Hunderettung in Seßlach: Plötzlich bellt es aus dem Schacht
Autor: Bettina Knauth
Seßlach, Sonntag, 26. März 2017
Für eine spektakuläre Hunderettung war am Samstag jede Menge Handarbeit von Seßlacher Feuerwehrleuten gefragt. Am Ende gab es eine große Überraschung.
"Rettung Kleintier aus Schacht": Als Robert Cervenka am Samstag um 11.45 Uhr der Einsatzbefehl erreicht, stehen dem Kommandanten der Seßlacher Wehr und dem Team aufregende Stunden bevor.
Als die Seßlacherin Vanessa Cocco ihre Labradore Choco und Balou hinter dem Seßlacher Neubaugebiet Lindachsteig V von der Leine ließ, rannte Choco plötzlich zu einem Gulli. "Er blieb stehen und fiepte", berichtet Cocco später. Am Loch war ein Bellen zu hören. Cocco lockte mit Leckerli. Ohne Erfolg. Da wählt die junge Frau den Notruf.
Kopfüber überzeugen sich sowohl Feuerwehrmann Manuel Kraus als auch Seegenschmidt im Schacht, dass sich tatsächlich ein Tier darin befindet. Zahlreiche Schaulustige sind auch da. "Den Kopf da so reinzustecken, da gehört auch etwas zu", kommentiert Nadine Falk.
Auch Cervenka macht sich ein Bild: "Ich sehe ihn, aber er bewegt sich keinen Zentimeter", verkündet der Kommandant, nachdem er mühsam wieder aus dem Loch gezogen wurde. Offensichtlich geriet der kleine Vierbeiner, warum auch immer, vom Graben in den Regenwasserkanal. Dabei hatte er sich hinter einem Absatz verfangen.
"Vielleicht ist er auch so verängstigt, dass er sich nicht mehr vortraut", mutmaßt Cervenka. Vom Schacht aus ist das Tier nicht zu erreichen. Der Kommandant befiehlt daher, die Abwasserleitung aufzubrechen. Da heißt es graben: Neben dem Schacht entsteht eine rund zwei mal zwei Meter große Grube.
Massives Hindernis
In der Tiefe stoßen die Kräfte auf eine Betonplatte. Statt Schaufel sind jetzt Trennschleifer, Hammer und Meißel gefragt. Staub, Funkenflug und Lärm behindern die Feuerwehrleute. Und immer wieder stellt sich die bange Frage: Wie geht es dem Hündchen dort unten?Erst als Sven Eichler mit seinem Bohrhammer anrückt, zerbröselt die Betonschicht langsam. Vorsichtig lösen die Freiwilligen Stück für Stück heraus. "Wenn wir zu viel Staub machen, erstickt uns der Hund", warnt Cervenka. Zu sehen ist der Hund nicht. Unten am Rosenwässerle kontrolliert ein Posten, ob der Hund nicht doch den langen Weg nach unten findet.
Überraschung
Um 13.30 Uhr kann Manuel Kraus schließlich seinen Kopf weit genug unter die Betonplatte stecken. Seine überraschende Kunde: "Es sind zwei Hunde!" Inzwischen versucht Kraus, kopfüber im Loch hängend, mit Schlaufen und einer Bandschlinge die Tiere aus dem Loch zu holen. Doch weder Wurstscheiben noch Pfiffe locken die verängstigten Tiere vor. "Sie hecheln mich lediglich an", berichtet der Feuerwehrmann.
Immer wieder fordert er die Ausreißer auf: "Lauf doch drüber!" Gemeint ist die Bandschlinge, mit der er sie, unterstützt von vier Kollegen um ihn herum, nach oben heben möchte. Nach einer gefühlten Ewigkeit gelingt es Kraus schließlich, einen Hund nach dem anderen aus seinem Verlies zu befreien.
Umringt von den Einsatzkräften schütteln sich die verdreckten Vierbeiner erst einmal. Offensichtlich haben sie ihr Abenteuer unverletzt überstanden.
Kurz nach ihrer Rettung treffen Vertreter des Coburger Tierheims ein. Für Sabine Remter Routine. "Die beiden sehen so gepflegt aus", mutmaßt Sabine Remter, "der Besitzer wird sich bestimmt schnell finden."
Erlösender Anruf
Sie sollte Recht behalten: Fabian Bartsch kommen die Hunde bekannt vor. Mit einem Anruf in Hattersdorf, wird Hundebesitzerin Katrin Schuster fast drei Stunden nach Alarmierung der Rettungskräfte verständigt und kann Katrin Schuster ihre Lieblinge wieder in die Arme schließen. "Bin ich froh! Als erstes muss ich gleich meinen Kindern berichten, dass die Ausreißer wieder aufgetaucht sind", sagte die Hundebesitzerin überglücklich. Am frühen Samstagmorgen waren ihr Mama Chichi und Nachwuchs Purzel entwischt, als sie der Nachbarkatze nachgejagten. Stundenlang hatte sie die beiden gesucht, so weit fort in Seßlach hätte Frauchen die beiden Ausreißer "nie vermutet". Sichtlich erleichtert wandte sich Schuster an die Feuerwehrleute: "Habt vielen Dank für euren Einsatz!" Ob das Frauchen dafür zur Kasse gebeten wird, ist abzuwarten.