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Rossach weihte sein Kelterhaus ein


Autor: Michael Stelzner

Rossach, Montag, 19. Sept. 2016

In Rossach freuen sich Obstsafttrinker und Dorfbewohner über die Fertigstellung des Kelterhauses. Doch das ist erst der Anfang.
Paul Lorenz ist der Rossacher Apfelkönig. Foto: Michael Stelzner


Das neue Kelterhaus in Rossach, zwischen dem Dorfladen und dem Brauhaus unterhalb der Kirche gelegen, wurde am Wochenende offiziell seiner Bestimmung übergeben. Es sei hervorragend geworden, betonten alle Ehrengäste in Ansprachen. "Wir leben Gemeinschaft" ist auf den T-Shirts der Mitglieder der Dorfgemeinschaft Rossach zu lesen, und dass der Zusammenhalt gut ist, merkte man bei der festlichen Einweihungsfeier.

Das Kelterhaus sei eine wertvolle Institution für Umwelt, für den Ort und dessen Bevölkerung, stelle Andreas Lorenz, der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Rossach, fest. Zur Dorfgemeinschaft haben sich vor einigen Jahren Bürgerverein und Gartenbauverein zusammengeschlossen. Keltern verbinde, sagte Lorenz. Er erinnerte an die vielen interessanten Gespräche mit den Kelterkunden. All diese Vorteile seien in Rossach nichts Neues und schon lange bekannt.

So bestehe seit 1910 eine eigene Obstkelterei.

Im Jahre 1934 wurde das erste Kelterhaus am Hirtenberg errichtet. In der Ortsmitte, im ehemaligen Milchhaus, übernahm ab 1988 der Gartenbauverein das Keltern - und später die Dorfgemeinschaft. Rund 120 Kelterkunden nicht nur aus Rossach und der Gemeinde Großheirath, sondern aus dem gesamten Landkreis sowie aus den Nachbarlandkreisen Haßberge, Lichtenfels und Sonneberg kommen in der Erntezeit nach Rossach. In starken Fruchtjahren produzierte die ein Dutzend starke Kelterhausmannschaft unter der Leitung des Keltermeisters Thomas Ender 26 800 Liter wertvollen Apfelsaft. "In Rossach bekommt man ausschließlich den Saft von den eigenen Äpfeln", betont Lorenz. Er freue sich auch immer wieder über den Besuch von Schulklassen im Rahmen eines Projektnachmittags, sagte er.


Der Weg dahin war ganz schön schwierig

Allerdings: Der Weg zum neuen Kelterhaus sei erstaunlich holprig gewesen. Es seien unzählige Treffen und Gespräche innerhalb des Vorstands sowie mit dem Gemeinderat und der Teilnehmergemeinschaft notwendig gewesen. Es habe sogar der Architekt gewechselt werden müssen, damit gebaut werden konnte.
Die Dorfgemeinschaft ist zufrieden. Denn das Gebäude, das im Rahmen der Dorferneuerung gebaut wurde, fügt sich wunderbar in die historische Dorfmitte. Lorenz ist gespannt, wie es mit der Gestaltung des Platzes weitergeht, und hofft, dass hier die Arbeiten zeitnah beginnen. Er zollte besonders dem Architekten Johannes Höh für die reibungslose Zusammenarbeit großen Respekt. Der Vorsitzende findet es schade, das es im Verein nicht den Titel "Ehrenkeltermeister" gibt. Dieser Titel würde dem Leiter des Kelterhausteams, Thomas Ender, der sich um das neue Haus sehr verdient gemacht hat, verliehen werden.

Bürgermeister Udo Siegel (CSU/Bürgerblock) sagte, das neue Kelterhaus präsentiere sich auf dem neuesten Stand der Technik. Der Bürgermeister dankte dem Amt für Ländliche Entwicklung.
Das neue Gebäude ist ein wahres Schmuckstück geworden. Die Bausumme betrug 130.000 Euro, wovon 77.310 Euro vom Amt für ländliche Entwicklung und 46.000 Euro von der Gemeinde bezahlt wurden. Die Dorfgemeinschaft beteiligte sich mit unentgeltlicher Arbeitsleistung und mit Barmitteln aus der Vereinskasse. So konnte eine moderne Einrichtung geschaffen werden. Siegel lobte die Arbeit des Kelterhausteams und dessen Dienstleistung für die Bevölkerung.


An der einstigen Sammelstelle

Auch Hans Rainer Albart vom Amt für ländliche Entwicklung sprach von einem gelungenen Bauwerk, für das die Gemeinde die Bauträgerschaft übernommen hatte. Er ging auf die alte Milchsammelstelle ein, die an derselben Stelle gestanden hat und ein Treffpunkt im Ort war. Es habe viele Diskussionen um das neue Kelterhaus gegeben, man hätte es auch außerhalb von Rossach bauen können, was mit vielen Vorteilen verbunden gewesen wäre. "Doch man wollte den Dorfplatz", sagte Albart. Er und Pfarrer Wolfgang Leikert bezeichneten diesen gar als Nest. Rainer Alabart versprach, dass im Bereich der weiteren Dorferneuerung noch in diesem Jahr die Ausschreibungen stattfinden würden.

"Die Einweihung des Kelterhauses ist ein besonderer Tag", sagte Architekt Johannes Höh in seiner Ansprache. Das Kelterhaus sei Teil eines Esembles. Dem Kelterhaus auf dem Dorfplatz komme im Rahmen der Dorferneuerung eine besondere Bedeutung zu. Das Bauwerk sei handwerklich sauber durchgearbeitet und in der Tradition der einstigen Gemeindehäuser, die aus dem Ortsbild der Dörfer verschwunden seien, errichtet worden. Das Amt für ländliche Entwicklung habe mit der Förderung eine sehr kluge Entscheidung getroffen. Viele ortsansässige Handwerker hätten im Sinne der Dorfgemeinschaft einige Stunden unentgeltlich gearbeitet. Höh lobte die respektvolle Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft. Er sagte, er sei der festen Überzeugung, dass an dem Dorfplatz Großes entstehen könne. Der Architekt hatte keinen Schlüssel dabei, aber er überreichte zwei Tafeln, die den Zweck des Hauses und den Eigentümer nennen.

"Dem Landkreis sind lebendige Dörfer wichtig", stellte der stellvertretende Landrat Rainer Mattern (CSU) fest. Die Gemeinde Großheirath habe vieles dafür getan, dass Menschen eine neue Heimat finden. Mattern zeigte sich erfreut darüber, dass eine alte Tradition fortgeführt wird.
Karin Schultheiß kürte Paul Lorenz zum Apfelkönig. Der Junge war bei einem Wettbewerb, bei dem es um die längste Apfelschale ging, ermittelt worden.

Ein festlicher Gottesdienst in einem extra aufgestellten Zelt, den Pfarrer Wolfgang Leikert, zusammen mit dem Posaunenchor Großheirath (Leitung Heinz Fischer) gestaltete, war der Einweihungsfeier vorausgegangen.