Prädestiniert für Museum, Kultur und Innovation
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Dienstag, 08. Sept. 2015
Das Institut für integriertes Produktdesign der Hochschule Coburg und die Initiative Stadtmuseum arbeiten gemeinsam an einem Nutzungskonzept für den ehemaligen Schlachthof. Es soll die Chance bieten, dort die Bereiche Kultur, Innovation und Museum zu vereinen.
22 000 Exponate der städtischen Sammlungen lagern im Depot in der Uferstraße. Seit Jahren bemüht sich die Initiative Stadtmuseum um eine Möglichkeit, zumindest einen Teil der Exponate und damit der Coburger Stadtgeschichte angemessen zu präsentieren. Mit dem Kauf des ehemaligen Güterbahnhofs durch die Stadt Coburg ergeben sich nun völlig neue Perspektiven. Das Planungsbüro Schirmer hatte im März eine Rahmenplanung für das Areal präsentiert, die unter anderem die kulturelle Nutzung des denkmalgeschützten Schlachthofkomplexes vorsieht.
Zugleich läuft aktuell an der Fakultät Design der Hochschule Coburg das Forschungsprojekt "Innovation by Experiment", das im Wesentlichen darauf abzielt, experimentelle Methoden im Designprozess zu etablieren und in Oberfranken eine nachhaltige Innovationskultur zu schaffen.
Dass sich diese beiden Bereiche - Museum auf der einen, Kultur und Innovation auf der anderen Seite - bestens miteinander verknüpfen lassen, stellten Rupert Appeltshauser und Gerhard Kampe bei einer zufälligen Begegnung im Aufzug fest, wie Kampe bei einem Pressegespräch am Dienstag berichtete. Kampe, Leiter des Instituts für integriertes Produktdesign an der Hochschule Coburg (IP.CO) und Appeltshauser, Vorsitzender der Initiative Stadtmuseum, kamen ins Gespräch, woraus dann die Idee entstand, die beiden Bereiche in einem Kulturzentrum mit vielfältigem Angebot zusammenzubringen.
Einfach selber machen
Geradezu prädestiniert wäre der Schlachthof nach Ansicht der Hochschul-Vertreter für eine Forschungs- und Experimentierplattform nach dem "Making-Culture"-Prinzip.
Diplom-Designerin Pelin Celik brachte es auf den Punkt, was sich hinter dem Begriff verbirgt: "Menschen vernetzen sich weltweit und tauschen Ideen aus." Ein Beispiel: Ein Vater in Australien entwickelt für sein Kind eine Handprothese und zeigt diese in den entsprechenden Netzwerken. Ein anderer Vater in den Niederlanden greift die Idee auf und arbeitet sie weiter aus. Nach diesem Prinzip werden (auch in deutschen Städten) immer mehr Räume geschaffen, in denen man experimentieren kann, so genannte Maker Spaces. Der Vorteil: Hier können deutlich professionellere Arbeitsbedingungen angeboten werden, als man sie vielleicht zuhause hat. Diese Maker Spaces sind ausdrücklich nicht nur für Studenten gedacht, sondern stehen praktisch jedem Tüftler offen.
Die Hochschule experimentiere auf diesem Gebiet schon lange, arbeite beispielsweise mit Firmen zusammen, so Celik. "Es gibt hier eine große regionale Kultur von Handwerksbetrieben. Das muss man nur miteinander verknüpfen."
Sorgfältige Diskussion
Generell sei zunächst einmal eine "sorgfältige Diskussion" um die Nutzung des Schlachthof-Geländes nötig, betonte Rupert Appeltshauser. "Wir haben lange um ein Stadtmuseum in der Steingasse 7 gekämpft." Ein Museum im Schlachthof wäre dagegen etwas ganz anderes und sicherlich "kein normales Museum". Hier, im Coburger Süden, ließe es sich einbinden in ein umfangreiches Angebot, gemeinsam mit weiteren Coburger Kulturschaffenden wie dem Kunstverein, dem Landestheater, der "Alternativen Kultur" und den "Musikfreunden", um nur einige zu nennen. Das bedeute aber ausdrücklich nicht, dass er sich von einem Stadtmuseum verabschiede, so Appeltshauser.
"Aber das Ambiente einer ehemaligen Industriebrache richtig genutzt, das gibt den Pep!"Die Interessengemeinschaft, wie Appeltshauser es nannte, sei zwar noch ganz am Anfang, doch bei Stephan Horn, dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Coburg, stoßen die Ideen und Anstöße durchaus auf offene Ohren. Der Beschluss für den Bebauungsplan stehe vielleicht schon im Herbst an. "Dieses Verfahren können Sie nutzen, um ihre Ideen einzubringen."