"Rusalka" in Coburg: Impressionen einer unvollendeten Premiere
Autor: Jochen Berger
Coburg, Sonntag, 22. April 2018
Was lässt sich über eine Neuinszenierung sagen, die zur Pause wegen der kurzfristigen Erkrankung eines Sängers abgebrochen werden musste?
Was lässt sich über eine Neuinszenierung sagen, die zur Pause wegen der kurzfristigen Erkrankung eines Sängers abgebrochen werden musste?
Im ersten Teil erlebte das Premieren-Publikum bei Antonin Dvoráks "Rusalka" im Coburger Landestheater einen interessanten Regieansatz, sah ein ebenfalls interessantes Ausstattungskonzept und hörte ein gut disponiertes Philharmonisches Orchester sowie ein - von der Indisposition des Tenors Milen Bozhkov in der Rolle des Prinzen abgesehen - bestens besetztes Solistenensemble.
Gast-Regisseur Tobias Heyder erzählt Dvoráks "Lyrisches Märchen" ganz aus der Perspektive des Prinzen. Die Geschichte, die Tobias Heyder mit präziser, detailgenauer Personenführung erzählt, ist die Geschichte eines reichen Mannes, der in der kalten Leere seines palastartigen Hauses an der Einsamkeit seines Herzens leidet.
In dieser Einsamkeit träumt sich der Prinz eine exotische und zugleich perfekte, weil bedingungslos liebende Frau herbei: Rusalka (Judith Kuhn). Der Moment, in dem sich der Prinz seinem Glück ganz nahe wähnt, als er Rusalka tatsächlich begegnet, wird zum schicksalshaften Wendepunkt seines Lebens.
Für diese konsequent umgesetzte Lesart von Dvoráks Oper hat sich Heyder eine Ausstattung entwerfen lassen, die ganz bewusst auf den Aspekt des Märchenhaften verzichtet. Er verzichtet auch auf den Kontrast von Menschenwelt und Natur.
Eine Liebe ohne Happy End
Denn die Natur, die das Bühnenbild zeigt, ist ein bewusst künstlich in Szene gesetztes Abbild vermeintlicher Natur. Suggestiv gestaltet wurde es von dem Bühnenbildnerinnen-Duo Lolita Dolores Hindenberg und Eva-Maria Henschkowski, die ihre künstlerischen Entwürfe unter dem Etikett Georg & Paul fertigen. Die perfekt dazu passenden Kostüme hat Verena Polkowski gestaltet - Kostüme, die das Wesen der Figuren symbolisch überhöhen. Das makellose Weiß Rusalkas kontrastiert auf diese Weise beispielsweise mit der kalten Designer-Eleganz der fremden Fürstin (Marlene Lichtenberg), von der sich der Prinz verführen lässt.
Die einzige Wärme in dieser kalten Welt kommt aus dem Orchestergraben. Das Philharmonische Orchester musiziert unter der stilsicheren Leitung von Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig trotz der schwierigen äußeren Bedingungen durch Bozhkovs Indisposition farbenreich und fein differenziert im Ausdruck.
Dass diese Geschichte kein Happy End finden wird, ist in dieser Coburger Neuinszenierung schon vor dem Abbruch der Aufführung zu ahnen. Wie diese Geschichte in Tobias Heyders Lesart endet, ist einstweilen freilich noch offen. Die Auflösung bietet die nächste Vorstellung - geplant ist sie am Sonntag, 29. April. als offizielle 2. Premiere (Beginn: 15 Uhr).