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Schützenauszug in Coburg: Kaiserwetter zum Jubiläum


Autor: Christiane Lehmann

Coburg, Sonntag, 02. August 2015

Die Originalfahne feiert Geburtstag: 300 Jahre ist sie alt und wurde von den Schützen aus dem Rathaus abgeholt. OB Norbert Tessmer überraschte mit einer Anekdote aus dem Jahr 1927.
Blick über den Marktplatz. Die Schützenvereine aus der Region zogen durch die Stadt und holten am Rathaus die 300 Jahre alte Fahne ab. Fotos: Hagen Lehmann


Das Eichenlaub am Hut, ein Rosensträußchen in der Hand und der Bub trägt eine Lederhose. In Reih und Glied, auf Schritt und Tritt hat alles seine Ordnung, wenn die Stadt zum traditionellen Schützenauszug der Schützengesellschaft Coburg auf den Marktplatz lädt.

Fein herausgeputzt

Kaum war das Elf-Uhr-Läuten der Stadtglocken verebbt, hörten die rund 200 erwartungsvollen Besucher schon die Bläser und Trommler aus der Ketschengasse. Alle waren herausgeputzt: Der Himmel glänzte mit Kaiserwetter, Prinz Albert leuchtete frisch poliert, zweite Bürgermeisterin Birgit Weber im Dirndl und Oberbürgermeister Norbert Tessmer im traditionellen Schützenanzug.

Schließlich ist es heuer ein ganz besonderes Datum: Genau vor 300 Jahren stiftete die Stadt Coburg zur Einweihung des Schützenhauses am heutigen Anger eine Fahne. Diese Originalfahne wird jedes Jahr zum Vogelschießen am ersten Wochenende am Rathaus abgeholt und am zweiten wieder gebracht. Den Rest des Jahres steht sie beim Oberbürgermeister im Büro.

"Stanga kracht"

Der versprach heuer in seiner Rede, die Fahne auch währenddessen nicht "so toll zu schwenken", hatte er doch zuvor in den alten Schriften eine Anekdote aus dem Jahr 1927 vorgetragen. Heimatdichter "Schursch", hatte nämlich über den folgenschwersten Vorfall bei der Fahnenabholung ein Gedicht geschrieben. Unter anderem heißt es darin: "Das Fahnartragar tüchtig schwenkt. Die Stanga kracht. Dös Tuch sich senkt. Fliegt an die Stiefelspitzen dan Mastar von die Schützen. Da Trägar ka sich noch gebück, arwüscht dös Tuch beim Kantla. Helt ans gagnickta Stangastück dös Fahnatuch mit Bandla."

Historisch beglückend

Mit besten Wünschen für einen harmonischen Verlauf und gute Geschäfte entließ der Oberbürgermeister die aufmarschierten Vereine. Die Böllerschüsse vorm Stadthaus und der Coburger Marsch sorgten dafür, dass der 40-minütige Stopp vorm Rathaus zu einer "historisch beglückenden und zeitgemäßen Veranstaltung" wurde, wie von den Schützen am Anfang gewünscht.

Durch die Stadt marschierten die Schützenvereine aus der Region und die Kapellen Richtung Anger. Dort warteten bereits Klöß' und Bräten, Haxen, Steckerlfisch und allerhand zünftig Gegrilltes auf die Gäste.