Roman wird in Coburg zum Ballett: "Der Glöckner von Notre-Dame"
Autor: Jochen Berger
Coburg, Dienstag, 03. März 2020
Wie Victor Hugos berühmter Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" am Landestheater Coburg zum Ballettabend wird.
Hässlicher Mann verliebt sich in eine schöne junge Frau - solche Geschichten gehen eigentlich nie gut aus. Das gilt auch für den missgestalteten Glöckner von Notre Dame und die von vielen Männern begehrte Esmeralda in Victor Hugos "Notre-Dame de Paris". Der dickleibige Roman, der 1831 im französischen Original erschien, wurde in Deutschland unter dem Titel "Der Glöckner von Notre Dame" bekannt.
Mittelalter trifft Moderne
Am Landestheater ist der Stoff ab Mitte März als Ballett zu erleben. Coburgs Ballettdirektor Mark McClain hat dazu die Vorlage, die im Paris des 15. Jahrhunderts spielt, auf einige zentrale Handlungsstränge reduziert und auf diese Weise für die Möglichkeiten der relativ kleinen Coburger Compagnie eingerichtet.
Mit der Disney-Zeichentrickfilm-Version soll diese Coburger Fassung wenig zu tun haben, verrät McMclain. Für seine Choreographie hat Ana Tasic ein bewusst düsteres Bühnenbild entworfen, um das finstere Innere der Kathedrale sichtbar werden zu lassen. Im Kontrast dazu sollen die zwischen Mittelalter und Moderne angesiedelten Kostüme Farbe ins expressive Spiel bringen, wie McClain erklärt.
Wunschkonzert
In der Coburger Ballett-Version werde es um Eifersucht und Außenseitertum gehen, erläutert Musikdramaturgin Dorothee Harpain. Weil in der Coburger Neuproduktion vor allem die Ausdruckskraft der Geschichte im Zentrum stehen soll, hat sich Roland Fister als musikalischer Leiter ganz bewusst gegen die seiner Einschätzung nach allzu schematisch dreiaktige Ballett-Musik von Cesare Pugni entschieden. Fister hat stattdessen eine eigene Auswahl an Musik zusammengestellt - eine Art musikalisches Wunschkonzert, das zum passenden Soundtrack eines hochgradig emotionalen Ballett-Abends werden soll.
Der Bogen spannt sich von Georges Bizets beiden "L'Arlésienne"-Suiten über Rimsky-Korsakovs "Capriccio espagnol" und Rachmaninows "Symphonischen Tänzen" bis zum "Großen Tor von Kiew" aus Mussorgskys Zyklus "Bilder einer Ausstellung" in der bekannten Orchesterfassung von Maurice Ravel.
Diese Musikauswahl, so Mark McClain, eigne sich wunderbar für diese Geschichte voller Leidenschaft und Verstrickungen, voller Liebesverlangen und voller Rachegelüste. Protagonisten neben dem hässlichen Glöckner und der schönen Esmeralda sind der Priester Claude Frollo und Hauptmann Phöbus.
Mark McClains Inhaltsangabe jedenfalls verspricht einen spannenden Abend. Schließlich geht es um Priester, die sich nicht beherrschen können, um Aberglaube, einen Anti-Helden, und eine schöne Frau, die allen Männern die Köpfe verdreht.