Schonend durch das Coburger Land
Autor: Rainer Lutz
Rödental, Dienstag, 11. August 2015
Damit die Belastung für die Natur so gering wie möglich bleibt, ist beim Bau der Starkstromleitung eine ökologische Bauaaufsicht eingesetzt. Petra Theile gehört zu den Fachleuten, die den Bau aufmerksam begleiten.
Die Masten der 380-kV-Leitung durch das Coburger Land stehen schon zum größten Teil. Eingriffe in die Natur lassen sich bei einem solchen Projekt nicht vermeiden. Dass sie so gering wie möglich ausfallen, darauf achtet Petra Theile. Die studierte Landespflegerin ist eine von drei Mitarbeitern des Büros Buchholz und Partner, die bei dem Projekt für die ökologische Bauaufsicht zuständig sind.
Noch ehe irgendwo die Bagger rollen, wird das künftige Baufeld für einen Mast, mit einer Fläche von meist 60 auf 60 Metern, von der ökologischen Bauaufsicht untersucht. Gerade beim Überschreiten der Hohen Schwenge bei Oberwohlsbach mussten Petra Theile und ihre Kollegen besonders aufmerksam vorgehen. "Der Wald auf der Hohen Schwenge ist FFH-Gebiet", erklärt sie. Trotzdem musste die Fläche gerodet werden, auf der die Masten errichtet wurden.
Zusammenarbeit mit Behörden
Mit den Behörden arbeitet Petra Theile immer wieder zusammen. So etwa bei Mast 116 in der Flur bei Oberwohlsbach. Er steht noch nicht, wird aber auf einer Fläche errichtet, die als Ausgleich für Verkehrsprojekte naturschutzfachlich umgestaltet wurde. Früher befand sich hier Ackerland. Die Baufirmen, die für Tennet hier den Mast errichten, mussten das berücksichtigen. "Wo der Mast gebaut wird befanden sich Steinhaufen, die für Kleintiere angelegt wurden.
Die mussten natürlich versetzt werden", erklärt Petra Theile.Die Baustraße zum Mast wurde zum Teil mit hellem Kalkschotter befestigt. "Es war ein Wunsch der Naturschutzbehörde, dass dieser Teil der Straße nicht zurückgebaut wird", bestätigt die Landespflegerin. Ein anderer Teil, aus dunklem Schotter, liegt auf einem Vlies. Er wird wieder entfernt und mit dem jetzt gelagerten Mutterboden bedeckt. "Es wird wieder der Zustand hergestellt, der vor dem Bau da war", sagt Theile. Mehrmals pro Woche schaut Sie bei den Baustellen vorbei. Si muss dazu von ihrem Büro nahe Leipzig ins Coburger Land fahren. Damit sie schon bei derAnfahrt weiß, wo sich etwas tut auf der Trasse, bekommt sie von den Baufirmen, die an den drei Abschnitten arbeiten, jede Woche einen Vorbericht für die Arbeiten der kommenden Woche.
Nicht jede Baustelle erfordert dann den gleichen Aufwand für die ökologische Bauaufsicht. Viele Masten stehen ja auf freiem Ackerland oder Wiesen, da ist der Aufwand schon geringer. An vielen Stellen wurden aber Maßnahmen notwendig, um die Belastung durch die Trasse zu kompensieren. So wurden am Froschgrundsee Kunsthorste auf Stangen errichtet, die den Graureihern zur Verfügung stehen sollen, falls sie sich durch die Leiterseile gestört fühlen.
Für den Eingriff, den die Trasse für das Coburger Land darstellt, muss Tennet einen Ausgleich schaffen. Weil Ausgleichsflächen hier in der Region nicht zu bekommen waren, geschieht dieser Ausgleich finanziell. "Etwas mehr als eine Million Euro fließen dem Landkreis für die Naturschutzarbeit zu", sagt Markus Lieberknecht, Pressesprecher bei Tennet.
Masten und Tiere
Unter anderem soll der seltenen Schlingnatter geholfen werden, die an manchen Stellen im Landkreis noch vorkommt.
Für sie würde sich auch die Fläche eignen, auf der jetzt Mast 116 errichtet wird. Jeder Mast ist einerseits Eingriff in die Umgebung. Andererseits werden die Stahlgitterkonstruktionen auch von Tieren genutzt. "Kolkraben nisten sogar manchmal auf den Masten", bestätigt Petra Theile. Markus Lieberknecht erinnert daran, dass mancherorts auch Nistkästen für manche Vogel- oder Fledermausarten an den Masten angebracht werden.Anfang September wird es über der Hohen Schwenge übrigens einmal laut. Wie Service-Gruppenleiter Eugen Bößendorfer informiert, werden dann Seile per Hubschrauber an den Masten befestigt. Mit diesen Vorseilen werden dann Stahlseile hochgezogen und mit denen dann die Leiterseile aufgezogen werden können. Dabei ist die Distanz zwischen Mast 115 auf der Hohen Schwenge und Mast 116 auf dem Hügel gegenüber mit deutlich über 500 Metern eine der weitesten auf dem Trassenabschnitt von der Landesgrenze bis Redwitz.