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Schule fertig - Ausbildung oder Studium?


Autor: Christiane Lehmann

Coburg, Donnerstag, 30. November 2017

Die Stiftung Lebenspfad informierte 250 Coburger Schüler über die Möglichkeiten bei der Berufswahl. Ausbildung oder Studium? Darüber wurde debattiert.
Was werden sie wohl später einmal beruflich machen? Manche wissen es schon, andere ließen sich bei der Veranstaltung der Stiftung Lebenspfad motivieren.Christiane Lehmann


Berufsorientierung auf Augenhöhe ist der Abend der Stiftung Lebenspfad überschrieben. 250 Schüler besetzen jeden Platz, hocken hinten noch auf den Tischen, quetschen sich an die Seite. Vereinzelt dazwischen: einige Lehrer, Direktoren und Eltern. Das Thema geht sie alle an, doch das fast zweistündige Programm fordert mehr Konzentration als eine Doppelstunde Mathematik. Umso beachtlicher ist die Resonanz auf die Einladung von Initiatorin Elke Gillardon.
Ernst nehmen den Abend nicht nur die Jugendlichen, auch zahlreiche Unternehmen der heimischen Wirtschaft stellen Diskussionsteilnehmer, Referenten und fördern die Veranstaltung als Sponsoren.
Schließlich geht es um die Zukunft - die der Schüler, aber eben auch der Region.
Gleich zu Beginn rührt Kreishandwerksmeister Jens Beland die Werbetrommel fürs Handwerk. Von 157 möglichen Handwerksberufen können 50 in Coburg ausgebildet werden. Wer Spaß am Gestalten hat und gerne kreativ arbeitet, sei im Handwerk genau richtig. "Einfach mal machen", lautet seine Devise und er fordert die jungen Zuhörer auf, Gelegenheiten zum Ausprobieren zu nutzen.
"Mach Dein Ding", sagt auch Sven L. Franzen, einst jüngster Unternehmer Deutschlands. Mit 16 Jahren baute er eine Softwarefirma auf. Mittlerweile ist er 28 Jahre alt, Inhaber mehrerer Unternehmen mit 25 Festangestellten und 160 festen freien Mitarbeitern im Marketingbereich. Als Motivationscoach steht er auf der Bühne des großen Saals von St. Augustin, erzählt von seiner Erfolgsgeschichte und ermuntert die Schüler "authentisch" zu bleiben.
Wie wichtig die richtige Berufswahl ist, verdeutlicht er an einer Zahl: Immerhin 49,5 Prozent unserer Lebenszeit verbringen wir bei der Arbeit. Franzen stellt mehrere Methoden vor, die helfen, das persönliches Ziel zu erreichen, Rückschläge zu verkraften und durchzuhalten. Er selbst nennt sich einen Vollblutunternehmer, der demnächst mal für ein paar Wochen zum Schweigen ins Kloster geht.
Von der Agentur für Arbeit referiert Torsten Schütt. "Jeder von Euch wird gebraucht!", macht er gleich zu Beginn deutlich. Denn zur Zeit gibt es viel mehr freie Stellen als Bewerber für einen Ausbildungsplatz. Lediglich 38 Jugendliche aus dem Bezirk Bamberg-Coburg hatten im Herbst noch keinen Ausbildungsplatz gefunden. Dem gegenüber stehen allerdings 812 freie Stellen, so Schütt. Wenig Nachfrage gebe es im Bauwesen, der Lebensmittelbranche und in der Hotellerie und Gastronomie. Dagegen wollten die meisten Schulabgänger in so genannten "weißen Berufen" (Büro, medizinische Assistenzen, Tourismus) unterkommen. 60 Prozent der Jugendlichen konzentrieren sich auf die Top zehn von möglichen 350 Ausbildungsberufen. Ganz abgesehen davon, gehe der Trend zu einem immer höheren Schulabschluss.
Es stellt sich die für viele die Frage: Will ich einen Beruf lernen oder ein Studium machen? Der Debattierclub des Casimirianums hat dazu einen Programmpunkt einstudiert. Luisa, Stefanie und Paul vertreten den Standpunkt, dass eine Ausbildung zu machen, mehr Vorteile bringt. Alisa, Tim und Ella dagegen werben für ein Studium.
Währenddessen läuft die Saalumfrage, die die 11. Klasse des Ernestinums durchführt. Am Ende steht fest: Die meisten der 160 Befragten besuchen ein Gymnasium. Alle Mädchen würden nach der Schule gerne erst einmal von Coburg weggehen. 19 Jungs wollen bleiben. Von allen, die weggehen, können sich die meisten vorstellen, irgendwann auch wieder nach Coburg zurückzukehren. Doch auch da sind es mehr die Jungs, die es in die Heimat zurückzieht. Die Mädchen wollen die große weite Welt erleben.
Zum Abschluss präsentiert Moderator Thomas Apfel eine bunt zusammen gewürfelte Runde: Ob Basketballprofi oder Personalchefin, Mediengestalterin oder Steuerberaterin, Auszubildender oder Führungskraft, alle erzählen von ihrem persönlichen Weg und geben den Schülern Tipps und Ideen mit auf den Nachhauseweg.
Doch nach den knapp zwei Stunden gibt es noch einen Snack und Getränke. Die Schüler haben die Gelegenheit, mit den Referenten ins Gespräch zu kommen oder miteinander über den Input zu diskutieren. Pauline, Lena und Albert sind sich einig: "Es hat sich gelohnt. Vieles war uns so nicht bewusst." Das mit dem Handwerk, das man ja einfach mal ausprobieren könnte, geht Leo nicht mehr aus dem Kopf. Vielleicht fragt er doch mal den Schreiner von Gegenüber.