Plötzlich kam "Mambo" mit einer Axt...
Autor: Christoph Böger
Neustadt bei Coburg, Montag, 20. April 2020
Wie der ehemalige Staatssekretär Jürgen W. Heike 1985 auf dem Areal der heutigen Freisportanlage nur knapp einem Mordanschlag entkam.
Tatort war die heutige Freisportanlage. Schon Mitte der achtziger Jahre ein gefährliches Pflaster. Nicht etwa weil die alten Haudegen Fischer und Kirchner von der Leichtathletik-Abteilung mit Speer, Kugel und Hammer um sich warfen, sondern weil an diesem finsteren Novemberabend "Mambo" um das Areal schlich.
"Mambo": So nannten nicht nur die Fußballer den amtsbekannten Neustadter, der mit einem Handwagen unterwegs war und gerne Leute auf der Straße anpöbelte. Mit einer Bierflasche in der Hand und einem - zumindest seiner Meinung nach - niegel-nagel-neuen Trachtenhut auf dem Kopf störte er an diesem Abend beharrlich das Fußballtraining auf dem Ausweichplatz.
"Falscher Neuner" im Strafraum
Immer wieder lief "Mambo" durch den Strafraum. Trainer Emil Kirchner und seine Bezirksliga-Kicker hatten anfangs noch Spaß mit dem "falschen Neuner", bis sich schließlich der damalige Abteilungsleiter und spätere Staatssekretär Jürgen W. Heike einmischte. Er nahm "Mambo" die Bierflasche ab und stellte sie hinters Tor. Dann schubste Heike den "Mittelstürmer" kurzerhand mit einem Rempler ("mein Arm war angelegt"/O-Ton Heike, der zu dieser Zeit auch Fußball-Schiedsrichter war...) aus der Gefahrenzone.
Ein "Foul" mit Folgen! Denn "Mambos" Hut fiel in den Dreck. Wutentbrannt verschwand er mit seinem Handwagen durch die angrenzende Gartenkolonie. Aber nur deshalb, weil er - wie der Angeklagte später vor Gericht aussagte - Angst vor dem "Riesen-Viech" hatte.
Angst vor dem "Riesen-Viech"
"Mambo" schlich sich einige Zeit später erneut an. Nicht einmal das "Riesen-Viech", also Heikes hüfthoher Bobtail namens Wuschel, bemerkte den heimtückischen Angriff auf sein Herrchen. Es war dunkel, längst brannte das Flutlicht. Trotzdem sah der spätere Landtagsabgeordnete (von 1994 bis 2018) im Augenwinkel eine Axt aufblitzen: "Intuitiv bin ich ein Stück zur Seite gesprungen. Er hätte mich getroffen", erinnert sich Jürgen W. Heike noch ganz genau an diesen brisanten Moment. Die Kicker nahmen dem Angreifer schnell die Waffe ab. Und spätestens jetzt war Schluss mit lustig!
Gut eine Stunde später - die Polizei war benachrichtigt und war dem Übeltäter bereits auf der Spur - tauchte "Mambo" ein drittes Mal bei den Fußballern auf. Dieses Mal im Geschäftszimmer des VfL Neustadt: "Er wollte sein Beil zurück. Wir hielten ihn auf und ich alarmierte schnell die Polizei", schildert Heike 35 Jahre danach diese aufregenden Momente.
Mit geklautem Lamm auf dem Rad
"Mambo" wurde verhaftet und musste sich später wegen "Mordversuches" vor Gericht verantworten. Richter Fuchs beließ es bei einer Bewährung, doch der Angeklagte war in dieser Zeit uneinsichtig: Schon kurze Zeit nach seiner Verurteilung klaute er nämlich aus einem Areal beim Obsthändler "Zettl" ein kleines Schaf.