Druckartikel: Prozess in Coburg: Die Drogen blieben sozusagen in der Familie

Prozess in Coburg: Die Drogen blieben sozusagen in der Familie


Autor: Katja Nauer

Coburg, Mittwoch, 10. Mai 2017

Ein 30-jähriger Mann aus Coburg soll an seinen minderjährigen Cousin und dessen Freund Marihuana verkauft haben.
Symbolfoto: Arno Burgi/dpa


Ein 30-jähriger Mann aus Coburg soll an seinen Cousin, dessen Bruder und einen Freund Marihuana verkauft haben. Der Cousin und der Freund waren beide zum Tatzeitpunkt noch minderjährig. Die beiden Schüler sollen die Drogen konsumiert und einen Teil davon weiterverkauft haben. Einer der beiden wurde bereits rechtskräftig verurteilt, der andere junge Mann wartet noch auf sein Urteil, das im Juni gesprochen werden soll. Beide sagten in einem Prozess am Mittwoch gegen den Verkäufer aus Coburg aus.

Der 30-jährige Mann, der zurzeit in der Justizvollzugsanstalt Kronach einsitzt und in Fußfesseln vorgeführt wurde, muss sich vor der Ersten Großen Strafkammer des Landgerichts Coburg wegen unerlaubter Abgabe von Betäubungsmitteln an Personen unter 18 Jahren und unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge verantworten. In 35 Fällen soll der Bauhelfer im Zeitraum zwischen August 2015 und März 2016 den beiden Schülern Marihuana verkauft haben. Laut Anklageschrift beliefen sich die Mengen auf 25 bis 200 Gramm und waren zum großen Teil von durchschnittlicher Qualität.


Alles, was er in die Finger bekommen hat

Mit 14 kam der Angeklagte das erste Mal mit Alkohol in Kontakt, im Alter von 15 Jahren wurde er wegen Alkoholvergiftung in eine Klinik eingeliefert. Er konsumierte Cannabis, Speed, Ecstasy, Crystal. "Was ich halt in die Finger gekriegt habe", beschrieb der Mann seinen Konsum verbotener Substanzen bis ins Detail. Er habe bereits früh vor der Arbeit ein halbes Gramm Crystal konsumiert, dieselbe Menge erneut in der Mittagspause, manchmal, wenn er keinen Stoff mehr gehabt hätte, sei er nicht zur Arbeit gegangen. "Meine Freizeitgestaltung war eigentlich nur Drogen konsumieren, das war alles, was ich gemacht habe, außer der Arbeit." In der Haft habe er einen kalten Entzug gemacht und konsultiere regelmäßig die Suchtberatung. "Ich will auf jeden Fall von den Drogen weg", erklärte er, "ich will endlich ein normales Leben führen."

Die ihm vorgeworfenen Delikte will er nicht begangen haben: Einen der Schüler kenne er nicht, sagte er aus, und mit seinem Cousin will er keinen Kontakt gehabt haben. Der Bruder seines Cousins habe eine Zeit lang bei ihm in seiner Wohnung in Coburg gewohnt.


Die einzige Quelle

Die beiden zum Tatzeitpunkt minderjährigen Schüler sagten im Zeugenstand aus. Der junge Mann bestätigte die Aussagen des Angeklagten, diesen kaum zu kennen. Er habe den Cousin des Angeklagten lediglich zwei-, dreimal beim Drogenkauf in das Wohngebäude begleitet. Dort hatte der Angeklagte zusammen mit weiteren Mitbewohnern eine Wohnung. Jedes Mal will er allerdings im Flur vor der Wohnungstür des 30-Jährigen gewartet haben. Mit der eigentlichen Beschaffung habe er nichts zu tun gehabt, sagte er aus. Er erklärte, er und sein Freund hätten den Stoff gewinnbringend weiterverkauft und teilweise selber konsumiert. "Wir haben gemeinsam entschieden, dass wir für die Marihuana besorgen, wo wir wussten, dass sie kiffen ...". Der Cousin des Angeklagten gab bereitwillig zu, ab August 2015 mit Drogen gedealt und diese beim Angeklagten gekauft zu haben: "Im August hat es mit 25 Gramm angefangen, im September konnten wir schon 50 holen, ab Dezember waren es 100 Gramm", sagte er. Drei- bis viermal die Woche sei er, ansonsten aber auch sein Bruder, bei dem 30-Jährigen in der Wohnung gewesen und habe bei ihm den Stoff gekauft. Der Angeklagte soll seine einzige Quelle gewesen sein, beteuerte er: "Das Marihuana bezog ich ausschließlich vom Angeklagten."
Der Prozess wird am Freitag, 12. Mai, fortgesetzt.