Politiker, Reiter und Streiter
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Montag, 30. April 2018
Hans-Heinrich Eidt feiert am 1. Mai seinen 75. Geburtstag und sitzt auf den Tag genau seit 40 Jahren für die FDP im Coburger Stadtrat.
Mit seinen 75 Jahren, die Hans-Heinrich Eidt am 1. Mai vollendet, ist er selbstverständlich schon seit einigen Jahren Rentner - "theoretisch!", wie er betont. Denn auch wenn er längst nicht mehr als Vollzeit-Rechtsanwalt arbeite, hielten ihn seine diversen Nebenbeschäftigungen heute doch mehr auf Trab, als es sein Beruf jemals getan habe, wie Eidt erzählt.
Anwalt und Politiker, Reiter und Streiter - für seine Stadt Coburg. Geboren ist Hans-Heinrich Eidt zwar in Westpreußen, in Coburg lebt er aber schon seit seinem zweiten Lebensjahr. Das Interesse für die Politik keimte 1969 auf, als sich die FDP bei den damaligen Bundestagswahlen von der CDU/CSU trennte und auf die sozial-liberale Schiene umschwenkte.
Exakt am 1. Mai 2018 vor 40 Jahren trat Hans-Heinrich Eidt sein Amt als Coburger Stadtrat an. "Ja, die Jubiläen häufen sich", sagt Eidt lachend im Gespräch mit dem Tageblatt. Denn mit 75 Jahren ist er auch noch der älteste Stadtrat - wobei er sich diesen Titel auf den Tag genau mit Friedrich Herdan (CSU) teilen muss. "Ich bin so um 0.10 Uhr geboren, Friedrich Herdan, glaube ich, gegen Mittag. Ein richtiger Jungspund!", meint Eidt schmunzelnd.
Weitaus mehr als die Zahl 75 wurmt Hans-Heinrich Eidt, dass er seit einer Knieoperation im vergangenen September nicht mehr so mobil ist wie früher. "Da habe ich das erste Mal im Leben gemerkt, dass ich alt werde." So ganz will er dennoch nicht von seinem liebsten Hobby, dem Reiten, lassen. "Ich werde an meinem Geburtstag einen Ausritt machen, auch wenn ich immer jemanden brauche, der mir das Pferd festhält, damit ich rauf komme."
Eigene Pferde habe er nicht mehr und Jagden, an denen er früher gerne und oft teilgenommen hat, verfolge er heute meistens als Zuschauer. "Ich kann ja nicht mehr im Gelände absteigen, das geht einfach nicht mehr." Aber auf den typischen roten Reiter-Rock wolle er an seinem Geburtstag nicht verzichten.
Sein erster Krimi ist schon fertig
Einen kleinen Sektempfang hatte er für seinen Geburtstag am Dienstagvormittag geplant, inzwischen sei aber ein Brunch daraus geworden, weil sich immer mehr Gratulanten angesagt hätten, verrät er lachend.Seit 1976 ist Eidt Vorsitzender der Gemeinschaft Stadtbild Coburg. Denkt er darüber nach, dieses Amt in jüngere Hände zu legen? "Ich versuche, es mir vorzustellen", sagt der 75-Jährige. "Aber Sie sollten mal mein Büro im Hexenturm sehen. Ich finde alles, aber wenn das jemand übernimmt, der verzweifelt." Aber er habe in der Tat die Absicht, seinen Zweiten und Dritten Vorsitzenden künftig stärker mit einzubeziehen, etwa, wenn Stadtbild Medaillen vergibt. Es sei schon angenehm, so gibt er zu, wenn man Arbeit auf mehrere Schultern verteilen könne.
Apropos Arbeit, so ganz kann Eidt nicht davon lassen. Zum 70. Geburtstag hatte er dem Tageblatt verraten, dass er unbedingt noch einen Kriminalroman schreiben will. Wie steht's damit? "Er ist fertig, ich habe ihn eingereicht, aber bisher keinen Verlag gefunden, der ihn veröffentlichen will." Die Geschichte sei ein echter Fall gewesen, "ich habe noch zwei Morde mit reingebracht". Entmutigen lässt sich Eidt vom mangelnden Interesse aber nicht. "Der nächste, den ich in der Mache habe, endet zurzeit wegen der vielen anderen Arbeit dort, wo die Polizei auf die Leiche stößt." Mehr will Eidt aber derzeit nicht verraten. Nur soviel: "Er spielt in Coburg."