RE nach Erfurt "bestenfalls als Ergänzung"
Autor: Simone Bastian
Coburg, Mittwoch, 07. August 2019
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft will mehr und schnellere Verbindungen für die Region. Doch damit sind die Politiker und die IHK in Coburg nicht unbedingt glücklich.
Es ist eine "Eventualposition" in der Ausschreibung des Regionalbahnnetzes Nordfranken: Von den schnellen Regionalexpress-Zügen (RE), die die Strecke Nürnberg-Coburg über die ICE-Neubaustrecke bedienen, sollen ab Dezember 2023 fünf pro Tag von Coburg weiterfahren bis nach Erfurt, so dass mit den ICE zusammen alle zwei Stunden eine Verbindung gegeben wäre.
Ob es dazu kommt, hängt davon ab, wie die ICE-Verbindungen ab Coburg ausgebaut werden. Die DB Fernverkehr will ab Dezember 2019 ein viertes ICE-Zugpaar über Coburg fahren lassen, so dass man hier früh, mittags, nachmittags und abends Anschluss nach Berlin und München hätte. Aber darüber hinaus seien "derzeit keine Ausweitungen" geplant, teilte ein Bahnsprecher mit.
Die IHK zu Coburg indes fordert nach wie vor einen ICE-Systemhalt alle zwei Stunden in Coburg: Das habe "höchste Priorität", erklärte stellvertretender Hauptgeschäftsführer Björn Cukrowski. Denn nur der ICE gewähre eine umsteigefreie Verbindung nach München und Berlin. "Eine RE-Verbindung Nürnberg-Coburg-Erfurt führt zu gebrochenen Verkehren und ist somit weniger attraktiv als ein durchgehender ICE." Regional-Expresszüge auf der Neubaustrecke seien "lediglich als Ergänzung zielführend".
Auch Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) will weiterhin eine Ausweitung des ICE-Verkehrs von und nach Coburg: "Grundsätzlich ist die in der Ausschreibung genannte Eventualposition zu begrüßen. Sie würde - gemeinsam mit den ICE-Zugpaaren - eine zweistündliche Nordanbindung schaffen." Doch die Stadt werde weiterhin eine bessere ICE-Taktung fordern, sagt Tessmer.
Sonnebergs Bürgermeister Heiko Voigt sieht den RE nach Erfurt ebenfalls "nur als zusätzliches Nahverkehrsangebot zu ICE-Verbindungen" als sinnvoll an, wie er am Mittwoch mitteilen ließ. Prioritär müsse der ICE-Taktverkehr in Coburg sichergestellt werden, noch dazu, als die Fahrgäste, die bislang mit dem RE von Nürnberg bis Sonneberg durchfahren konnten, in Coburg umsteigen müssten, wenn die Züge von dort nach Erfurt weiterfahren.
Gerd Weibelzahl, Sprecher des Kreisverbands Coburg im Verkehrsclub Deutschland (VCD), sieht mit der Ausschreibung viele Wünsche der Region erfüllt, wie häufigere Fahrten und bessere Vertaktung. Aber auch er freut sich nicht uneingeschränkt über die fünf möglichen RE-Verbindungen nach Erfurt. "Der neue RE nach Erfurt ist zu begrüßen, wenn parallel der Zweistundentakt beim ICE kommt und der RE diesen ergänzt statt ersetzt." Aber Weibelzahl sieht auch die Vorteile, die schon die BEG nennt: Mit dem RE könnte man von Coburg aus in Erfurt die ICE-Sprinter von Frankfurt nach Berlin erreichen, und es würden sich gute Umsteigemöglichkeiten ins Rhein-Main-Gebiet sowie in Richtung Göttingen und Nordthüringen ergeben.
Im Dezember 2023 laufen die Bedienungsverträge für die Regionalbahnstrecken im nördlichen Franken aus. Deshalb hat die BEG die elektrifizierten Strecken nun neu ausgeschrieben. Eisenbahnunternehmen können sich bis 7. Januar 2023 bewerben. Einen Überblick über die Ausschreibungs-Bedingungen gibt es hier.