Puppen und Spielzeuge mit besonderen Geschichten
Autor: Thomas Heuchling
Neustadt bei Coburg, Mittwoch, 25. Sept. 2013
Eine Puppe mit schwarzen Flecken auf Bauch und Beinen oder zwei Trachtenpuppen aus China. Hinter jedem dieser Objekte steckt eine emotionale oder kuriose Geschichte. Zu entdecken gibt es sie ab Freitag im Spielzeugmuseum.
Ein Junge mit seiner Familie auf der Flucht aus Ostpreußen. Nur ein Spielzeug durfte er damals zwischen 1944 und 1945 mitnehmen. Er entschied sich für einen Teddybären. Auf dem langen Marsch mit Angst vor Bomben und der allgegenwärtigen Kälte, Zerstörung und dem Hunger begleitete ihn der Teddy in seiner Jacke.
Ein leben lang war das Plüschtier seitdem ein wichtiger Begleiter des Jungen. Er hatte inzwischen ein gewisses Alter erreicht und übergab den Teddy 2009 an das Neustadter Museum der Deutschen Spielzeugindustrie. Deshalb hat Museumsleiter Udo Leidner-Haber dem Teddy und seiner Geschichte auch den Namen "Der Teddy auf der Flucht" gegeben.
Diese und andere Geschichten von Puppen, Teddybären und Spielzeugen sind ab Freitag in Neustadt zu sehen.
Emotional, Traurig oder Kurios
"Die Geschichten der Objekte sind immer sehr persönlich, mal emotional und auch mal kurios", sagt Leidner-Haber. Rund 20 Objekte aus verschiedenen Erdteilen und Jahrzehnten wurden in einer Vorbereitungszeit von einem halben Jahr zusammengestellt. "Gesammelt habe ich die Figuren schon über Jahre. Immer wenn uns jemand etwas gestiftet hat und dazu seine persönliche Geschichte erzählt hat", so Leidner-Haber. Wenn der Museumsleiter vom "Teddy auf der Flucht" oder den traurigen Ereignissen rund um "das tröstende Sandmännchen" erzählt, dann strahlen seine Augen vor Freude, Begeisterung, aber auch vor Rührung. Kein Wunder er hat viele der gezeigten Objekte persönlich von ihren Besitzern bekommen und sich die Geschichten, oft die eines ganzes Lebens, erzählen lassen.
"Das ungeliebte Girlie"
Weniger emotional, dafür umso kurioser ist die Reise des "ungeliebten Girlie". Ein Neustadter Fabrikant brachte die Puppe Ende der 50er aus den USA als Muster mit.
Er zeigte sie seinen Töchtern, um herauszufinden wie die Mädchen die Puppe wohl finden würden. Leider mit wenig Erfolg. Die kindlichen Gesichtszüge, gepaart mit der erwachsenen Kleidung des "Girlies" gefielen den Töchtern gar nicht. So wanderte die Puppe wieder in ihren Karton und blieb dort über Jahrzehnte. 2012 wurde sie und ihre Geschichte dem Museum gestiftet und ist nun Teil der neuen Ausstellung.
"Ein anderes Beispiel ist die Lilly mit den Punkten. Sie hat schwarze Flecken an Beinen und Bauch und diente als Lehrmittel für Kinder mit Diabetes", erklärt der Museumsleiter. Er versichert, das es sich bei der Ausstellung nur um eine Auswahl handelt. Also ist eine Fortsetzung durchaus möglich.
Den Gedanken hinter der besonderen Schau erklärt Leidner-Haber so: "Bei normalen Ausstellung gibt es Objekte mit Beschriftungen zu Jahreszahlen und Herkunft. In dieser, etwas anderen Ausstellung, haben die Objekte eine persönliche Geschichte, welche die Besucher berühren kann."
Der Ausstellungsraum ist übersichtlich und überfordert den Besucher nicht. Unter Glaskästen stehen, auf den ersten Blick relativ unscheinbar, die Puppen und Spielzeuge. Daneben ein A 4-Blatt, in schwarzer Schrift auf rosa Grund steht dann die Geschichte der Figur und ihres ehemaligen Besitzers.
"Die Leute sollen sich Zeit nehmen und sich auf Objekt und Geschichte einlassen", sagt der Museumsleiter und bestückt noch ein Puppenhaus mit kleinen Möbel. Auch dieses hat eine ganz spezielle Geschichte zu erzählen.