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Regiomed vor Durststrecke


Autor: Simone Bastian

Coburg, Freitag, 07. Juni 2019

2018 wird nicht das einzige Verlustjahr bleiben: Auch 2019 und in den Folgejahren rechnet der kommunale Klinikkonzern mit roten Zahlen.
Blick von der Dachterrasse des Verwaltungsgebäudes von Regiomed auf das Coburger Klinikum. Foto: Simone Bastian


Die Prognose beruht auf den ersten vier Monaten des Jahres 2019: 17,1 Millionen Euro Verlust in diesem Jahr für Regiomed, den gemeinsamen Klinikkonzern der Landkreise Coburg, Lichtenfels, Hildburghausen, Sonneberg sowie der Stadt Coburg. Aber Alexander Schmidtke, seit 3. Juni als Hauptgeschäftsführer im Amt, hofft, dass die Prognose nicht eintrifft. Es werde ja schon gegengesteuert, sagte Schmidtke bei einem Pressegespräch am Freitag. In drei bis fünf Jahren solle der "Turnaround" zu schaffen sein.

Auch für die Krankenhäuser sind die Prognosen derzeit negativ: Fürs Klinikum Coburg ist ein Minus von vier Millionen Euro auf Basis der bisherigen Zahlen zu erwarten, für Lichtenfels 6,8 Millionen Euro, Neustadt 1,3 Millionen Euro, Hildburghausen zwei Millionen Euro. Lediglich fürs Klinikum in Sonneberg lassen die Zahlen der Monate Januar bis April derzeit ein positives Geschäftsjahr erwarten, nämlich zwei Millionen Euro Gewinn. Aber, betonten Schmidtke und der für die bayerischen Einrichtungen zuständige Geschäftsführer Robert Wieland: Schon im nächsten Monat können die Prognosen schon wieder ganz anders aussehen.

Einen Wirtschaftsplan für den Konzern fürs laufende Jahr gibt es noch nicht, der soll am 1. Juli verabschiedet werden. Der geprüfte Jahresabschluss für 2018 liegt auch noch nicht vor. Deshalb wollte Schmidtke auch nicht sagen, wie hoch der Verlust im vergangenen Jahr genau ausfiel. Da war Regiomed erstmals in die Miesen gerutscht. Schmidtke sagte ledligich, dass es bei den bislang bekannten 4,5 Millionen Euro nicht bleibe.

Die Probleme seien zum Teil hausgemacht, sagte Schmidtke. Zu den Dingen, die er ändern will, gehören die sehr komplexen Verhältnisse im Konzern: 17 Gesellschaften, 40 Tarifwerke, nach denen Löhne bezahlt werden, 20 Altervorsorgekassen. Das bedingt einen Verwaltungsapparat, der einfacher gestaltet sein könnte, wie Schmidtke sagte.

Ein anderer Bereich sind die Abläufe in den Krankenhäusern und Pflegeheimen. Digitalisierung könnte vieles vereinfachen, eine bessere Organisation auch. "Ich bin überzeugt, dass die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit auch die Qualität und die Zufriedenheit unserer Patienten steigern kann", sagte Schmidtke.

Schaffen will er alles ohne externe Berater, und es muss auch kein fertig ausgearbeitetes Gesamtkonzept vorliegen, um Veränderungen einzuleiten, betonte Schmidtke. "MUT- machen und tun", laute die Devise. Denn auch externe Unternehmensberater wie Roland Berger bescheinigen dem Klinikkonzern ein Potenzial von 30 bis 40 Millionen Euro, die noch eingespart werden könnten.

Das Personal soll reduziert werden, aber ohne betriebliche Kündigungen, wie Schmidtke betonte. In den vergangenen Jahren seien 300 Stellen zusätzlich geschaffen worden. Schmidtke will zunächst vor allem in den nicht-medizinischen Bereichen Strukturveränderungen herbeiführen mit dem Ziel der Kostensenkung. Denn nur da könne Regiomed wirksam sparen, wie er sagte. Denkbar sei für ihn auch ein Regiomed-Haustarifvertrag, angelehnt an den Tarif des öffentlichen Dienstes.