Richtig "verliebt" in St. Augustin
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Donnerstag, 05. November 2015
Die Bauarbeiten an der katholischen Kirche laufen reibungslos und langsam aber sicher ist auch das Ende abzusehen. Für Projektleiter Torsten Will und seine Mitarbeiter ist St. Augustin nicht nur deshalb ein ganz besonderes Objekt.
Wenn Architekt Torsten Will vom Architekturbüro Brückner & Brückner und seine "rechte Hand" Anton Frank von St. Augustin sprechen, geraten sie regelrecht ins Schwärmen: "Sie hat sich von ihrer guten Seite gezeigt, sie ist eine sehr anständige Kirche", sagt Will und Frank ergänzt lachend: "Eine kleine Perle - ja, wir sind richtig verliebt in diese Kirche!" Die beiden müssen es wissen. Zig Gotteshäuser haben sie schon saniert und St. Augustin wird nicht ihr letztes gewesen sein.
Seit gut anderthalb Jahren läuft die Generalsanierung der 1860 geweihten katholischen Kirche und langsam, aber sicher ist das Ende der Arbeiten absehbar. Das Dach ist bereits komplett erneuert, Bausünden aus den 60er Jahren wie die Sakristei hinter dem Kirchenschiff oder die Garagen am Vorplatz sind verschwunden und wurden durch einen modernen Neubau ersetzt. Der einst dunkle Chorraum ist von unnötigem Ballast befreit, die Wände gestrichen und Fenster gereinigt. Jetzt wirkt er hell, freundlich und einladend. Was noch fehlt, sind die neuen Kirchenbänke. "Die kommen später", sagt Torsten Will. Die liturgischen Objekte wie der neue Altar stehen dagegen schon - gut verpackt und geschützt - an Ort und Stelle.
Beheizter Fußboden
"Ja, es schließt sich langsam", sagt Will. "Wir sind auch noch im Zeitplan." In gut drei Wochen soll das Pflaster rund um die Kirche fertig sein, bis Ende November dann der Bodenbelag im Kirchenschiff - inklusive Fußbodenheizung. Der Ersatzbau der Sakristei befinde sich im Ausbau, "kurz vor dem Streichen und den Schreinerarbeiten", sagt Anton Frank. Wobei die Möbel voraussichtlich im Januar eingebaut werden. Hier, im Neubau, entsteht unter anderem eine Werktagskapelle für rund 30 Personen. Sie ist vor allem für Gottesdienste unter der Woche gedacht. Das i-Tüpfelchen: Sie erhält ein Flügeltor, das zum Vorplatz hin geöffnet werden kann. So können Gottesdienste auch unter freiem Himmel gefeiert werden. Anfang Dezember beginnen die Arbeiten in der Koháry-Gruft, wo 15 Mitglieder der katholischen Linie des Herzogshauses Sachsen-Coburg ruhen. Hier haben der Boden und die Wände durch Feuchtigkeit gelitten und brauchen dringend die Hand eines Fachmanns.
Ostern in neuen Räumen
Bleibt alles im Zeitplan, wird Erzbischof Ludwig Schick voraussichtlich am 16. März die Kirche wieder weihen. Das Osterfest könnte dann auch in den neuen Räumen gefeiert werden. Torsten Will ist, angesichts des bisherigen Verlaufs, zuversichtlich. Abgesehen von ein paar morschen Hölzern im Dachstuhl und einem Fundament, das unterfangen werden musste, habe es keine größeren Probleme gegeben. Von Altlasten im Boden sei man verschont geblieben und der Öltank, der zwischen den Garagen und der Kirche aus dem Boden gegraben werden musste, habe glücklicherweise dicht gehalten. Für Torsten Will sind Kirchen in jedem Fall etwas ganz besonderes. "Sie haben eine ganz andere Wertigkeit. Das hat viel mit Sinnlichkeit und auch mit Geborgenheit zu tun." Das fange zum Beispiel schon bei der Materialauswahl für die Kirchenbänke an. Wie fasst es sich an? Wie sitzt man darauf? "Eine Kirche ist eben nicht einfach nur ein Zweckbau. Wenn es hält, dann gleich für weitere 100 Jahre", erklärt Will. "Man hinterlässt Spuren." Das beseele ihn und bereite ihm große Freude - eine Freude, die offenbar ansteckend wirkt. Selbst die Handwerker hätten diese Sichtweise inzwischen übernommen. "Die sehen St. Augustin auch nicht mehr nur als Profanbau."
Akuter Handlungsbedarf
Dass es bei aller Freude auch Kritiker gibt, die mit der Modernisierung St. Augustins so gar nicht einverstanden sind, ficht Torsten Will nicht an - im Gegenteil. "Das zeigt doch, dass sie sich mit ihrer Kirche identifizieren." Außerdem sei der Mensch eben ein Gewohnheitstier. Andererseits müsse man gerade im Fall St. Augustin sehen, dass vieles nicht mehr zeitgemäß oder einfach sanierungsbedürftig war. "Es bestand akuter Handlungsbedarf." Umso mehr lobt Will den großen Mut und die Offenheit, mit denen die Bauherren das Projekt angegangen seien. "Wir bauen schließlich für 2000 Leute."Kritik hin oder her, wenn alles fertig ist, dann hat das für Torsten Will fast etwas von Weihnachten - so, als würde man seinen Freunden ein ganz besonderes Geschenk einpacken: "Ich freue mich einfach darauf, wenn St. Augustin wieder an die Leute zurück geht."