Schweinemäster Schramm: "Wir sind ein Auslaufbetrieb"
Autor: Gabi Bertram
LKR Coburg, Donnerstag, 17. Januar 2019
"Luxusauflagen für eine Standardproduktion" beklagt der BBV Coburg bei seinem traditionellen Stallgespräch. Diese Auflagen machen nach Meinung der Bauernvertreter wirtschaftliches Arbeiten immer schwerer.
Zum traditionellen Stallgespräch hatte der BBV-Kreisverband auf den Bauernhof von Rolf und Evelyn Schramm in Schottenstein eingeladen. Mit Information und Aufklärung soll das Image der Landwirtschaft durch diese Veranstaltung in die Zusammenhänge von Nahrungsmittelproduktion, Kulturlandschaftspflege und Wirtschaftlichkeit gestellt werden.
Der Hof von Rolf und Evelyn Schramm ist klein und seit dem 18. Jahrhundert Familienbetrieb. Die Schramms züchten Schweine im geschlossenen Kreislauf vom Ferkel bis zum Mastschwein und haben um die 300 Tiere in den Ställen.
1972 wurde hier der erste Schweineoffenstall in Bayern gebaut. Die Tiere haben Auslauf, viel Licht und wenig Stress. Ein Biobetrieb, sagt Rolf Schramm, sei man trotzdem nicht. Dann müsste noch ein Ferkelauslauf gebaut werden, was nicht nur standortmäßig mitten im Dorf nicht möglich sei, sondern auch finanziell kaum tragbar.
Im Nebenerwerb
Zum Betrieb gehören noch 30 Hektar Acker, die für die Futterproduktion und für die Biogasanlage bewirtschaftet werden, eine Photovoltaikanlage für die eigene Stromerzeugung und sechs Hektar Wald. Rolf Schramm arbeitet darüber hinaus in der Landschaftspflege, seine Frau Evelyn im Landhandel in Birkach. Der Hof ist ein Zuerwerbsbetrieb.
Eine 70-Stunden-Woche ist für die Schramms an der Tagesordnung. Für ein paar Tage Urlaub im Jahr muss eine Fremdarbeitskraft bezahlt werden. Was den Schramms zu schaffen macht, sind die immer höheren Auflagen für die Landwirtschaft, die Zeit, Geld und Nerven kosten und die BBV-Kreisobmann Martin Flohrschütz "Luxusauflagen für eine Standardproduktion" nennt.
Dabei, sagt die gelernte Landwirtin Evelyn Schramm, würde doch jeder Landwirt nach der Devise wirtschaften: "Wenn es den Tieren gut geht und der Ackerboden nachhaltig bewirtschaftet wird, geht es auch dem Bauern gut." Doch die Amortisierungszyklen werden auf Grund immer wieder neuer Anforderungen und gesetzlicher Auflagen kürzer. Früher, erklärt Flohrschütz, habe man einen neuen Stall für über 30 Jahre konzipieren können, heute seien es im besten Fall 15 Jahre.
Ständig im negativen Fokus der Öffentlichkeit zu stehen, massiv kritisiert und verunglimpft zu werden, schimpft der Kreisobmann, belaste die Bauernfamilien zusehends.