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Reformationsprojekt: Initiative Rodachtal zieht erfolgreiche Bilanz


Autor: Bettina Knauth

Bad Colberg-Heldburg, Freitag, 28. Dezember 2018

Über das Thema Reformation haben sich die Touristiker der Region besser vernetzt. Die Initiative Rodachtal sieht ihr Gebiet als interreligiösen Kulturraum.
Hinweisschild auf den Lutherweg Foto: Initiative Rodachtal


Wandern auf dem Lutherweg, den Spuren des Reformators mit den "Lutherfindern" folgen, Tafeln wie zu Luthers Zeiten, "Schnupperpilgern" oder Übernachtung in einem "Churchhostel": Das sind nur einige Ergebnisse des Projekts "Luther und die Reformation erleben" der Initiative Rodachtal. Vor kurzem zog Anna Hertwig vom IR-Regionalmanagement im Bad Colberger "Seysinghof" Bilanz des länderübergreifenden Kooperationsprojekts, das von der RAG

Hildburghausen-Sonneberg und der LAG Coburger Land über zwei Jahre unterstützt wurde.

"Nebenbei - aber absolut gewollt - konnte das Netzwerk der touristischen Leistungsträger im Coburger Land und in Thüringen seine Zusammenarbeit vertiefen", stellte Hertwig vor Vertretern von Kirchen, Gemeinden, Partnern und Fördermittelgebern zufrieden fest. Dadurch sollen mehr Gäste ins Rodachtal gelockt und begleitet werden. Eine "touristische Wertschöpfung und Inwertsetzung", von der letztendlich die gesamte Region profitiere. "Den einzelnen Besucher interessieren nicht allein die einzelnen Orte, er will die Gegend kennenlernen", sagte Vorsitzender Martin Finzel (Ahorn). Auf die Nachhaltigkeit des Luther-Themas lege die Initiative besonderen Wert. Die Lutherfinder sollen dazu mit den Reformationsbotschaftern in Coburg verzahnt werden.

Zu Fuß oder mit dem Rad

Der Lutherweg führt von Eisfeld über Rottenbach (Lautertal), Bad Rodach, Heldburg, Meeder, Coburg, Rödental und Neustadt bis nach Sonneberg und passiert dabei mehrmals die ehemalige innerdeutsche Grenze. Dank entsprechender Wege lässt er sich gut zu Fuß oder mit dem Rad erkunden. Auch die Drehorte des Lutherfilms aus dem Jahr 2003, auf die in Ahorn, Heldburg, Seßlach und Ummerstadt mit Infotafeln hingewiesen werden soll, können in zwei Schleifen besichtigt werden. In Seßlach zum Beispiel weiß Stadt- und Lutherführer Wolfgang Schott genau, wo Joseph Fiennes und Peter Ustinov in Szene gesetzt wurden: "Ich durfte damals als Komparse dabei sein", berichtet Schott. Andere Kollegen führen Gäste zu Orten der Reformation, wie Sabine Martinez durch Bad Rodach oder Dr. Klaus Schwenk durchs Heldburger Land. Der Person und Zeit Martin Luthers können sich die Besucher aber auch bei einem Mahl nähern, indem sie wie damals tafeln.

Nicht nur wandern, sondern pilgern

Das Tour-Angebot der sechs frischgebackenen Lutherfinder wurde in einem Prospekt zusammengefasst. Vermarktet werden soll der Lutherweg auch als Pilgerweg: Dabei bieten sich als Übernachtungsmöglichkeit die "Churchhostels" an, die Pfarrer Heinrich Arnold (Untersiemau) vorstellte: Gemeindehäuser mit Matratzen, Felddecken und Waschgelegenheit für ein bis über zehn Reisende. Wer das Pilgern nur einmal ausprobieren möchte, kann das zweitägige Angebot des "Schnupperpilgerns" nutzen.

Das spannende Thema des "interreligiösen Kulturraums" (Arbeitstitel) im Gebiet der Initiative soll künftig weiterverfolgt werden. Im besonderen Fokus dabei: der Süden Thüringens. "Durch inter- und multireligiöse Bildungsarbeit möchten wir Verständnis für unterschiedliche Weltanschauungen schaffen", sagte Hertwig. Neben den evangelischen und katholischen Konfessionen gilt ein besonderes Augenmerk dem Landjudentum. Man wolle "ohne Scheuklappen" an das Thema herangehen und sich den Trend des religiösen und spirituellen Tourismus zunutze machen, auch wenn es sich nur um eine Nische handele, kündigte Finzel an. Außerdem soll laut dem Vorsitzenden das Deutsche Burgenmuseum auf der Veste Heldburg besser vermarktet werden.

Hendrik Dressel, Finzels Vorgänger als IR-Vorsitzender und jetzt "Botschafter des Rodachtals", regte an, die Kirchen in Thüringen tagsüber zu öffnen. Dies wäre "ein positives Signal in einem atheistischen Umfeld" pflichtete ihm Superintendent Johannes Haag bei. Diese Einsicht setzte sich allerdings erst langsam durch. Auch die weitere Anregung Dressels, den Lutherweg mit anderen Wegen wie dem Bibel- oder Pilgerweg zu vernetzen, will die IR umsetzen.

IR gewinnt neue Mitglieder in Thüringen

Auf Thüringer Seite erfahre die Initiative Rodachtal nun ein deutlicheres Gewicht, berichtete Finzel. Da sich Heldburg zum 1. Januar 2019 neu gründen werde, kämen Partner hinzu. Als Reaktion darauf wird sich laut Finzel die Spitze der Initiative neu aufstellen. Zudem sichere die Erweiterung die Finanzierung durch das Ingenieurbüro für Planung und Umwelt (IBU) in Erfurt. "Arbeit und Ergebnisse passen", freute sich der Vorsitzende. Und verwies auf neben den neuen Partnern auf "Leuchttürme" wie die neue Geschäftsstelle am Ummerstadter Markt (Markt 33) und das dort angesiedelte "Kompetenzzentrum Bauen".

Kurzprofil der Initiative Rodachtal:

Die Initiative Rodachtal e.V. ist ein seit dem Jahr 2001 bestehender Zusammenschluss von drei

Thüringer (Bad Colberg-Heldburg, Straufhain, Ummerstadt) und sechs bayerischen Gemeinden

(Ahorn, Bad Rodach, Itzgrund, Seßlach, Untermerzbach, Weitramsdorf). Sie versteht sich als

Kristallisationspunkt aller Aktivitäten, die der Erhaltung und nachhaltigen Entwicklung der natürlichen

Lebensgrundlagen und der Wirtschaft ebenso wie der sozialen Entwicklung und der regionalen

Identität im Rodachtal dienen. Die Stärkung und der Ausbau des Tourismus in der Region

ist seit Beginn der Kooperation ein wichtiger Schwerpunkt und auch eines der Handlungsfelder,

die letztlich zur Gründung der Initiative Rodachtal e.V. geführt hatten.

Die Initiative Rodachtal e.V. hat die IPU GmbH mit dem Regionalmanagement der Region betraut.

Im Jahr 2016 erhielt die Initiative Rodachtal e.V. den Bayerischen Staatspreis für "Ländliche

Entwicklung in Bayern" in der Kategorie "Kreative Initiativen, Planungs- und Entwicklungsprozesse".