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Schnelles Netz ganz ohne Lücke


Autor: Berthold Köhler

Neustadt bei Coburg, Freitag, 21. August 2015

Die Stadtwerke-Tochter "Telenec" beginnt kommende Woche damit, Boderndorf, Kemmaten und Wellmersdorf an das städtische Glasfasernetz anzuschließen. In spätestens zwei Jahren soll das gesamte Stadtgebiet sicher versorgt sein.
"Telenec"-Geschäftsführer Armin Münzenberger und Konrad Sünkel (Leiter Netzwirtschaft und Anlagentechnik) schauen sich noch einmal an, was nächste Woche in den südlichen Neustadter Stadtteilen verlegt wird: Leerrohre (auf der Trommel im Hintergrund) sowie dünne, aber leistungsfähige Glasfaserkabel.


Jetzt schließt die "Telenec"-Sparte der Neustadter Stadtwerke (SWN) auch die letzten Lücken bei der schnellen Internetversorgung. Wie Armin Münzenberger als Geschäftsführer der "Telenec" berichtet, werden in den kommenden beiden Jahren auch die letzten neun kleinen Stadtteile an das schnelle Glasfasernetz in Neustadt angeschlossen. Schnelle Leitungen für alle Einwohner - "nach Abschluss dieser Maßnahmen sind wir weiter als Großstädte wie München oder Berlin", sagt Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD) mit Stolz.
Bisher konnten die rund 70 Kunden, die noch keine Glasfaserleitungen bis ins Haus zur Verfügung hatten, mit Richtfunktechnik ins Internet. In den Stadtwerken war aber klar, dass Richtfunk für Neustadt nur eine Übergangstechnik sein sollte. Deshalb wurden in den vergangenen Jahren bei jeder Gelegenheit Kabel und Leerrohre in den betroffenen Ortsteilen verlegt. "Kommende Woche schließen wir nun die letzten Lücken", berichtet Münzenberger.


Vorgeschichte

Zur Vorgeschichte: Nachdem es derzeit ein bayerisches Breitband-Förderprogramm gibt, wurde "Telenec" vom Aufsichtsrat damit beauftragt, die Kabel-Erschließung der restlichen südlichen Stadtteile zu prüfen. Das Ergebnis: Es ist günstiger, unter Einbeziehung der vorverlegten Technik die verbliebenen Orte direkt an das Neustadter Netz anzuschließen, als unter Ausnutzung des Förderprogramms die Kabelverteilerschränke (KVS) der Telekom anzuschließen. "Jetzt können wir mit eigener Technik die gleichen Bandbreiten wie in Neustadt anbieten. Über die KVS der Telekom wäre bei maximal 50 Megabit pro Sekunde Schluss gewesen", erklärt der "Telenec"-Geschäftsführer.
Ab der 34. Kalenderwoche werden die Glasfaserkabel in den südlichen Ortsteilen vervollständigt, so dass bis Oktober dort jeder Ort über einer Glasfaseranschluss verfügt. In Boderndorf, Kemmaten und Wellmersdorf sollen die vorverlegten Ortsnetze noch in diesem Jahr angeschlossen werden. Bewohner von Gebäuden, die bereits über einen vorverlegten Breitbandkabelhausanschluss verfügen, können ab diesem Zeitpunkt einen Internetzugang beantragen. Für Gebäude, die noch keinen solchen Hausanschluss besitzen, können die Gebäudeeigentümer in den drei Ortsteilen danach einen Breitbandkabelhausanschluss beantragen. In den kommenden beiden Jahren sollen n dann noch die Stadttteile Aicha, Birkig, Horb, Mittelwasungen, Plesten und Unterwasungen folgen.
Für den Hausanschluss zahlt der Eigentümer bis sieben Meter Anschlusslänge ab seiner Grundstücksgrenze zwischen 180 und 350 Euro. "Mit den Hausanschlusskosten werden die neuen Kunden mit den Kunden in den Bergdörfern und in Fürth am Berg gleichgestellt", versichert Münzenberger. Briefe mit weiteren Details werden die Bürger schon bald bekommen.
"Uns ist es wichtig, dass wir bei der Erschließung überall ähnlich vorgehen - egal ob mit oder ohne Förderprogramm", sagt Frank Rebhan, der auch Aufsichtsratsvorsitzender ist. Dass "Telenec" und damit die Stadt auf Fördergelder verzichten muss, weil das Unternehmen schon vor einiger Zeit selbst aktiv geworden ist, ärgert Rebhan nicht: "Wenn uns die Staatsregierung hierfür einen ordentlichen Betrag überweisen würden, wüssten wir schon was damit anzufangen." Aber gute Internetinfrastruktur sei der Stadt schon immer wichtig gewesen. Deswegen gebe es schon heute in vielen Stadtteilen schnelles Internet "weil wir auch in Bereiche gehen, die andere Anbieter nur mit hohen Zuschüssen erschließen", erklärt der OB. Dies sei zwar nicht unbedingt billig, lohne sich aber für die Bürger und die Stadt.



Richtfunk bleibt in Betrieb

Die Richtfunkkunden bekommen ihre Kosten für den Richtfunkanschluss bei einer kurzfristigen Umstellung auf Kabel angerechnet, ergänzt Armin Münzenberger. Das Richtfunknetz wird von "Telenec" auch weiter betrieben. Schließlich versorge das Internet-Sparte der Stadtwerke damit viele Industrie- und Gewerbekunden in Sonneberg sowie in der Stadt und im Landkreis Coburg. "Für Neustadt war Richtfunk eine Übergangstechnik, bis wir kostengünstig mit Kabel kommen konnten. Das haben wir versprochen und halten das jetzt auch", erklärt OB Frank Rebhan.


Das schnelle Internet geht aufs Land


Vorgeschichte
"Telenec" wurde 1998 als lokaler Internetdienstleister und Tochter der Stadtwerke gegründet. Neustadt zählte damit zu den Pionieren des schnellen Internets. Die Grundlage für diese Entwicklung legten die Stadtwerke. Die sind seit den 70er Jahren Breitbandkabelnetzbetreiber und haben damit jede Menge Erfahrung bei der Interneterschließung.

2010 Im Herbst wird die Antennengemeinschaft in Fechheim an das Neustadter Glasfasernetz angeschlossen. Die Antennengemeinschaft in Fürth am Berg folgt schon kurz darauf. Die übrigen Ortsteile im Süden von Neustadt werden zunächst mittels Richtfunktechnik erschlossen.

2012/2013 Die Neustadter Bergdörfer werden unter Inanspruchnahme des ersten Breitbandförderprogramms der bayerischen Staatsregierung an das Glasfasernetz angeschlossen.

Zukunft Die Stadt Neustadt und "Telenec" werden in den nächsten Jahren rund 400 000 Euro in den Ausbau des bestehenden Glasfasernetzes investieren - auch um die hochauflösenden Filmformate "HD" und "HD+" zuverlässig übertragen zu können. Langfristig rechnet Armin Münzenberger damit, dass ein Durchschnittshaushalt eine Übertragungsrate von 50 Megabit pro Sekunde benötigt. Zudem verlange der Markt wohl künftig auch nach höheren Upload-Geschwindigkeiten. bk