Schüler-Ausstellung: Neustadts besondere Köstlichkeiten
Autor: Rainer Lutz
Neustadt, Mittwoch, 03. Dezember 2014
Was junge Leute an der Stadt am Fuß des Muppbergs köstlich finden, das muss nicht unbedingt essbar sein. Und wenn es das ist, dann muss es nicht aus Omas Küche stammen, wie eine interessante Ausstellung im Rathaus jetzt zeigt.
Wer "Haaringsbrüh mit Ärpfl" erwartet hatte, als er am Dienstagabend zur Ausstellungseröffnung "Neustadter Köstlichkeiten" ins Rathaus kam, der wurde enttäuscht. Es gab auch keine Neustadter Bratwurst oder "Dätsch mit Öpflbrei". Selbst die "Dilla-dalla-Brödla", die es wohl nirgendwo sonst gibt auf der Welt, standen nicht auf der Karte. Schüler des Arnold-Gymnasiums hatten für ihr P-Seminar im Fach Kunst den Begriff der Köstlichkeit viel weiter gefasst.
Sie schauten sich in ihrer Stadt um und über die Stadtgrenzen hinaus. Selbst Landesgrenzen ließen sie hinter sich, denn Neustadter sind in aller Welt unterwegs und bringen gar köstliche Eindrücke mit nach Hause - in eine Stadt, die, klein wie sie ist, doch eine Weltstadt ist. Immerhin treffen am Fuß des Muppbergs Menschen aus 48 Nationen aufeinander.
Bei der Suche nach Köstlichkeiten, die Maximilian Fischer zur Eröffnung eindrucksvoll schilderte, kam eine bemerkenswerte Sammlung von Fotos zusammen, die jetzt bis zum 22. Dezember im Foyer vor dem Rathaussaal zu sehen ist. Ansichten, Einblicke, Durchsichtiges und nicht immer im Alltag Augenfälliges bekommt der Betrachter zu sehen.
Köstlichkeiten im kulinarischen Sinn fehlen keineswegs. Doch wenn junge Neustadter und Altersgenossen, die einen anderen Blick auf die Stadt haben, weil sie Schulpendler sind, nach Köstlichkeiten suchen, suchen sie anders. Das spiegelt ein hübsch und aufwendig gestaltetes kleines Kochbuch, das zu den Ergebnissen dieses Kunstseminars gehört. Wenn Maximilian Fischer eingangs vom "Dönerdreieck" sprach, das die Arnoldiner ernährt, wenn sie mal nicht in die Mensa mögen, dann wundert es nicht, dass auch das Rezept für Mercimek Koftesi (türkische Linsenlaibchen) im Kochbuch der Schüler auftaucht.
Neben Palatschinken, Vanillekipferl oder Schwarzwälder Kirschtorte fällt das Rezept für Schabbat-Brot auf. Es steht neben einem Foto von der Gedenkstätte für das Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, in dem Frauen auf Neustadter Boden Zwangsarbeit leisten mussten. Köstlichkeiten können auch zum Nachdenken über die Geschichte der Heimatstadt anregen. Brownies, Gulasch oder Aubergine-Zucchini-Kartoffel in Jogurtsoße stehen im Büchlein und Pizza mit Ziegenkäse und Spiegelei, die womöglich eine Spezialität aus Neustadt ist.
"Mahlzeiten und Gerichte verbinden wir Menschen mit Situationen und Erlebnissen", erklärte Maximilian Fischer einen Gedanken, der zu der Zusammenstellung führte, wie sie jetzt zu sehen ist. Mit der Präsentation ihrer Seminararbeit verbinden die Schüler wohl für den Rest ihres Lebens den Genuss einer Neustadter Köstlichkeit, die es nur zu diesem Anlass gab. Stefanie Seidel hat den Seminartitel auf kleinen Gebäckstücken verewigt. Zusammen mit einem Bild aus der Fotostrecke über Neustadter Köstlichkeiten, einem alten Magirus der Stadtfeuerwehr, der seit je her ein NEC-Kennzeichen trägt. Auch den fanden die Schüler echt köstlich.