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Schrauben für die Energiewende


Autor: Rainer Lutz

LKR Coburg, Sonntag, 24. November 2019

Bei Weidach wird für die Energiegenossenschaft Coburger Land ein Solarpark gebaut. Auch Bürger können sich an diesem Projekt beteiligen.
Gerade werden die Ständer montiert, auf die in den kommenden Wochen die Photovoltaikmodule aufgesetzt werden.Rainer Lutz


Auf einem Acker hinter dem Züchterheim am Häslichweg bauen Arbeiter gerade Metallgerüste auf. Es soll ein kleiner Solarpark entstehen. Das Besondere dabei: Jeder kann Teilhaber der Anlage werden - fast jeder. Die Module werden für die Bürgerenergiegenossenschaft Coburger Land installiert, und die hat ihre Präferenzen, was die Beteiligung angeht.

"Die Weidacher und Weitramsdorfer haben Vorrang", sagt Vorstandsvorsitzender Christian Gunsenheimer. Es gehöre zu den Grundsätzen der Genossenschaft, eine Beteiligung an der jeweiligen Anlage immer zuerst denen anzubieten, die im Umfeld leben. Danach kommen die Mitglieder der Genossenschaft. Sind noch weitere Beteiligungen möglich, kann dann jeder einsteigen.

Rund 550 000 Euro investiert die Genossenschaft in den Bau am Häslichweg. Es könnte mehr sein. "Das Erneuerbare Energie Gesetz erlaubt uns vorerst nicht mehr als die 750 Kilowatt Leistung, die gerade gebaut werden", erklärt Christian Gunsenheimer. Der Acker, auf dem gebaut wird, ist größer. Es gibt Platz für mehr Module. "Wenn das Gesetz so bleibt, wie es im Augenblick ist, dann dürfen wir in 24 Monaten erweitern", spielt Gunsenheimer auf die recht häufigen Änderungen im EEG an.

Bis der Solarpark wachsen darf, bleibt der Rest der etwa 1,7 Hektar großen Fläche Ackerland, das auch weiter bewirtschaftet wird. Etwas weniger als ein Hektar wird bisher von den Gestellen für die Module beansprucht. Nur dieser Teil wird auch zunächst mit einem Zaun umgeben.

In den kommenden Wochen werden die Solarmodule auf die Ständer gebaut. Im Februar rechnet das ausführende Unternehmen damit, das Trafohaus an die in der Nähe des Grundstücks vorbei laufende Hochspannungsleitung der SÜC anschließen zu können. "Ab diesem Zeitpunkt können wir einspeisen und etwa 150 Haushalte mit Strom versorgen", rechnet Christian Gunsenheimer vor. Über 20 Jahre läuft dann der Einspeisungsvertrag. Rund 10 000 Tonnen Kohlendioxid werden dadurch gegenüber konventioneller Stromerzeugung eingespart, so Gunsenheimer. Insgesamt gehen Fachleute davon aus, dass die Anlage rund 30 Jahre Strom liefern kann.

Voll rückbaubar

Soll sie dann zurückgebaut werden, bleibt im Grunde nichts zurück. Die Halter für die Gestänge sind in den Boden gerammt und können von Baumaschinen einfach wieder heraus gezogen werden. Dann könnte die Fläche wieder Ackerland werden. Bis es so weit ist, wird sie praktisch zu extensiv genutztem Grünland. Ob zwischen den Modulen hin und wieder gemäht wird, oder durch Schafbeweidung der Bewuchs klein gehalten werden soll, steht noch nicht fest. Aber durch Anpflanzungen rund um das Solarfeld möchte die Genossenschaft für ökologischen Mehrwert sorgen.

Eine echte Ausgleichsfläche muss nicht geschaffen werden. "Es handelt sich hier eigentlich um ein Gewerbegebiet. Dafür wurde bereits Ausgleich geschaffen", sagt Gunsenheimer. Die Möglichkeit, sich hier anzusiedeln, sei nur nie nachgefragt worden. "Im Grunde könnten aber auch schon acht Meter hohe Werkhallen hier stehen", ergänzt Wolfgang Weiß. Da sei der Solarpark für die Anwohner sicher die weniger große Beeinträchtigung.

Der neue Park ist das bisher zweite Projekt der Energiegenossenschaft. Das erste war eine 84-Kilowatt-Anlage auf dem Dach des Coburger Gymnasiums Ernestinum. Nach Möglichkeit sollen aber noch weitere Solaranlagen mit Bürgerbeteiligung im Kreisgebiet und der Stadt Coburg entstehen. "Am liebsten bauen wir in Altgewerbegebieten", sagt Christian Gunsenheimer. Aber auch andere Standorte kommen infrage.

Anlage zur Volleinspeisung

Während Unternehmen, die auf ihrem Gelände solche Anlagen errichten, in der Regel einen Teil des erzeugten Stroms selbst verwerten, ist der Park bei Weidach zur Volleinspeisung in das allgemeine Stromnetz gedacht. Es wird also alles vergütet, was an Energie erzeugt wird.

Trotzdem hat es die Genossenschaft nicht eben leicht, Standorte für weitere Solarparks zu finden. Denn ähnlich wie bei Windparks gibt es nicht selten auch gegen geplante Solarparks Widerstand aus der Bevölkerung.