüchtlingen engagieren. "Es sind Menschen, denen wir helfen müssen!"

Dieses Engagement lobt der Ministerpräsident dann auch ausdrücklich. Aber er bekräftigt auch seine Forderungen nach Transitzonen an den Grenzen, dass die Außengrenzen der EU wieder gesichert und die Flüchtlinge verteilt werden müssen. "Es gibt zurzeit in Deutschland und Europa kein Recht." Die bestehenden Abkommen seien praktisch außer Kraft gesetzt.

Beifall erntet er, als er fordert, dass Asylsuchende die Grundrechte achten und Deutsch lernen müssen. "Wer bei uns leben will, muss mit uns leben wollen - nicht neben oder gegen uns." Neben so viel handfester Politik bleibt aber auch noch Zeit für Nettigkeiten für die "hochverehrten Damen". Als Seehofer verkündet, dass die FU-Landesvorsitzende Angelika Niebler (Europa-Abgeordnete aus Oberbayern) für einen der Stellvertreter-Posten des Parteivorsitzenden kandidieren werde - "und sie wird auch gewählt werden" - jubelt der Saal. Der Bamberger Gesundheitsministerin Melanie Huml gratuliert er zum zweiten Baby. Staatssekretärin Annette Widman-Mauz, die Bundesvorsitzende der FU, darf sich ein paar Mal anhören, was sie der Kanzlerin von Seehofers Auftritt zu berichten hat.


Engagement an Schulen

"Entscheidender Kompass für meine Politik bleibt die Lebensrealität", versichert Seehofer. Wie die an manchen Schulen aussieht, schilderte vor seinem Eintreffen Uschi Glas. Die Schauspielerin hat zusammen mit ihrem Mann 2009 den Verein "Brot.Zeit" gegründet, der inzwischen in mehreren Bundesländern und Stadtstaaten ein Frühstück für Schüler an Brennpunktschulen organisiert. Der Grund: Viele Schüler dort kommen mit leerem Magen in die Schule, weil ihre Eltern sie nicht versorgen wollen oder können. Der Erfolg: Die Kinder starten nicht nur besser in den Schultag, die Betreuung verbessert auch ihre Leistungen und ihr Sozialverhalten.

Doch so beeindruckend die Schilderungen von Uschi Glas auch wirken mögen: Als Angelika Nieblers Pressereferentin Astrid Gabler das Signal gibt, dass Seehofer im Anrollen sei, springt fast die gesamte erste Reihe im Saal auf und lässt eine etwas überraschte Uschi Glas am Podium zurück. Immerhin lobt Seehofer später ausdrücklich ihr Engagement. Auch die Damen bringen ihren Respekt zum Ausdruck: Die Kollekte im Saal, organisiert von Gisela Heike, bringt 1730 Euro an Spenden.

Die "hochverehrten Damen" geben außerdem Komplimente an den Ministerpräsidenten zurück: "Wir fühlen uns von dir ausgezeichnet vertreten und ausgezeichnet geführt", versichert Angelika Niebler. Die Landeskonferenz wird am heutigen Samstag fortgesetzt. Auch dann wird es im Flüchtlingspolitik gehen: Um 9 Uhr spricht Sozialministerin Emilia Müller.