Prunksitzung in Coburg: Kastners Rache und Hartans Hintern
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Sonntag, 18. Januar 2015
Bei der Narrhalla gab es viel zu sehen - aber nicht alles. Ihr Fett bekamen der Ex-OB, ein Schulleiter und die FDP weg. Auch die mögliche Umbenennung einer Straße war Thema.
Schon paradox: Da gibt es bei der Prunksitzung der Narrhalla die tollsten und einfallsreichsten Kostüme zu bewundern - etwa beim Showtanz der Effect's oder beim Männerballett. Aber über was wird nach der Show am meisten geredet? Darüber, dass Arthur Dewitz und Thomas Eck bei ihrem Auftritt gar nichts anhatten!
Die "Handtuch-Nummer" war vielleicht der Höhepunkt des Abends: Die Zuschauer im Kongresshaus tobten, als es Dewitz und Narrhalla-Präsident Eck immer wieder schafften, ihre Blöße zu bedecken. Da war - bei allem Klamauk - viel Geschicklichkeit gefragt! Als während des anmutenden Tanzes etwas schief zu gehen drohte, mag manchem (und mancher!) im Saal der Atem gestockt haben.
Apropos: Atemlos! Der Mega-Hit durfte nicht fehlen - interpretiert von jenem Arthur Dewitz als Helene-Fischer-Double.
Hat Helene einen Bauch?
Und Helene? Die hat keinen Bauch. Dachten zumindest alle, bis Dewitz später die Hüllen fallen ließ. Das Narrhalla-Männerballett wurde durch einige Tänzer der "Deffect's", dem Männerballett der Effect's, verstärkt.
Weitere Lokalmatadoren auf der Bühne waren die Königsgarde vom "Coburger Mohr", Büttenredner Volker Weigand, die Musikkabarettisten Streckenbach & Köhler sowie Peter "Pit" Kammerscheid und Thomas Eck. Letztere lästerten im Taxi über Coburgs Kommunalpolitik. "Mensch, der Kastner wollte zum Schluss noch seine Überstunden der letzen 24 Jahre ausbezahlt haben", erinnerte Eck. Daraufhin Kammerscheid: "Ich hätte ihn einfach beurlaubt - hätte doch eh keiner gemerkt."
Der Biss in Hartans Hintern
Dass kurz nach Ende der Kastner-Ära die Coburger Bratwurst ins Kreuzfeuer der Kritik geriet, könnte laut Eck "die Rache des Alt-OB" gewesen sein - "weil er 24 Jahre lang mit Greti und Pleti eine Bratwurst essen musste." Wie er das geschafft hat? "Er hat sich halt immer vorgestellt, er würde in den Hintern von Hans-Herbert Hartan beißen!" Den CSU-Politiker Hartan bezeichnete Kammerscheid als "Heckenschützen": Trotz Kleinkalibers würde der immer aus dem Hinterhalt schießen.
Als sich Eck einmal verhaspelte, konterte Kammerscheid sofort: "Bei Deinem schlechten Deutsch könnte man meinen, du wärst am Casi gewesen!" In Richtung des dortigen Schulleiters analysierte Kammerscheid: "Der hat die Noten geschönt, damit keiner merkt, dass aufs Casi die gleichen Blüten gehen wie auf die anderen Schulen!"
Schließlich bekam auch die FDP ihr Fett weg: "Früher konnten die in Coburg ihre Sitzungen noch in der Telefonzelle abhalten", lästerte Kammerscheid - "heute muss der Eidt schon Selbstgespräche führen!"
Weitere Witze gab es noch vom "Eich": Für ihn war es bereits der vierte Auftritt bei der Narrhalla. Ebenfalls schon Stammgäste sind die "Anonymics"-Sänger aus Suhl. Seine Coburg-Premiere feierte Comedian Jörg Kaiser aus Nürnberg. Tolle Tanzeinlagen gab es noch von den "Besenbindern" des KV Röttenbach (Tanzmariechen Bianca Dürrbeck und Schautanzgruppe) sowie von "Karnevalissimo" des RKV Solidarität Erlangen . Der Fanfarenzug blies am Ende zum feurigen Finale. Obwohl: Heißer als bei der Handtuch-Nummer konnte es kaum mehr werden!
SPLITTER
Freude Präsident Thomas Eck konnte es kaum glauben: Zum ersten Mal seit 20 Jahren wohnten alle drei Bürgermeister der Stadt Coburg - bis zum Schluss - der Prunksitzung bei.
Ehrung Für ihr großes Engagement in der Narrhalla wurde Heike Schlücke mit dem "Till von Franken" geehrt. Sie hatte 1984 in der Prinzengarde begonnen, heute ist sie Schriftführerin.
Regentschaft Während der Sitzung wurde das neue Prinzenpaar inthronisiert: Lisa I . und Philipp I. - das sind die 24-jährige Lisa Geisel und der 25-jährige Philipp Präcklein.
Nachwuchs Das Kinderprinzenpaar Emilia I. und Moritz I. überraschte mit tollen Reimen. In Anspielung auf die Diskussion über eine Max-Brose-Straße sagten sie etwa: "Eine Moritz-und-Emilia-Straße in Coburg, das wär' doch fein - aber der Stadtrat denkt da ja immer pingelig klein."