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Poledance in Rödental: Coole Art, an die Decke zu gehen


Autor: Rainer Lutz

Rödental, Freitag, 09. Oktober 2015

Eigentlich wollte Sophie Geiger im Rödentaler Sportshouse eher nebenbei Poledance trainieren, um sich selbst in diesem Sport weiter zu entwickeln. Doch inzwischen wollen so viele Mädels dabei sein, dass sie das Training alleine nicht mehr schafft.
Die Fortgeschrittenen von Mystique Pole Art im Rödentaler Sportshouse. Fotos: Rainer Lutz


Sophie Geiger geht an die Decke. Nicht, weil sie ärgerlich ist, sondern weil sie es gern tut. Sie ist Kursleiterin für Poledance im Rödentaler "Sportshouse", und beim akrobatischen Tanz an der Stange schwingt sie sich mit zwei, drei eleganten Bewegungen tatsächlich bis hinauf an die Hallendecke. Wie sehr dieser Sport im Trend liegt, zeigt die Zahl der Interessentinnen. Über einen Mangel an Nachfrage kann die Kursleiterin nämlich nicht klagen, seit sie im vergangenen Herbst damit begonnen hat, die Trainingsgruppe "Mystique Pole Art" aufzubauen: "Der Zulauf war gleich am Anfang Wahnsinn, und es kommen immer noch ständig neue Mädels dazu."


Musik macht warm

Am Freitagabend trainieren die Fortgeschrittenen. "Die meisten sind von Anfang an dabei", erzählt Sophie Geiger. Dann erzählt erst einmal niemand mehr etwas. Aufwärmen ist angesagt, und dazu gibt es Musik, dass die Halle bebt. Ein rundes Duzend Mädels powert dazu ordentlich los. Nach einer kleinen Viertelstunde sind alle außer Puste aber die Muskeln sind warm, die Gefahr von Verletzungen ist minimiert.
Dann geht es an die Stangen. Drei davon stehen im Sportshouse bereit. Sophie Geiger zeigt ein paar neue Figuren, die sie sich überlegt hat. Es wird darüber diskutiert, probiert, wie sich vielleicht noch etwas ändern, anderes einbauen lässt. Einige trainieren alleine, andere zu zweit - es gibt auch Partner-Choreografien. Der Sport ist noch jung. Selbst im weiteren Umkreis gibt es nicht viele Möglichkeiten, Poledance zu lernen. "Ich habe mir eigentlich alles selbst beigebracht", sagt Sophie Geiger bescheiden. Dass sie Poledance auch in Rödental anbietet, habe schlicht daran gelegen, dass sie sich selbst noch weiter entwickeln, möglichst viel dazu lernen wollte. Inzwischen entwickelt sich Dynamik, die sie selbst kaum erwartet hatte.


Spaß am Sport im Vordergrund

Die Stimmung ist locker, alle haben ganz offensichtlich jede Menge Spaß an der Bewegung. Leicht und spielerisch bewegen sich die jungen Frauen an den Stangen, als hätte die Schwerkraft gerade Pause. Die Anstrengung ist ihnen kaum anzusehen, wenn sie nach einer Rotation mit wehenden Haaren wieder auf dem Boden ankommen. Bald kreisen sie wie eine lebende Flagge am Mast, bald hängen sie kopfüber, um im nächsten Augenblick in einer grazilen Drehung neben der Stange zu stehen. "Bei den ersten Versuchen hat es nicht so ausgesehen", lacht Leonie. Die 19-Jährige ist von Anfang an dabei. Inzwischen gibt sie zusammen mit Marie selbst schon Unterricht für die Anfängerinnen. "Ich will nicht noch mehr Stunden geben", sagt Sophie Geiger, die eigentlich im Sportshouse als Fitnesstrainerin arbeitet. Daher braucht sie Unterstützung und ihre beiden Schülerinnen werden so bereits zu Lehrerinnen.
"Die Anfänger brauchen ja erstmal eine gewisse Grundausstattung an Figuren", erklärt sie. Es gilt, ein Gefühl für die Bewegung an der Stange zu entwickeln, sich langsam zu steigern. Das können auch die Mädels vermitteln, die schon seit dem vergangenen Herbst dabei sind. Eine Grundausstattung an Figuren, das klingt mit 30 bis 40 Formen, die zu lernen sind, schon gar nicht nach wenig. Doch die Mädels sind sich einig: Die hat man schneller drauf als man denkt.


Fitnessprogramm für jederfrau

Bei der Frage nach den Voraussetzungen, die eine Interessentin für ihren Sport mitbringen sollte, winkt Sophie Geiger ab: "Da gibt es eigentlich keine." Nach kurzem Nachdenken fügt sie aber hinzu: "Hartnäckigkeit und ein fester Wille, immer weiter zu üben, gehören schon dazu. Naja, und man muss schon ein paar blaue Flecken in Kauf nehmen."


Manche haben ein falsches Bild

Tatsächlich hat schon die eine oder andere unter den Mädels hier und da ein paar kleinere Blessuren. Aber die scheinen sie nicht zu interessieren. Der Spaß an der schwerelos wirkenden Bewegung ist zu groß. "Inzwischen sind hier richtig viele Freundschaften entstanden", erzählt Sophie Geiger weiter. Die Mädels unternehmen oft etwas zusammen. Und wenn sie so in der Stadt unterwegs sind, müssen schon mal Verkehrsschilder oder Spielgeräte für eine kleine artistische Vorführung herhalten - sehr zur Verblüffung von Passanten.
Vielsagende Blicke, wenn sie von ihrem Sport erzählt, gehen Sophie Geiger ein bisschen auf die Nerven. "Ja, es gibt da diese Vorstellung", weiß sie. Diese Gedanken an eher zweifelhafte Bars mit Mädels, die sich an einer Stange räkeln. "Das ist Quatsch", schimpft sie. "Es ist einfach ein toller Sport", steht für sie fest. Dass die Fitnessgeräte, die im Sportshouse nahe der Glaswand zum Poledance-Trainingsraum stehen, etwas mehr ausgelastet sind, wenn die Mädels trainieren, ist aber wohl kein Zufall. Sehenswert ist es allemal, was Sophie Geiger und ihre Poledance-Mädels da zeigen können. "Vor allem ist es ein super Training für den ganzen Körper, es wird die Koordination geschult und es macht halt vor allem total viel Spaß", erklärt Leonie ihre Begeisterung für diesen Sport.
Wer sich für Poledance interessiert, kann zunächst zu einem Schnuppertraining kommen. Danach bietet sich die Möglichkeit, den Sport über eine Zehnerkarte besser kennen zu lernen, ehe man sich anmeldet.

Anfängerkurse finden jeweils am Sonntag von 16.30 bis 17.30 Uhr und am Montag von 21 bis 22 Uhr statt.

Fortgeschrittene trainieren Donnerstag und Freitag jeweils von 17.30 bis 18.30 Uhr.