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Rödentaler Hummelfiguren: einfach schön


Autor: Rainer Lutz

Rödental, Dienstag, 24. Januar 2017

Die Hummelfiguren aus Rödental (Landkreis Coburg) haben noch immer eine weltweite Fangemeinde.
Fast fertige Hummel-Figürchen warten auf den letzten Schliff. Fotos: Rainer Lutz


"Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn ich zum Beispiel im KaDeWe in Berlin eine Hummelfigur sehe", sagt Martin Schmitz. Der Wirtschaftsförderer des Landkreises sieht in den Figuren ein Stück Heimat. Gefühl ist aber für Kunden weltweit das entscheidende Kaufargument. Hummelfiguren stehen für heile Welt, für Niedlichkeit und ein wenig Romantik. Und sie haben eine beachtliche Fangemeinde.
Wenn Landrat Michael Busch mit dem Wirtschaftsförderer des Landkreises das Unternehmen besucht, dann vor allem, weil die Figürchen aus Rödental noch immer als Botschafter der Region in aller Welt gelten dürfen - und der Landkreis daher ein Interesse daran hat, dem Unternehmen zu helfen. Ein bisschen Persönliches ist auch dabei bei diesem Besuch. Buschs Vater war einst auch ein Goebel-Mitarbeiter. So nahm der Landrat denn auch den Pinsel zur Hand, und es saß wieder einmal ein Busch in der Werkstatt an der Itz und bemalte Figürchen.
Als Busch Senior dort arbeitete, war Goebel einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region. Mehr als 2500 Beschäftigte gab es zu den besten Zeiten. Dann brach der Absatz ein, mehrere Wechsel im Management brachten immer neue strategische Ansätze. Das Unternehmen, das heute in denselben Räumen dieselben Figürchen herstellt, heißt Hummel Manufaktur, nicht mehr Goebel.
Aber viele der zurzeit 74 Beschäftigten sind seit Jahrzehnten hier, haben alle Wechsel, alle Höhen und Tiefen mit durchgestanden. Sie sind es, die das Wissen und Können des Unternehmens weitertragen. "Ohne sie ginge das alles verloren", sagt Produktionsleiter Peter Hohenstein. Er ist spürbar stolz auf dieses Knowhow, das hinter den ganz besonderen Figuren steckt, die hier gemacht werden.


Besonderes Know-how

"Wir verwenden sehr spezielle Farben, die wir nirgends im Großhandel kaufen können, die mischen wir hier selbst", erklärt er eines der Geheimnisse. Dazu wurde im Haus ein Verfahren entwickelt, das es ermöglicht, mehrere Farben in einem Arbeitsschritt aufzubringen. Dadurch werden Brennvorgänge eingespart und die kleinen Kunstwerke werden schneller fertig - ein wichtiger Aspekt in einer Zeit, in der auch der Handel immer schneller werden will. Dabei wurde das Verfahren schon vor Jahrzehnten erdacht.
Die Mitarbeiterinnen sitzen an hellen, warmen Arbeitsplätzen. Was sie herstellen, kann nur eins: schön aussehen. Auch wenn das im Auge des Betrachters liegt, denn nicht jedem gefallen die romantisch verklärten Figürchen, die sich einst eine Ordensschwester ausgedacht hat. Eine befriedigende Arbeit ist es eben doch, etwas zu machen, das Kunden wollen, nur weil es ihnen gefällt.


Große Fangemeinde

Noch ist die Fangemeinde groß. Allein in den USA hat der M. I. Hummel Club noch mehr als 20 000 Mitglieder. Im Rest der Welt noch weitere 6000, zu denen auch Michael Busch gehört. Es waren einmal mehr als 80 000. Es sollen auch wieder mehr werden, wenn es nach Peter Hohenstein geht. Die Werbung um Kunden läuft. Für mehr Figuren, dürften es auch wieder mehr Mitarbeiter sein. "Ich träume davon, dass wir mal wieder eine dreistellige Mitarbeiterzahl haben", sagt Hohenstein. Nachwuchs? Unter den 74 Beschäftigten sind immerhin 13 Auszubildende.
Die Ausbildung ist gefragt. Es hat eben seinen Reiz, etwas so Wertvolles mit eigenen Händen herzustellen wie Hummelfiguren. Tausende von Handgriffen, bei komplexen Modellen bis zu acht Brennvorgänge und ein enormer Anteil reiner Handarbeit führen dazu, dass Spitzenmodelle deutlich mehr als 1000 Euro kosten. "Was da an Arbeit drinsteckt, kann im Marketing gar nicht genug betont werden, erst damit erklärt sich ja der Preis", ist Wirtschaftsförderer Martin Schmitz überzeugt. Landrat Michael Busch freut vor allem der hohe Anteil an Auszubildenden im Unternehmen, sieht er das doch als Investition in die Zukunft der Hummel Manufaktur. Die ist ihm viel wert - als Botschafter für das Coburger Land "mit einem Produkt, das vor allem sensiblere, romantische Menschen anspricht".