Schutzloses Denkmal: Weichengereuth 11 droht der Abriss
Autor: Simone Bastian
Coburg, Dienstag, 18. November 2014
Hans-Heinrich Eidt, Vorsitzender von Stadtbild Coburg, prangert den Zustand des Hauses Weichengereuth 11 an. Das Haus aus dem Jahr 1874 gehört dem Bund - wegen der Ausbaupläne für die B4. Es droht der Abriss.
Hans-Heinrich Eidt ist sauer: Bereits dreimal hat der Vorsitzende der Gemeinschaft Stadtbild Coburg an die Bundesstraßenverwaltung in Berlin geschrieben und bislang keine Antwort erhalten. Eidts Anliegen: der Zustand des Hauses Weichengereuth 11.
Das Haus ist unbewohnt, das Grundstück durch einen Bauzaun notdürftig gesichert. Eidt möchte dem Verfall nicht zusehen: "Wir sind in unserer Gemeinschaft aktiv für den Denkmalschutz engagiert und haben durch eine Millionenspende auch großzügige Mittel, um Häuser in Coburg zu sanieren. Deswegen sind wir der Ansicht, dass der Staat ebenfalls seiner Verpflichtung als Eigentümer nachzukommen hat und ebensowenig wie die Bürger berechtigt ist, sein Eigentum verfallen zu lassen, was hier durch grobe Untätigkeit Ihres Amtes geschieht .
Dies gilt auch für dieses immer noch eindrucksvolle Haus."
Empfänger
So steht es in dem jüngsten Schreiben, das Eidt nach Berlin geschickt hat. Doch Antwort wird er von dort nicht erhalten. Die Bundesstraßenverwaltung ist zwar als Grundstückseigentümerin im Grundbuch eingetragen, doch an der Adresse in Berlin residiert die Deges, die "Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und Bau GmbH". Die Deges tritt bei einigen Projekten als Geschäftsbesorgerin für die Bundesstraßenverwaltung auf. Doch nicht in Bayern. Eidts Briefe - zwei höfliche Bitten um Auskunft und schließlich eine Dienstaufsichtsbeschwerde - wurden offenbar gar nicht erst angenommen.
Während man in Berlin laut Auskunft von Deges-Pressesprecherin Etta Weiner nichts vom Anwesen Weichengereuth 11 in Coburg weiß, kennt Jürgen Woll vom Straßenbauamt in Kronach das Gebäude sehr wohl. Das Grundstück wurde erworben, weil im Weichengereuth ein Ausbau der B4 geplant wird.
Das könnte bedeuten, dass die Villa im Stil der Neorenaissance abgerissen werden muss. Doch so genau weiß das noch keiner, nicht einmal Norbert Schmitt vom Staatlichen Bauamt in Bamberg, der für die Planung zuständig ist. Denn mehr als Vorstudien gibt es für den Ausbau der B4 noch nicht.
Machbar wäre ein vierstreifiger Ausbau, weil die Bahn laut Schmitt bereit ist, ein Gleis abzutreten. Geschätzte Kosten: 17,4 Millionen Euro. Möglich wäre dieser Ausbau dann, wenn der Bund dafür einen "vordringlichen Bedarf" anerkennt und das Teilstück entsprechend in den nächsten Bundesverkehrswegeplan aufnimmt. Der dürfte Ende 2015 fertig werden.
Entscheidung nicht vor 2016
Falls die B4 nicht in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird, bleibt nur der dreistreifige Ausbau - wenn überhaupt.
So lange aber nicht klar ist, in welcher Form die B4 an dieser Stelle überhaupt ausgebaut werden kann, gibt es auch keine konkreten Pläne dafür, was mit dem Haus passiert. Kann es stehenbleiben, muss es weg? Greift der Denkmalschutz für das Gebäude aus dem Jahr 1874? Auf diese Fragen weiß Norbert Schmitt heute noch keine Antwort.
Das sieht Hans-Heinrich Eidt anders: "Ob das Haus abgerissen werden kann oder nicht, hätte man doch längst prüfen können", meint er. Am Neuen Weg würden auch einige alte Gebäude auf hohen Stützmauern über der B4 thronen. Die Gemeinschaft Stadtbild Coburg jedenfalls sei bereit, eine Sanierung zu unterstützen.
Doch inzwischen stellt sich die Frage, ob das Haus so lange durchhält. Am Montag jedenfalls standen Haupteingangstür und etliche Fenster offen, am Dienstag riefen Vertreter des Bauamts die Polizei, weil eingebrochen worden war. Eine Blei glasfront wurde als gestohlen gemeldet, sagte Markus Reißenberger, Pressesprecher der Polizeiinspektion Coburg.