Ruhen am Fuß des Neustadter Hausbergs
Autor: Rainer Lutz
Neustadt bei Coburg, Donnerstag, 05. November 2015
Auf dem Friedhof im Stadtteil Ebersdorf sind am dem kommenden Jahr Baumbestattungen möglich. Bis zu 100 Plätze werden angeboten. Die Stadt reagiert damit auf wachsende Nachfrage in den vergangenen Jahren.
"Unter heimischen Bäumen in der Natur zur letzten Ruhe gebettet zu werden, wo wir zu Lebzeiten Kraft und Energie tanken konnten, ist für viele Menschen eine schöne Vorstellung", sagt Uta Bauer vom Standesamt der Stadt Neustadt. Hinter ihr sind Günter Franke und Christian Welscher gerade dabei, eine schon recht stattliche Buche zu pflanzen - einer von mehreren Bäumen, die für die Baumbestattungen vorgesehen sind.
Dass die Stadt gerade den Ebersdorfer Friedhof für dieses neue Angebot ausgesucht hat, erklärt sich für Uta Bauer ganz einfach. "Der Friedhof liegt direkt am Fuß des Muppbergs, unserm Hausberg. Es ist eine wunderschöne Lage für diese Art der Bestattungen.
Nicht nur die jetzt eingesetzten Großbäume, die trotz dieser Bezeichnung ja noch nicht wirklich gewaltig da stehen, sondern auch mächtige alte Buchen, unter denen ebenfalls Grabstellen entstehen werden. Insgesamt 100 solcher Bestattungsplätze wird der Ebersdorfer Friedhof bieten. Vom kommenden Jahr an, sind Baumbestattungen dort möglich. Das Angebot gilt nicht nur für Ebersdorfer, sondern für alle Neustadter. "Theoretisch könnten sich auch Fremde hier beisetzen lassen", sagt Uta Bauer. Die Asche der Verstorbenen ruht dabei in biologisch abbaubaren Urne direkt an den Wurzeln eines Baumes.
Wie bei anderen Beisetzungsformen auch gilt bei der Baumbestattung eine Ruhezeit von 20 Jahren. Es ist möglich eine Partner, oder Familienruhestätte zu belegen. Bis zu vier Urnen können dann dort beigesetzt werden.
Grabpflege ist nicht nötig, im Gegenteil. "Den Grabschmuck übernimmt die Natur. Anstelle von Gestecken, Kerzen und Figuren treten Moose, Farne, Wildblumen, buntes Laub und Schnee, die die Baumgräber je nach Jahreszeit schmücken und zu individuellen Orten des Erinnerns und Gedenkens machen.
Es werden auch noch Bänke aufgestellt und deren Umfeld gestaltet, so dass Angehörige die Möglichkeit haben, in diesem Teil des Friedhofs ihrer Verstorbenen zu gedenken. Holzstelen werden aufgestellt, die dann kleine Platten mit den Namen der beigesetzten Verstorbenen tragen. "Nur, wenn das jemand möchte. Wenn nicht, kann das auch wegbleiben", erklärt Uta Bauer.
Sanfter Übergang zum Wald
Der Zaun, der den Friedhof vom Muppberg trennt wird nach oben gerückt und durch heimische Büsche, die davor gepflanzt werden, kaschiert. So wirkt es, als ob der Friedhof einfach in den Wald am Muppberg übergeht.Die Nachfrage nach dieser Art der Beisetzung ist in Neustadt in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Dem wollte der Verwaltungssenat der Stadt mit einem entsprechenden Beschluss Rechnung tragen. Die Gründe, aus denen sich Menschen - meist schon zu Lebzeiten - für diese Art der Bestattung entscheiden sind vielfältig. Die Einen wollen schlicht ihre Nachkommen nicht mit der Grabpflege belasten, oder haben gar niemanden, der sich um das Grab kümmern könnte.
Die Anderen fasziniert die Vorstellung, dass ihre sterblichen Überreste von dem Baum aufgenommen werden, unter dem sie beigesetzt wurden. Ihnen gefällt die Vorstellung, dass sie so gewissermaßen in dem Baum weiterleben.