Druckartikel: Rödental will mehr als "Flick und Patz"

Rödental will mehr als "Flick und Patz"


Autor: Rainer Lutz

Rödental, Mittwoch, 08. November 2017

Zahlreiche Straßen im Stadtgebiet müssen saniert werden. Prioritäten werden in Abstimmung mit den Stadtwerken gelegt. Teilweise wird ein Vollausbau nötig.
In der Ringstraße ist nicht nur die Deckschicht marode. Kanal und Versorgungsleitungen brauchen ebenfalls eine Generalsanierung und der Unterbau lässt zu wünschen übrig. Das stellten die Mitglieder des Bausenats bei der Besichtigung fest.Rainer Lutz


In den Ausbau des Straßennetzes der Stadt könnte Rödental Millionen investieren. Nicht alle Schäden können sofort behoben werden. Daher wurde eine Prioritätenliste erstellt. Bei seiner jüngsten Sitzung stimmte der Bausenat diese Liste nun mit den Stadtwerken ab. So soll vermieden werden, dass eine Straße saniert und schon kurz danach wieder aufgerissen wird, weil die Werke dort Leitungen verlegen oder reparieren wollen.
Die Ringstraße in Einberg gehört wohl zu den Straßen mit dem schlechtesten Zustand im Stadtgebiet. Daher stand sie auf der Prioritätenliste weit oben. Bei ihrer Besichtigungstour trafen die Mitglieder des Bausenats vor Ort auf eine Baustelle. Die Stadtwerke reparieren in der Ringstraße den Kanal. Ulrich Wolf von den Werken erklärte, dass der ganze Bereich Ringstraße Waldstraße und Au in Sachen Kanal in den kommenden Jahren eines der größeren Projekte der Werke sein werde. Daher wurden die zunächst geplanten Reparaturarbeiten im Umfang von 20 000 Euro jetzt von der Liste genommen. Eine Sanierung durch die Stadt empfiehlt sich gemeinsam mit den Arbeiten am Kanalnetz, so die einmütige Ansicht der Senatsmitglieder. Die aktuelle Baustelle offenbart aber noch ein weiteres Problem. Die Straße wurde offenbar ohne einen ordentlichen Unterbau erstellt. Nun denkt der Senat über einen Vollausbau nach. In diesem Fall würde allerdings die Straßenausbaubeitragssatzung greifen, nach der ein Großteil der Kosten auf die Anlieger umgelegt werden muss. Wenn dieser Bereich angegangen wird, wurde es für sinnvoll erachtet, parallel dazu auch eine Sanierung am Glockenberg einzubinden. Auch diese Straße wurde deswegen zunächst zurückgestellt.
Am Rießberg soll in einem letzten Bauabschnitt mit einem Aufwand von 20 000 Euro die Reparatur der Straße abgeschlossen werden. "Es wäre jetzt nicht unsere höchste Priorität, was die Schäden angeht, aber es wäre eben der Abschluss hier am Rießberg", sagte Bürgermeister Marco Steiner (FW).
Die Weinbergstraße steht für das kommende Jahr mit dem ersten Abschnitt von der Lindenstraße aus und einem Kostenvolumen von 55 000 Euro im Plan.
Im Mühlwiesenweg werden die Stadtwerke laut Ulrich Wolf in den kommenden Jahren nicht bauen. Es wäre zwar wünschenswert, auch dort die Ver- und Entsorgungsleitungen zu erneuern. Die Prioritäten lägen aber auch Sicht an anderen Stellen. Daher spricht nichts dagegen, eine neue Deckschicht auf die Straße aufzubringen, die eine reine Anliegerstraße ist. 35 000 Euro hat die Stadt dafür eingeplant. Bürgermeister Marco Steiner (FW) verspricht sich von dieser Aufwertung auch bessere Chancen für die Eigentümer leer stehender Gebäude, diese zu verkaufen.
Die Straße von Oberwohlsbach zur Ortsverbindung Unterwohlsbach-Lauterberg hat unter dem Schwerverkehr zur ICE-Baustelle gelitten. Für den davon betroffenen Abschnitt wird die Bahn den Ausbau finanziell tragen. Von der Baustellenzufahrt zum Ort investiert die Stadt 30 000 Euro für die Instandsetzung. "Oberwohlsbach ist sonst nur über die Itzbrücke zu erreichen. Wenn da etwas ist kommt keiner mehr rein oder raus", erklärt Steiner die Bedeutung der Zufahrt.
Bei Bürgerversammlungen wurde bereits mehrfach angeregt, zwischen Waldsachsen und der Kläranlage im Tal einen Geh- und Radweg zu bauen. Dem steht die Stadtverwaltung durchaus offen gegenüber. Er könne abgetrennt von der vorhandenen Straße mehr oder weniger Parallel geführt werden, erklärte Marco Steiner. Die Straße selbst auszubauen, halte er für einen Fehler. Dadurch würden die Autofahrer dazu verleitet viel schneller zu fahren. Weil der Radweg voraussichtlich rund 350 000 Euro kosten wird, gehört er nicht zu den schnell realisierbaren Vorhaben. Allerdings wurde beschlossen, dafür zunächst eine Planung anfertigen zu lassen - ein erster Schritt.
An der energetischen Sanierung des Rathaussaales wird mit Druck gearbeitet. Auch davon machten sich die Senatsmitglieder ein Bild. Vor allem interessierten sie die Gründe für einen Kostenanstieg und zeitliche Verzögerungen. Davon gab es einige. So stießen etwa die Arbeiter, als sie den Unterbau für den neuen Aufzug in den Boden trieben auf Fels, der mit viel Aufwand herausgebrochen werden musste. Als das Gebäude vor rund 40 Jahren errichtet wurde, sahen die Planer wohl keine Notwendigkeit, sich die Arbeit zu machen und die Holzschalungen für den Betonbau zu entfernen. Nach heutigen Anforderungen an den Brandschutz ist das eine Katastrophe. Sie mussten also mühsam entfernt werden. Böden und Wände erwiesen sich vielfach als so schräg oder krumm, dass auch hier umfangreiche Arbeiten nötig wurden, um alles zumindest einigermaßen auszugleichen. Trotzdem sind die Architekten und ausführenden Firmen überzeugt, die Gebäudehülle vor dem Wintereinbruch so weit fertig zu haben, dass im Inneren ungehindert gearbeitet und der Fertigstellungstermin im Frühjahr eingehalten werden kann.
Allerdings wurde bei den Arbeiten noch etwas deutlich. Eine Generalsanierung des eigentlichen Rathauses - jetzt ging es ja im Grunde nur um den Saal und auch da nur um die energetische Sanierung, die hoch gefördert wird - kann nicht auf die lange Bank geschoben werden. "Wir werden auch da etwas tun müssen", weiß Bürgermeister Marco Steiner. Probleme mit dem Dach, mit Leitungen, dem Brandschutz und auch hier der energetischen Dämmung zwingen zum handeln. Das wird nicht in diesem und dem kommenden Jahr finanzierbar sein. Aber vielleicht wird ja ein staatliches Förderprogramm aufgelegt, über das auch dieses Projekt bezuschusst werden kann.