Druckartikel: Rückerts Lyrik erklingt in Seßlach

Rückerts Lyrik erklingt in Seßlach


Autor: Katja Nauer

Seßlach, Montag, 21. November 2016

Zum 150. Todestag Friedrich Rückerts prägte der Gesangverein Liederkranz Seßlach das Motto "Das Leben ist ein Gesang".
Männer und Frauen singen im Gesangverein Hassenberg.


"Das Leben ist ein Gesang": Mit diesem Text von Friedrich Rückert, den Franz Biebl vertonte, und der zugleich Motto des Liederabends im Sportheim Seßlach war, eröffnete der Seßlacher Gesangverein "Liederkranz" den musikalischen Reigen. Mittlerweile zum 30. Mal veranstalteten die Sänger unter der Führung von Chorleiter Karl-Jürgen Schmölzing ihren traditionellen Liederabend mit befreundeten Musikvereinen.
Dabei stellte Schmölzing, der seit 1987 Chorleiter ist, zusammen mit seinen Gästen, der Stadtkapelle Seßlach, dem Gesangverein Gestungshausen und dem Gesangverein Hassenberg ein abwechslungsreiches Repertoire auf die Beine.

Betrüblich, dass nur wenige Seßlacher dem Ruf der Musik folgten. Das fand auch Bürgermeister Martin Mittag, der als ehemaliger Posaunist und Sänger bisher noch kaum einen Abend ausgelassen hat: "Ich finde es persönlich schade, dass nur Wenige die Mühen und Anstrengungen zu schätzen wissen und sich für einen musikalischen Abend die Zeit nehmen", sagte er. "Wer nicht da war, hat auf jeden Fall etwas verpasst."
Mittag wünschte sich gerade auch in Bezug auf den Nachwuchs im Musikbereich in Zukunft mehr Zuspruch aus den Reihen der Bürger. "Ich genieße den Abend, der ja nicht einmal Eintritt kostet, jedes Jahr."
Doch zurück zum Programm: Neben dem "Abendlied", "Wein und schöne Mädchen" und "Aus der Jugendzeit" von Friedrich Rückert standen klassische Vertonungen von Johann Wolfgang von Goethe mit "Der Rattenfänger" oder auch Heinrich Heine mit "Die Lorelei" auf dem Programm. Auch moderne Musik von Peter Maffay, den Nilsen Brothers, Hubert von Goisern und der "Final Countdown" prägten den Abend.

Die achtköpfige Bläsergruppe der Stadtkapelle, die fast 50 Mann stark ist, brachte dem Publikum mit "Abel Tasman" und böhmischer Musik großes "Blasmusikvergnügen". Beklatscht wurde der Gesangverein Gestungshausen - vor allem für seine "Weiber von Arlon", "Bereling ding ding, bereling ding ding". Mit ihrem gemischten Chor erklommen die Sänger des Gesangvereins Hassenberg die musikalischen Höhen von "Sah ein Knab ein Röslein stehn" und "Des Sommers letzte Rose".

Der gemeinsame Kanon mit dem Publikum "Am Abend wird man klug" konnte gar nicht schief gehen, schließlich stimmten hauptsächlich "Profis" das Lied gemeinsam an.Zusammen mit seiner Frau Walburga erinnerte Karl-Jürgen Schmölzing an das Leben und Wirken des Dichters, Weltpoeten und Sprachwissenschaftlers Friedrich Rückert, der von Seßlach, Coburg und seinem (Ober-)Frankenland nicht lassen konnte und wollte - aber aufgrund von finanziellen Nöten gezwungenermaßen eine Professur für orientalische Sprachen in Erlangen annahm.

20 000 lyrische Gedichte habe Rückert geschrieben, informierte der Chorleiter. Viele seien von bedeutenden Musikern wie Liszt, Strauss und Mahler vertont worden. Und kein Geringerer als Goethe habe Rückerts Texte den Musikern seiner Zeit empfohlen. Das Gedicht vom "Irrglöcklein" handelt von der wundersamen Heimkehr einer verirrten Tochter aus dem nächtlichen Wald.
Als Dank errichtete der Vater ein Türmlein mit Glocke an der Stelle, an der die Tochter wieder heimgefunden hatte. Der Sage nach soll die Kapelle im Seßlacher Land gestanden haben. Und das Glöcklein? Das läutet angeblich heute im Rathaus der Stadt.