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Politik mit Bier und Polka - Barbara Stamm besuchte Coburg


Autor: Christoph Winter

Coburg, Donnerstag, 06. Sept. 2018

Barbara Stamm war am Mittwoch beim Stammtisch der Coburger CSU. Ihren Worten wurde aufmerksam gelauscht, bevor sich die Kandidaten vorstellten.
Endlich da: Die Warterei am Mittwochabend hatte nach einer Dreiviertelstunde ein Ende. Sebastian Straubel, Martin Mittag und Birgit Weber (hinten von links) geleiten Barbara Stamm zum CSU-Stammtisch. Foto: Christoph Winter


"In schwierigen Zeiten geht man nicht von Bord", sagt Barbara Stamm und erntet für diese Aussage Applaus. Am Mittwochabend hatte die CSU aus Stadt und Landkreis Coburg zum Stammtisch ins "Bayrisch Pub" mit der Präsidentin des bayerischen Landtags eingeladen. Die erneute Kandidatur bei der Landtagswahl am 14. Oktober habe sie sich reiflich überlegt, so die Politikerin, die seit 1969 der CSU und seit 1976 dem Landtag angehört.

Stamm steht für leise Töne in der Politik. Selbstverständlich versäumte sie es in Coburg nicht, die von der CSU stets postulierte Vorrangstellung des weißblauen Freistaates auf nahezu allen Gebieten gegenüber den anderen Bundesländern zu erwähnen. Etwa wenn sie von der Abwägung in Sicherheitsfragen sprach. In Chemnitz seien zuerst zu wenige Polizisten im Einsatz gewesen, beim G7-Gipfel im oberbayerischen Elmau vor drei Jahren habe es öffentliche Schelte wegen des angeblichen übergroßen Polizeiaufgebotes gegeben, "aber Ausschreitungen wie in Hamburg (beim G20-Gipfel im vergangenen Jahr, die Red.) hätte es bei uns in Bayern nicht gegeben", bemerkte sie eher beiläufig.

Woher kommt die Unzufriedenheit?

"Deutschland geht es gut, Bayern geht es besser", stellte die Vorsitzende der Jungen Union Coburg-Land, Christina Bieberbach, fest, warum seien die Menschen dennoch unzufrieden? Das könne sie nicht begreifen und daher auch nicht beantworten, räumte Stamm freimütig ein. Seit der deutschen Wiedervereinigung sei die Einwohnerzahl gestiegen, Bayern weise als einziges Bundesland Vollbeschäftigung auf. "Ich sage nicht, Bayern ist die CSU und die CSU ist Bayern." Die Stärke des Freistaates beruhe in erster Linie auf den Leistungen seiner Menschen, aber Stamm erinnerte selbstverständlich daran, dass seit sechs Jahrzehnten der Ministerpräsident immer das christsoziale Parteibuch hatte.

Entscheidungen würden auch hinterfragt. Dazu führte die Landtagspräsidentin die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium an. "Wir brauchen die Digitalisierung, aber in der Schule muss auch Sozialverhalten vermittelt werden", forderte die gelernte Erzieherin. Kinder müssten auch lernen, wie man blättert, nicht nur, wie man wischt. Sie plädierte trotz und wegen der fortschreitenden Technisierung des Lebens für ein Mehr an Menschlichkeit. "Der Pflegeroboter kann eine warme mitfühlende Hand nicht ersetzen." In der Mittelschicht seien die Leistungsträger der Gesellschaft, "die Facharbeiter haben wir etwas draußen gelassen". Nicht nur den Ballungszentren dürfe die Aufmerksamkeit der Politik gelten, sondern auch dem ländlichen Raum, sagte sie und erhielt Beifall.

Zwischen den Erläuterungen von Barbara Stamm stellten sich die örtlichen Kandidaten für die Landtags- und Bezirkstagswahl vor. Das sind Martin Mittag und Michael Schulz als Erststimmenbewerber und Listenkandidat für das Maximilianeum sowie Sebastian Straubel und Birgit Weber als Bewerber für das Direktmandat und Listenkandidatin für den Bezirkstag. Der Kreisgeschäftsführer Marcel Trost und JU-Chefin Bieberbach fungierten als Stichwortgeber für die verschiedenen Themen, wozu die Kandidaten ihre Visionen und Ansichten entwickelten.

Der politische Stammtisch mit Brotzeit, Bier und Stimmungsmusik von "Mario Bamberger mit seinen Gaudi-Buam" fand als lockeres Format Beifall. Stimmungsmusik half darüber hinaus, die Verspätung von Stamm zu überbrücken.