Druckartikel: Rödental spart und investiert

Rödental spart und investiert


Autor: Rainer Lutz

Rödental, Dienstag, 12. April 2016

Erstmals seit 20 Jahren sinkt der Schuldenstand unter zehn Millionen Euro. Dennoch investiert die Stadt und hofft auf Fördermittel
Das Rödentaler Rathaus soll gründlich saniert werden. Die Stadt hofft auf Geld aus einem kommunalen Investitionsprogramm. Foto: Rainer Lutz


Die Stadt Rödental setzt ihren Konsolidierungskurs fort. Mit der Sondertilgung eines erst im Jahr 2015 aufgenommenen Darlehens in Höhe von 380 000 Euro zum Ende März hat der Schuldenstand erstmals seit 20 Jahren die Grenze von zehn Millionen Euro unterschritten und liegt aktuell bei 9,848 Millionen. Bis zum Jahresende wird eine Reduzierung auf 9,04 Millionen erfolgen können, ist Bürgermeister Marco Steiner (FW) überzeugt.


Die Steuerkraft der Stadt liegt aber weiterhin deutlich unter dem Landesdurchschnitt, wie Kämmerin Karin Beier bei der jüngsten Sitzung des Stadtrats darlegte. Daher kann die Stadt erneut auf Stabilisierungshilfen aus der Kasse des Freistaats bauen. Sie hofft aber auf mehr als das. Runde sieben Millionen Euro bekommt der Landkreis Coburg aus einem kommunalen Investitionsprogramm der Staatsregierung. Auch von diesem Kuchen möchte Rödental ein Stück.

Damit sollen Rathaus und Rathaussaal die längst notwendige Sanierung erfahren.


Es geht um energetische Sanierung, um Barrierefreiheit, Modernisierung und die Möglichkeit einer zeitgemäßen Nutzung beider Gebäudeteile. Architekt Christian Wutke stellte eine Vorentwurfsplanung bei der Sitzung vor. Demnach soll die Außentreppe geringfügig verlegt werden. Ein gemeinsamer Windfang führte zu klar getrennten Eingängen zu Saal und Rathaus. Der Saal bekäme eine Akustikdecke, mehr Platz und endlich eine Belüftung, die bisher kaum gegeben ist. Auch die Fassade würde sich in ihrer Außenansicht verändern.


Das Foyer des Saales fällt in den Plänen größer aus als bisher, wird neu strukturiert und kann künftig besser auch als eigener Veranstaltungsraum genutzt werden.


Der Eingangsbereich des Rathauses bekäme einen modern gestalteten Empfang. Der alte Lastenaufzug würde entfernt. Er darf nicht für den Personentransport verwendet werden. Daher hilft er nicht bei der Erreichbarkeit für Besucher, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Die soll künftig leichter an anderer Stelle gesichert werden. Die Kosten wurden von Architekt Wutke auf 1,213 Millionen Euro berechnet. Förderfähig wären davon 1,138 Millionen Euro - die allerdings zu 90 Prozent, falls das Projekt denn in das kommunale Investitionsprogramm aufgenommen wird. Doch auch Bürgermeister Steiner weiß: "Es gibt ja noch mehr Kommunen, die etwas davon abhaben wollen."


Mehr Geld für Awo-Kita

Die Sanierung des Lienhard-Fuchs-Kindergartens in der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt (Awo), sorgte ein weiteres Mal für Diskussionen. Bei den bisher geplanten Arbeiten liegen die Baukosten bei geplanten 1,5 Millionen mit fast 23 000 Euro im Plus. Allerdings tauchen nun neue Kosten auf. Die Awo möchte die Einrichtung als "Barfuß-Kindergarten" ausgerichtet sehen. Das heißt, es muss eine Möglichkeit geschaffen werden, wo Straßenschuhe gegen Hausschuhe getauscht werden können. Um trockenen und sauberen Fußes durch den Garten um das Gebäude herum zum unteren Eingang gehen zu können, soll nun ein Weg angelegt werden.


Zusammen mit einigen weiteren neuen Erfordernissen kommt eine Summe von 77 000 Euro zusammen. Verrechnet mit dem Plus aus der alten Berechnung und erwarteten weiteren Fördermitteln, geht Marco Steiner davon aus, dass nicht mehr als 30 000 Euro als Überschreitung der geplanten Bausumme übrig bleiben werden. "Gemessen an der Gesamtsumme ist das kein großer Betrag. Dafür haben wir dann aber etwas Ordentliches", erklärte er.


"Mahnbergäcker II"

Die Aufstellung eines Bebauungsplanes für ein neues Baugebiet "Mahnbergäcker II" durch die Stadt Rödental ist bei der Regierung von Oberfranken auf Skepsis gestoßen. Rödental habe in den vergangenen Jahren schon eine erhebliche Fläche an Baugebieten ausgewiesen, hieß es. Das Gesetz gebiete einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden. Vorrangig müssten daher Baulücken geschlossen und keine neuen Baugebiete ausgewiesen werden. Zudem sei zu erwarten, dass die Stadt in den kommenden Jahren erheblich an Einwohnern verlieren werde. Außerdem komme die Bebauung am oberen Ende dem Waldrand empfindlich nah.


Interesse am Bauen

Die Stadt ihrerseits verweist jedoch darauf, dass es zahlreiche Anfragen nach Wohnungen und Baumöglichkeiten in Rödental gibt. Die hoch gelegenen Baugrundstücke oberhalb des Freizeitgeländes "Eller" sollen mit etwa 600 Quadratmetern recht klein bleiben. Die Häuser am Waldrand werden auf zwei Vollgeschosse begrenzt. Dafür bekommen Häuslebauer auf diesem Hügel einen einmaligen Ausblick über Rödental mit Schloss Rosenau bis zur Veste Coburg und Schloss Callenberg, wenn das Baugebiet erschlossen wird.


Wer kauft muss auch bauen

Rödental hat in anderen Baugebieten die Erfahrung gemacht, dass Bauherren gleich zwei Grundstücke gekauft haben, um dann aber nur eines davon zu bebauen und das andere als Garten zu nutzen. Das sei nicht Sinn und Zweck eines Baugebiets, fand die Mehrheit im Stadtrat. Daher wird geprüft, ob es für die Mahnbergäcker eine Bauverpflichtung geben kann. Spätestens fünf Jahre nach Erwerb hätte ein Bauherr das Grundstück dann auch zu bebauen. Trixi Press-Zapf (CSU) stimmte als Einzige dagegen.