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Rettungsaktion für die Coburger Miniatur-Gebäude läuft an


Autor: Wolfgang Desombre

Coburg, Montag, 13. Mai 2019

Mit einer Rettungsaktion sollen die detailgetreuen Bauwerke wie das Schloss Ehrenburg und das Bürglaßschlösschen, wieder zum Glänzen gebracht werden.
Das Bürglasschlösschen ist wesentlich kleiner  als das Ensemble der Ehrenburg. Projektleiterin Annabelle Menzner ist guter Zuversicht, dass sich Bürger finden, die das Modell des Schlosses am Bürglaß restaurieren. Foto: Desombre


Liebe und Leidenschaft sind wichtige Eigenschaften von Hobbybastlern, wenn es um die Restauration von Minitaturgebäuden geht, meinte Regionalmanager Stefan Hinterleitner. Gemeint sind die Coburger Minitaturgebäude. Mit dem Vorhaben, eine Rettungsaktion der Modelle zu starten, hatte sich die Coburg Stadt und Land aktiv GmbH an die Bürger Coburgs gewandt. Projektmanagerin Annabelle Menzner hat die Nachbauten von Schloss Ehrenburg und Bürglaßschlösschen von der Ernstfarm in den Steinweg 37 gebracht, damit sie vor dem endgültigen Verfall bewahrt werden können.

Das Team der Coburg Stadt und Land aktiv GmbH hatte anlässlich des Aktionstages der Städtebauförderung am Samstag in das Geschäft im Steinweg 37 eingeladen. Der Tag der Städtebauförderung bezieht sich eigentlich auf normal große Gebäude, aber der Aktionstag wurde genutzt, den Bürger einen Blick auf die Miniaturgebäude zu ermöglichen und sie über das Projekt und die Entstehungsgeschichte der Miniaturen zu informieren. Begleitend wurde die Fotoausstellung "Coburg in Miniatur" der Fotografin Andrea Jahn präsentiert.

In den Jahren 2010 bis 2015 wurde das Projekt "Coburg in Miniatur" in Zusammenarbeit zwischen dem Berufsförderungswerks Nürnberg und den Jobcentern Coburg Stadt und Land durchgeführt. An die 150 Langzeitarbeitslosen fertigten detailgetreue Modelle historischer Gebäude Coburgs liebevoll aus Tausenden von Einzelteilen in handwerklicher Kleinstarbeit im Maßstab 1:25 an. Die Objekte bestehen aus Materialien wie Zement, Sandstein, Holz und Draht und die einzelnen Bauteile sind alle von Hand hergestellt. Verblüffend ist die Detailtreue der Anfertigungen. Sie erzeugt Emotionen.

Nicht wetterfestDie Mini-Gebäude wurden zunächst im Naturkunde-Museum präsentiert, bevor sie 2013 auf dem Gelände der Ernstfarm ins Freie gestellt wurden. Damals sei man davon ausgegangen, dass die Gebäude wetterfest sind, erklärte Coburgs Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber das damalige Vorgehen. Die Witterung hat jedoch in den vergangenen Jahren erhebliche Spuren an den Modellen hinterlassen.

Das Bürglaß-Schloss wurde 1521 urkundlich erwähnt und ist im Besitz der Familie Gottsmann aus Neuhaus am Rennweg. 1794 erwarb Feldmarschall Prinz Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld das Gebäude und nach seinem Tod 1815 stand es einige Jahrzehnte leer, bis Prinz August von Coburg-Kohary mit Frau und Sohn einzog. Nach dem Tod von Ferdinand wurde die Stadt Coburg Eigentümer und nutzt es seit der Renovierung als Sozialamt und Sitz des Bürgermeisters.

Hochemotionale Stücke

Seit Oktober 2018 hat die Coburg Stadt und Land aktiv GmbH die Patenschaft für die Miniaturen übernommen. In einem großen Gemeinschaftsprojekt wird der Versuch gestartet, die Modelle, soweit möglich, zu restaurieren und sie wieder zum Glänzen zu bringen. Das soll nun in dem leerstehenden Geschäft im Steinweg geschehen. Hier soll eine Werkstatt entstehen. Coburgs bekannter Modellbauer Mike Morgenroth hat sich die Objekte achon angeschaut. Er ist der Meinung, dass diese mit ein wenig handwerklichem Geschick wieder ansehnlich und schön gemacht werden können.

Gesucht werden Menschen mit Erfahrung und handwerklichem Geschick, die das übernehmen wollen. Wenn die Gebäude gerettet sind, ist eine wichtige Frage zu klären: Wo werden sie ihren neuen Standort finden? "Toll wäre es, wenn die kleinen Nachbauten zu ihren großen Vorbildern kommen könnten. Denn es wäre jammerschade, wenn die hochemotionalen Stücke und repräsentativen Wahrzeichen der Vestestadt eines Tages auf der Bauschuttdeponie verschwinden würden", sagte Stefan Hinterleitner, Geschäftsführer und Regionalmanager bei Coburg Stadt und Land aktiv GmbH. Man merke, dass die Coburger, die an dem Ladengeschäft im Steinweg vorbeilaufen und die Gebäude betrachten, schon jetzt gerührt sind.

Wer sich am Projekt unter dem Motto "Gemeinsam kann man mehr bewirken" durch handwerkliche oder finanzielle Unterstützung, Sachspenden oder in ähnlicher Form beteiligten möchte, kann sich bei der Coburg Stadt und Land aktiv GmbH unter mail@region-coburg.de melden.