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Rossini-Oper erzählt in Coburg von märchenhaftem Auftstieg


Autor: Jochen Berger

Coburg, Mittwoch, 24. Januar 2018

Wie das Märchen von Aschenbrödel zur Musik von Gioacchino Rossini auf die Bühne des Landestheaters Coburg kommen soll.
Zwei böse Stiefschwestern (Julia Da Rio als Clorinde und Emily Lorini als Tisbe, rechts) machen Angelina (Kora Pavelic - links) als Aschenbrödel das Leben schwer in Rossinis "La Cenerentola". Erste Einblicke in die Coburger Neuinszenierung vermittelte eine MAtinee im Spiegelsaal des Landestheaters.Foto: Jochen Berger


Für jeden Theaterleiter ist eine solche Situation eigentlich eine Katastrophe. Wenige Tage vor dem Probenbeginn sagt der Regisseur aus gesundheitlichen Gründen ab. Wie sich eine solche Situation dennoch retten lässt, beweist gerade das Landestheater Coburg mit der Einstudierung von Gioacchino Rossinis Oper "La Cenerentola".


Denn für den eigentlich verpflichteten Gastregisseur Ansgar Weigner wurde kurz nach Weihnachten als Retter in der Not Tibor Torell gewonnen.


Glückliche Fügung für Coburg-Debütant Tibor Torell: das bereits vorliegende Konzept samt Ausstattung ließ sich unkompliziert anpassen. Schließlich war der Grundgedanke von Anfang gewesen, die Musik in den Mittelpunkt zu stellen, wie Ausstatter Kristopher Kempf betont. Denn die Musik sei so wunderbar, dass er sich ganz bewusst für eine optisch reduzierte Bühnenbild-Variante entschieden habe.
Der Kontrast zwischen Künstlichkeit und Natürlichkeit - darum soll es in der Coburger Neuinszenierung von "La Cenerentola" gehen. Für die Künstlichkeit stehen die beiden bösen Stiefschwestern Tisbe und Clorinde, die in Coburg von Emily Lorini und Julia Da Rio verkörpert werden. Die Natürlichkeit dagegen versinnbildlicht Angelina als Aschenbrödel, am Landestheater gestaltet von Kora Pavelic.


Virtuose Gesangspartien

Dieser Kontrast zwischen Künstlichkeit und Natürlichkeit werde sich sehr deutlich auch widerspiegeln in den Kostümen, erläutert Kempf, der sich in Coburg in der vergangenen Spielzeit bereits mit seiner Ausstattung der Offenbach-Operette "Orpheus in der Unterwelt" erstmals vorgestellt hatte. Für die Szene vertraut Kempf auf die raschen Verwandlungsmöglichkeiten der Drehbühne, die es gestattet, eine Vielzahl von Räumen im raschen Wechsel vor Augen zu führen.


Das Märchen von Aschenbrödel zählt zu den bekanntesten Stoffen weltweit. Mehr als 1000 Varianten seien bislang schon gezählt worden, erläutert Coburgs Musiktheater-Dramaturgin Susanne von Tobien - von der Oper bis zum Hollywood-Film namens "Pretty Woman". Die Geschichte erzählt von einem kometenhaften Aufstieg und wird so zum Märchen par excellence Die Fassung, die Gioacchino Rossini gemeinsam mit seinem Librettisten Jacopo Ferretti gestaltet hatte, bietet einige Unterschiede zur in Deutschland bekannten Fassung der Brüder Grimm. Die böse Stiefmutter ist bei Rossini ein Mann - und aus dem Schuh Aschenbrödels wird ein Armreif als Erkennungszeichen.


Die Entstehungsgeschichte von "La Cenerentola" - sie ist ein für Rossini und die italienische Oper am Anfang des 19. Jahrhunderts durchaus typisches Beispiel an Geschwindigkeit. In nur 22 Tagen entstand der Text, in 24 Tagen die Musik, wie Susanne von Tobien erläutert.


Die Zeit bis zur Uraufführung am 25. Januar 1817 am Teatro Valle in Rom war freilich selbst für Rossinis Verhältnisse derart knapp bemessen, dass sich der Komponist bei einigen Stücken und mehreren Rezitativen Unterstützung durch Luca Agolini holte und zudem bei der Ouvertüre und beim Finale musikalisches Recycling in eigener Sache betrieb. Das gesamte Resultat freilich ließ "La Cenerentola" trotz einer keineswegs euphorisch aufgenommenen Uraufführung zum Dauergast auf den Opernbühnen werden.


Die Sänger stellt "La Cenerentola" auch heute noch vor sehr anspruchsvolle Aufgaben, betont Coburgs neuer Erster Kapellmeister Johannes Braun als musikalischer Leiter: "Die Musik ist spritzig, feurig und sehr virtuos." Seine Erfahrungen aus dem Probenprozess: "Man braucht viel Geduld beim Einstudieren."


Für die Coburger Neuinszenierung hat Susanne von Tobien ein Versprechen parat: "Es gibt viel zu Entdecken in der Musik - viele, viele Ohrwürmer."




Sie bringen Rossinis "La Cenerentola" in Coburg auf die Bühne



Premieren-Tipp "La Cenerentola" - Oper von Gioacchino Rossini (in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln), Samstag, 3. Februar, 19.30 Uhr, Landestheater Coburg

Produktionsteam Musikalische Leitung Johannes Braun
Inszenierung Tibor Torell
Bühnenbild und Kostüme Kristopher Kempf
Dramaturgie Susanne von Tobien
Choreinstudierung Davide Lorenzato

Besetzung
Don Ramiro: Paul Kroeger
Dandini: Franz Xaver Schlecht
Don Magnifico: Michael Lion
Angelina: Kora Pavelic
Tisbe: Emily Lorini
Clorinde: Julia Da Rio
Alidoro: Padraic Rowan
Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg
Herrenchor des Landestheaters Coburg

Tibor Torell wurde in Tschechien geboren. Bevor er nach Deutschland kam war er am Nationaltheater Brünn und am Theater ABC in Prag tätig. Auf eine Regiehospitanz bei Katharina Thalbach an der Oper Köln folgte in der Spielzeit 2007/08 ein Engagement als Regieassistent und Spielleiter am Theater Aachen.

Termine Matinee: Sonntag, 21. Januar, 11 Uhr, Landestheater Coburg; weitere Aufführungen: 7., 9., 14., 17., 20. Februar, 19.30 Uhr, 25. Februar, 15 Uhr, 15., 23. März, 19.30 Uhr, 25. März, 15 Uhr, 29. März, 19.30 Uhr, Landestheater Coburg

Kartenvorverkauf Tageblatt-Geschäftsstelle, Theaterkasse