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Sanierung der "Schricker-Villa" in Coburg könnte teuer werden


Autor: Simone Bastian

Coburg, Freitag, 18. Juli 2014

Denkmalschutz als "Totengräber der Innenstadt"? Solche Kommentare will sich Stadtbild-Vorsitzender Hans-Heinrich Eidt nicht bieten lassen. Verlierer könnten die sanierungswilligen Hauseigentümer sein.


Die "Schricker-Villa" soll ihre ursprüngliche Fassade zurückerhalten. Der lange verputzte Klinkerbau soll künftig die Verwaltung der Rückert schule beherbergen und wird im Rahmen des Schulausbaus saniert. Doch die Wiederherstellung der Klinkerfassade gemäß den Anforderungen des Denkmalschutzes würde die Sanierung laut Berechnungen des Hochbauamts um rund 250.000 Euro verteuern.

Dass der Bausenat da am Mittwoch angesichts der Finanzlage der Stadt nicht mitgehen mochte, kann Hans-Heinrich Eidt noch verstehen. Der Vorsitzende der Gemeinschaft Stadtbild Coburg hat bei Sanierungen schon oft nach Kompromissen gesucht, wenn die Anforderungen des Denkmalschutzes mit denen einer Gebäudenutzung in Einklang gebracht werden mussten. Eidt und Stadtbild sind sogar selbst betroffen: Stadtbild will den abgenutzten Parkettboden im Hexenturm ersetzen, der Denkmalschutz will, dass der Boden erhalten bleibt.




Persönlich betroffen

Trotzdem ist Eidt sauer - auf einige Mitglieder des Bausenats, mehr aber noch auf den Kommentator der Neuen Presse, der schrieb, der Denkmalschutz entwickle sich zum "Totengräber der Innenstadt". Das nimmt Eidt persönlich, auch wenn er vermutlich nicht gemeint war. Aber er sei in 40 Jahren Einsatz für Stadtbild und Denkmalschutz auch schon persönlich als "Totengräber der Stadt" bezeichnet worden, vom damaligen Oberbürgermeister Karl-Heinz Höhn. Und deshalb, sagt Eidt, habe er sich überlegt, ob er nicht aufhören solle. Denn Eidt managt die Verteilung von Zuschüssen an private Hausbesitzer, die ihre Denkmäler sanieren wollen.

Zweieinhalb Tage pro Woche bringe er dafür ehrenamtlich auf, sagt Eidt. Das Geld für die Zuschüsse stammt aus einer Spende: Die Brose-Gesellschafter Michael Stoschek und Christine Volkmann stellten nach dem Großbrand in der Herrngasse Pfingsten 2012 fünf Millionen Euro zur Verfügung. Für die Schadensregulierung wurde dieses Geld aber bei weitem nicht gebraucht. Ein Teil - rund zwei Millionen Euro - wurde deshalb in die Hände von Stadtbild Coburg gegeben, um bei der Sanierung von Gebäuden zu helfen. Schon in den 80er-Jahren hatte der damalige geschäftsführende Gesellschafter von Brose, Michael Stoschek, Geld für ein solches Programm zur Verfügung gestellt. Er überlege nun, ob er alle derzeit offenen Projekte absage, sagte Eidt. Dabei gehe es um insgesamt 80.000 Euro für 40 Sanierungsprojekte.

Stoschek zeigte sich in einer ersten Reaktion verständnisvoll: "Wenn's Coburg nicht will, and ere reißen sich darum", schrieb er an Eidt.

Doch noch, sagt Eidt, sei seine Entscheidung nicht gefallen. Derzeit befindet er sich auf Reha, da er sich erneut einer Hüftoperation unterziehen musste. Danach will er das Gespräch mit Stadt und Denkmalpflege suchen. Thema: Ob bei der Schricker-Villa nicht ein Kompromiss möglich ist. Denn, wie gesagt: 300.000 Euro nur für die Klinkerfassade hält auch Eidt für zu teuer. "Es ist zweifellos richtig, dass gerade bei solchen über 100 Jahren alten Häusern gefragt werden darf, welcher Bauzustand als Ziel einer Renovierung angestrebt werden soll. Wenn das Haus in den letzten 100 Jahren manchmal drei oder vier Veränderungen erfahren hat, soll dann der Zustand von 1980, von 1960, von 1946 oder der Urzustand von 1884 wieder hergestellt werden?

Hier gibt es sicher Kompromiss-Lösungen, die man ausdiskutieren muss, bevor man leichtfertig die Verpflichtung zum Denkmalschutz völlig aufgibt", schreibt Eidt. Er könne sich sogar vorstellen, dass bei einer Kompromisslösung Stadtbild einen Zuschuss gibt. Und auch alle anderen, die derzeit noch eine verbindliche Zusage erwarten. Aber bis dahin, betont Eidt, sei jetzt alles auf Eis gelegt.