Phantom-Schmerzen aus der Opern-Unterwelt
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Coburg, Donnerstag, 26. Februar 2015
"Das Phantom der Oper" treibt in diversen Fassungen sein Unwesen in deutschen Landen. Die Coburger bekamen im gut gefüllten Kongresshaus die deutschsprachige Version von Arndt Gerber und Paul Wilhelm serviert, nicht die Hamburger Webber-Produktion, zu der Jahr um Jahr so viele im komplett organisierten Zwei tages-Städtetrip ziehen.
Ausgesprochen wüst geht es zu in Gaston Lerouxs Schauerroman "Das Phantom der Oper" von 1910, eine herrlich düstere Vorlage für emotional auftrumpfende Bühnen- und Filmadap tionen. Einsames, böse gewordenes Monster in der Unterwelt der Pariser Oper will sich die Liebe der lichten jungen Sängerin Christine und damit endlich ein Stückchen Leben erzwingen. Die Schöne und das Biest und so weiter.
Der Berliner Komponist Arndt Gerber und sein Librettist Paul Wilhelm haben 1997 eine im Vergleich zu der weltweit sehr erfolgreichen, opern-üppig ausgreifenden Musical-Schöpfung Andrew Lloyd Webbers stärker auf rein gesprochene und erklärende Passagen setzende Fassung komplett in Deutsch herausgebracht; Uraufführung in Donaueschingen, mit der die Central Musical Company des Veranstalters ASA Events seit fünfzehn Jahren durch die deutschsprachigen Lande tourt.
Sehnsucht kam auf
Das Gastspiel hatte seine innigen Momente in einer langen Folge von Unstimmigkeiten. Vielfach ungelenkes Schauspiel der Darsteller, die sich erst Recht gesanglich auf sehr unterschiedlichem Niveau bewegten, vor oftmals blässlichen Bühnenprojektionen ließen sehnsüchtig an das verlässliche Theaterfeeling im Landestheater Coburg denken, für das man keine Eintrittspreise zwischen 55 und 75 Euro zu zahlen braucht.
Es waren Stefanie Wesser als Christine, Martin Mairinger als der sie liebende Raoul und Ale xandra-Maria Voigt als zickige Diva Carlotta, die in diesem Rahmen einige Male Schmelz und mitreißenden Wohlklang hervorzubringen vermochten. Den rettenden musikalischen Rahmen bot das durchaus bemerkenswerte, 20-köpfige Orchester unter Leitung von Lajos Taligás.
Der Beifall hielt sich in Grenzen.